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Vernissage: 18. Januar 2008 18.00-21.00 Uhr

Die Galerie Nicola von Senger freut sich, Clarina Bezzolas erste Einzelausstellung in der Schweiz präsentieren zu können. Die 1970 in Zürich geborene Künstlerin zog vor siebzehn Jahren nach New York, wo sie seit den späten neunziger Jahren regelmässig ausstellt. Bezzola konzentriert sich in ihren Ausstellungen vor allem auf raumgreifende Installationen, die zugleich als Schauplatz für Performances einstehen. Bezzolas Performances können sich über die Jahre weiterentwickeln und sind ein wichtiger Bestandteil ihres Werkes, das sich auf diese Weise sehr direkt mit Geist und Körper auseinandersetzt. Swiss Miss: A Gathering stammt ursprünglich aus 2003 und wird in Zürich mit einem neuen performativen Anhang versehen, der im Vorfeld der Ausstellung im Januar entstehen wird.

Der Titel der Ausstellung verweist auf die zwei Elemente, Performance und Installation, die sich in der Arbeit begegnen. Das Gathering ist der Rohbau, die physische Ausstellung worin mehrere Keramikfiguren um einen Glockenturm, der einem Märchen entsprungen sein könnte, versammelt stehen. Die Figuren (minimal dargestellt ähneln diese zylinderförmigen, oben abgerundeten Keramikgüsse zugleich Fingerpuppen und Abfalleimern) stellen Dorfbewohner dar, die auf grüner Wiese in einem Idyll zu weilen scheinen. Ein Loch wo man ein Gesicht vermuten würde verleiht den sonst identischen Figuren eine Ausdrucksmöglichkeit. Durch die Öffnungen quellen bizarr geformte Organe und Körperteile hervor, die nicht zur Romantik passen wollen: Eingeweide, Finger und Zungen, Textilgeschwülste aus denen Blumen spriessen, pelzige Auswüchse und Zähne. Aus diesen surreal anmutenden Gestalten entsteht eine Szene, in der beschauliche Alpenromantik und Kafkaeske Albtraumsemantik aufeinander treffen.

Mit dem Traumhaften im nicht nur positiven Sinn verweist Bezzola auf die Psyche, wo sich die Inkongruenz zwischen sozialer Erwartung und persönlicher Haltung in einem Konflikt abspielt, der das Gleichgewicht dieser Bewusstseinslandschaft nicht unbedingt garantiert. In der Performance spielt sich eine Verwandlung ab, in der dieses Gleichgewicht gestört wird und das persönliche Innere eruptionsartig auftaucht. Ein brav kostümiertes Schweizer Mädchen transformiert sich in ein wurmartiges Wesen, das die zu Beginn zugedeckten Keramikfiguren enthüllt - sie zum Leben erweckt. Während das Innere in den Skulpturen symbolisch veräussert wird, verkriecht sich die Swiss Miss in einem Wurmkostüm und entzieht sich so gesellschaftlichen Zwängen. Durch die Akte des Verkriechens und des Preisgebens untersuchen Performance und Installation die Identitätsfrage als Hinterfragung gesellschaftlicher Zwänge und gehen der Entblössung sozialer und persönlicher Ängste als Erforschung des Individualitätsbegriffs nach.

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Clarina Bezzola
Swiss Miss: a gathering