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"Nothing is easy & Selected Works from the Hoesch Collection" lautet der Titel der ersten musealen Einzelschau des in Köln lebenden Künstlers Claus Richter (*1971). Durch Rauminszenierungen, Installationen und Videos verwandelt Richter das Leopold-Hoesch-Museum in eine prächtige Kulissenlandschaft, dabei bereits in dessen opulentem Treppenhaus beginnend sowie Arbeiten aus dessen bedeutender Sammlung integrierend. Diese wählte er im Vorfeld unter dem Aspekt emotionaler Zustandsbeschreibung von Gesellschaft aus, die unter den Stichworten "Spektakel, Sehnsucht und Melancholie" das Lebensgefühl um die Jahrhundertwende wie auch Leitmotive seines eigenen Schaffens veranschaulichen. So begegnet man nach langer Absenz wieder James Ensor, Max Liebermann oder Edvard Munch.

Beeinflusst von der schieren Begeisterung für Hollywood sowie Themenvergnügungsparks lässt Richter beispielsweise in RATS (2009) die düsteren Straßen East Londons oder in Facade (2007) die schillernden Broadway-Kulissen der 1940er Jahre auferstehen. Dabei zielt Richter nicht auf die perfekte Kopie dieser Rezeptionen, sondern verwendet für deren Nachbau einfache Materialien wie Wellpappe und Papier und überführt sie in eine charmante Profanität. Insofern agiert er zugleich als Konsument, Fan und Skeptiker dieser Vergnügungsindustrie. Neben diesen Installationen zeigt Richter im Leopold-Hoesch-Museum neue Arbeiten wie ein beduftetes Lebkuchenzimmer, dessen Wandschmuck aus überdimensioniertem Weihnachtsgebäck besteht und somit den traditionellen Bildbegriff in Frage stellt. Vorbei an Plakaten und blinkenden Aufstellern gelangt man in den Kinosaal, in dem man sich drei Videos von Richter anschauen kann. In ihnen setzt sich Richter mit der lauten wie verlockenden Ästhetik der Massenunterhaltung auseinander. Durch den Museumsneubau zieht sich ein aus Packpapier gefertigter Bergwerksstollen, gelegentlich flankiert von Maschinen, die, gefüttert mit im Licht vergangenen Faltern, Kunst hervorbringen. Als passionierter Sammler von zeitgenössischem Spielzeug, das ihm unerlässliche Inspiration bedeutet, lässt ihm Richter bereits heute eine würdevolle Präsentation im musealen Rahmen zukommen, dabei kuratorische Traditionen hinterfragend.