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Eröffnung 12. Mai 2007, ab 20 Uhr

Lautsprecher und Computer haben die Welt der traditionellen, instrumental-akustischen Klänge um eine neue Dimension erweitert. Das Musikinstitut am ZKM | Karlsruhe ist ein Ort dieser "unerhörten" Klänge und damit auch neuer sinnlicher Erfahrungen. Von Anbeginn an hat das Institut für Musik und Akustik die experimentellen Arbeiten in der Musik als eigenständiges Feld verfolgt.

Die Ausstellung „Collecting Sounds“ wurde als Einblick in und Ausschnitt aus der Sammlung des Instituts für Musik und Akustik für das ZKMax München konzipiert. Die Medieninstallationen zeigen Werken von Ludger Brümmer, Garth Knox und Brian O’Reilly, Christina Ciupke, Elena Kats-Chernin und Bojidar Spassov.

In den Musikstudios und Ateliers des Musikinstituts am ZKM | Karlsruhe erarbeiten Gastkünstler und Wissenschaftler seit seiner Gründung 1989 akustische Produktionen. Die Projekte umfassen mit digitaler Klangsynthese, algorithmischer Komposition und Live-Elektronik bis zu Hörspiel, interaktiver Klanginstallation und audiovisuellen Produktionen eine breite Palette dessen, wozu die digitale Technologie musikalische Experimente anregt. Die ästhetische Bandbereite der Werke ist nicht auf ein Paradigma von "Neuer Musik" im Sinne des 20. Jahrhunderts beschränkt. Zwar liegen die Wurzeln der meisten Arbeiten dort, aber allgemein sieht sich das Institut als Basis für alle musikalischen Ansätze, die neue Tendenzen und Technologien in der Musik verfolgen. In der Musikwelt wird das ZKM | Institut für Musik und Akustik vor allem dafür geschätzt, dass die künstlerische Arbeit im Vordergrund steht.

Die Ausstellung „Collecting Sounds“ wurde kuratiert von Ludger Brümmer und Achim Heidenreich (ZKM | Institut für Musik und Akustik)

Werke:

Christina Ciupke: Souvenir (2004) '20 Souvenir basiert auf dem Zusammenwirken von Tanz/ Bewegung und Akustik/ Klang. Es ist eine Suche nach gemeinsamen Formen, deren Bedingungen und Möglichkeiten. Beginnend bei der Sprache, welche die grundlegende Verbindung von Körper und Klang darstellt, wird ein Prozess der Auflösung beschritten. Sprache wird in ihre sinnlichen und semantischen Bestandteile zerlegt. Ihre Methode ist die Wiederholung eines tradierten, weit über uns selbst hinausreichenden Systems; ihr Instrument ist der jeweils eigene Körper, das Epizentrum der Intimität. An der Nahtstelle zwischen Körper und Klang durchläuft »Souvenir« verschiedene Stadien von Annäherung und Entfernung, Abweichung und Ähnlichkeit. Ciupkes Arbeitsweise verfolgt stets das Anliegen, mit dem Körper über das Mittel des Körpers selbst zu sprechen. Wiederholung, Reduktion und Verlangsamung von Bewegung lassen für den Moment der Aufführung Räume von einer eigenen, spezifischen Zeitlichkeit entstehen.

Knox/O'Reilly: Spectral Viola (2007) '20 Elektroakustische Werke von Giacinto Scelsi, Gerard Grisey, Salvatore Sciarrino, Michael Edwards und Kaija Saariaho und Improvisationen für Bratsche, Viola d’amore und Live-Visualisierung. Koproduktion der ZKM | Institute für Bildmedien und für Musik und Akustik. Bratsche: Garth Knox. Bewegte Bilder: Brian O’Reilly

Ludger Brümmer: Medusa (2007) '23 Die Komposition »Medusa« benutzt die Software Genesis, mit deren Hilfe physikalische Modelle erstellt werden. »Genesis« ermöglicht es, Klänge zu erzeugen, die eindeutig einem bestimmten Material entstammen. Jeder Klang wird sofort mit einer Quelle, wie Holz, Metall, Blech oder Eisenstange assoziiert. Zusätzlich sind manche Klänge, denen existierender Instrumente so ähnlich, dass man keinen Unterschied zwischen echtem und künstlich erzeugtem Klang hören kann. Sicherlich, in dem Moment, in dem der virtuelle Klang dem Wirklichen ähnlich ist, verliert er an Einzigartigkeit, besonders für einen Komponisten, der daran interessiert ist, neue Klänge zu finden.

Elena Kats-Chernin: Smash (1996) '10 Musik zum gleichnamigen Experimentalfilm von Kirsten Winter. Die Russin Kats-Chernin studierte Komposition bei Richard Toop in Sydney (1975-79) und bei Helmut Lachenmann in Hannover (1980-1982). In den achtziger Jahren zahlreiche Arbeiten für Schauspiel und Tanztheater: u.a. mit Reinhild Hoffmann, Frank Patrick Steckel, Andrea Breth am Schauspielhaus Bochum, an der Schaubühne Berlin und am Wiener Burgtheater. Seit Beginn der neunziger Jahre stärkere Hinwendung zur instrumentalen Musik (Kammermusik und Orchesterstücke), außerdem auch Kammeropern und Musik zu Experimental- und Stummfilmen.

Bojidar Spassov: Asylphonia (1995) '11 Das Geräusch, das entsteht, wenn eine Meereswoge auf Sand brandet, ist das zentrale akustische Ausgangsmaterial für »Asylphonia«. Das Stück handelt von Verfolgung und Verwandlung, allerdings in Form eines Computerspiels mit Musik und Bildern. Die vier Charaktere sind der § (gemeint ist § 18, der die Durchführung des Grundgesetzanspruches auf politisches Asyl regelt), Lissa (der Fuchs im slawischen Märchen und Strawinskys "Le Rénard") und Alice (aus Carrols "Through the Looking Glass").

„Zubringer TE“ - Ein Konzert für 8 E-Gitarren. Zur Langen Nacht der Musik am 12. Mai 2007

Wie dunstiger weicher Bodennebel in einer einsamen Waldlichtung an einem dieser speziellen Oktobermorgen, liegt eine Wolke aus Akkord im Raum, wabernd, in ständiger Bewegung begriffen, an manchen Stellen dünner ausfransend, an anderen, dick wie Waschküche. „Na, herrlich“ denkt der ermüdete Wanderer „ach, könnte ich mich doch für eine Weile so ganz verlieren in diesem verlockenden weichen Bett von Schwingung und Klang!“ Und er kann!

Mit „Zubringer TE“ findet in dieser Form zum zweiten mal ein Experiment - nun in erweiterter Runde - statt. Acht Gitarristen erzeugen zusammen eine Klangskulptur, die auf einem Akkord und keinem Rhythmus aufbaut.

Bernd Müllers ist Künstler und arbeitet in seinen Zeichnungen und Videos mit verschiedensten Versatzstücken der Hoch- und Niederkultur. In Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, entwickelt er zudem experimentelle Projekte in anderen Künsten wie der Musik.

Andreas Lang ist Musiker und hat unter dem eigenen Label „q-tone“ bereits diverse CDs mit verschiedenen anderen Musikern produzierte. Mit größtdenkbarer Freiheit, nutzt Andreas Lang die Möglichkeiten der Pop- und Elektromusik, um seinen ganz eigenen Kosmos zu erschaffen, der weit jenseits von herkömmlichen Musikstrukturen liegt.

Beteiligte an der Aufführung von „Zubringer TE“: Gero Kempf, Andreas Lang, Vitus Leinthaler, Bernd Müller, Martin Rühle, Stefan Schlienz, Tim Webb, Wolfgang Wirtz.