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Der Badische Kunstverein stellt die 1963 geborene New Yorker Foto-Künstlerin Collier Schorr erstmals mit einer umfangreichen Einzelausstellung in Deutschland vor.Collier Schorr hat in den vergangenen Jahren u.a. mit ihren subtilen Aufnahmen jugendlicher Identitäten in zahlreichen internationalen Ausstellungen (Schirn Kunsthalle, Frankfurt; Kunsthalle Wien; Whitney Museum of American Art, New York; Fotomuseum Winterthur) große Aufmerksamkeit gefunden.

Die Auswahl ihrer Fotografien im Badischen Kunstverein fokussiert sich auf einen Zyklus von Arbeiten, in dem Collier Schorr sich mit ihrem Verhältnis zu Deutschland, seinen Bürgern, seiner Landschaft, seiner Geschichte beschäftigt. 1989 kam Collier Schorr zum ersten Mal nach Deutschland. In Schwäbisch Gmünd waren noch zwei US Army Basen stationiert. Inzwischen verbringt sie dort regelmäßig einige Sommerwochen im Familien- und Freundeskreis ihrer Freundin. Hier begann sie mit der Fotografie.Collier Schorr kreuzt in ihrem Deutschland-Zyklus (seit 1995) drei Zeitebenen: den heutigen Alltag in Deutschland, den Faschismus und den Vietnam-Krieg. Während amerikanische Soldaten infolge des 2. Weltkrieges in Deutschland stationiert waren, zogen Tausende amerikanischer Soldaten in den Vietnam-Krieg.

Collier Schorr ist amerikanische Jüdin, sie war „die einzige Jüdin“ in Schwäbisch-Gmünd, so erinnert sie sich an ihre ersten Besuche. Seitdem begleitet sie die Biografien vor Ort, die Jugendlichen in der Verwandt- und Nachbarschaft, zum Beispiel Herbert, den Neffen ihrer Freundin, den sie erstmals fotografierte, als er neun Jahre alt war. Heute ist er über 20.Es ist diese temporäre Präsenz, die die Jugendlichen von Schwäbisch-Gmünd verkörpern und die sie mit den historischen Tabus sowohl verbindet wie trennt. Collier Schorr fotografiert männliche Jugendliche in US- und Wehrmachts-Uniformen, die sie aus dem Kostümverleih orderte. Hautnah schlüpfen sie in die uniformierten Identitäten von Vorfahren und Siegermächten und bewegen sich zugleich selbstbewusst-heroisch wie geübte Schauspieler.

In dieser Spannung zwischen medialer Bildproduktion heute und dem Boden, von dem der Holocaust ausging, zwischen symbolischen Gesten und physischem Körper, zwischen jugendlicher Erwartung und historischer Erinnerung, in dem ambivalenten Verlangen der Akteure nach Individualität und Unifomierung schafft Collier Schorr einzigartige Fotografien. Der erste Band „Neighbors / Nachbarn“ aus dem Zyklus „Forests & Fields“ ist soeben im Steidl Verlag erschienen und liegt zur Ausstellung aus.

Pressetext

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Collier Schorr
Forests & Fields