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Container stehen für Erfolg oder Misserfolg der Weltwirtschaft – leere Containerschiffe signalisieren einen Abschwung, volle Containerschiffe oder gar Orders für neue, noch größere Schiffe sind euphorisierende Bilder des Aufschwungs. Das Objekt selbst ist 2,44 Meter breit, 2,59 Meter hoch und 6,06 oder alternativ 12,192 Meter lang und seit 1956 das weltweit standardisierte Transportmodul. Dreißig Millionen von ihnen sind auf den Weltmeeren unterwegs. Jetzt fasziniert der Container auch die Architekten. Das NRW-Forum Düsseldorf fragte renommierte Architekten, Designer, Künstler aus aller Welt nach Entwürfen – und erhielt eine wahre Flut an Einreichungen: bereits realisierte Container Gebäude und neue Entwürfe, die speziell für die Ausstellung entworfen wurden: originell, praktikabel, fiktiv, sinnvoll, phantasievoll, minimalistisch, exotisch, pragmatisch, futuristisch. Zwei Dutzend dieser Entwürfe sind in der Ausstellung „Container Architektur“ als Modelle im großen Maßstab 1:5 nachgebaut – das höchste stößt durch die Decke des Museums. Die mehr als 100 Einreichungen laufen als Bildfries rund um die Ausstellungsräume. Ein Katalog begleitet die Ausstellung.

Warum eine Container-Ausstellung? „Container sind ein Symbol für das Leben und Wohnen in unserer globalisierten, beweglichen, nomadischen Zeit“, beschreibt Ausstellungsmacher Werner Lippert seine Beweggründe und zitiert den Ethnologen Hartmut Böhme, der den Container als einen „Fetisch der Moderne“ beschreibt, der für Umwälzung, Mobilität und Veränderung steht. Und für den Architekturkritiker und Stadtplaner Dieter Hoffmann-Axthelm ist „der Behälter der Gebäudetypus der nächsten Zukunft“. Die Ausstellung zeigt den Container als Piktogramm für ein neues urbanes Lebensgefühl oder/und zugleich als Objekt moderner Baukunst.

Aus den Frachtkisten entstehen inzwischen Studentenwohnblocks, preisgekrönte Wohnhäuser oder Kreuzfahrtterminals. Sie sitzen als schicke Penthouses auf New Yorker Dächern oder als parasitäre Architekturen auf der Dachlandschaft von San Francisco. Sie stapeln sich zu Wohnhäusern in London oder zu Apartmenthochhäusern in Melbourne. Designer funktionieren sie zu mobilen Wohnungen oder spektakulären stationären Ferienhäusern um. Künstler entwerfen und realisieren Projekte mit und in Containern – so dient eine solche begehbare Skulptur zum Beispiel heute als Brücke über einen Fluss. Der Container wird zum Micro-Haus, zum Schnell-Gebäude das Abhilfe bei Wohnungsnot und Katastrophen schafft, zum Temporären-Gebäude, zum reisenden Marken-Store, … zu einer Idee mit Zukunft.

Es sind vor allem auch Künstler, die den Vorwurf entkräften, der Container stehe zwar für Mobilität im Zeitalter eines neuen Nomadentums, sei aber – wenn er denn dann einmal zu Wohnzwecken umfunktioniert sei, ein fixiertes Gebäude, wie jedes andere. Künstler unternehmen in ihren Vorschlägen für die Ausstellung eine Reise im »Containerfloß« und lassen sich flussabwärts dem Meer zu treiben, und das »Containerschiffhotel« nutzt nicht vollständig ausgelastete Containerschiffe als temporäre “Kreuzfahrtschiffe der etwas anderen Art” bei ihrer Fahrt über die Weltmeere.

Container werden zu Museen bei Biennalen, zu Ausstellungsboxen für eine Videoausstellung im Karlsruher ZKM, 150 Stück von ihnen werden momentan dafür genutzt die indische Polarstation zu errichten … und ein einzelner Container bildet die »Bibliothek im Eis« – Leseraum und Rückzugsrefugium für die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis. Und für die UNESCO wurde das »Push Button Mobile Museum« entwickelt, das durch Afrika touren soll und das ein Museum mit Kunstwerken im »Kinderformat« von Künstlern wie Paul McCarthy, James Turrell, Carsten Höller und anderen ist.

Container bilden aber auch die Grundlage für luxuriöse, komfortable Wohnhäuser, wie das »Quikhouse«, das bis zu 175.000 $ teuer, mit Kamin, Edelstahlküche und einer Lichtausstattung von Star-Licht-Designer Ingo Maurerausgerüstet ist. Oder dem ökologisch korrekten »Eco-540-Dwelling« Haus in Tampa, Florida, das von Windrädern gekrönt ist. … Pure Notwendigkeit sind dagegen die »Seacan Cabins« in Costa Rica, hier wurden preiswerte, genutzte Container zu Wohnhäusern umfunktioniert. Der Not gehorchend werden hier alle ausgeschnittenen Teile wie Fenster oder Türen clever bis zum letzten Blechstück weiterverwendet und recycelt.

Die Modularität, die universelle Schiffbarkeit, die Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit prädestiniert Container als Not- und Fürsorgeunterkunft. Beispiele hierfür sind der »Future Shack« oder die »1 Unit«, ein High Tech Entwurf eines mobilen Notfall-Containers mit allen Einrichtung für einen autarken Betrieb oder das »Katrina House«, ein hypothetischer Entwurf für das Pink Project, das – unter der Schirmherrschaft von Brad Pitt – den schnellen Wiederaufbau der durch den Hurrikan Katrina zerstörten Wohngebiete in New Orleans fördert.

Container sind Verkaufsräume, wie die »Puma City«, die um die Welt reiste oder der »Freitag Flagship Store« der mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde, im Original am Güterbahnhof von Zürich steht und im NRW-Forum durch die Decke stößt.

Genormt, robust, stapelbar und international verfügbar, günstig, schnell auf- und abbaubar, preiswert und nachhaltig. Dabei voller Symbolik für unsere Zeit. Kein Wunder, dass der Container Architekten, Designer und Künstler in aller Welt begeistert. Einen faszinierenden Rundumblick will die Ausstellung »Container Architektur« im NRW-Forum Düsseldorf zeigen. Der über 400 Seiten starke Katalog fasst ausführlich alle 144 Projekte zusammen.

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Container Architektur

Künstler: Adam Kalkin, Ingenhoven Architects , Massimiliano Fuksas, Luc Deleu, Stefan Sous, Markus Lüpertz ...