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Eröffnung: 28.9.2014, 12 - 17 Uhr

Die Langen Foundation freut sich eine Einzelausstellung der kanadisch-britischen Künstlerin Corin Sworn (*1976 in London) zu zeigen. Sworn, die in Glasgow lebt, zählt zu den drei Künstlern, die Schottland 2013 auf der Venedig Biennale vertraten und ist Gewinnerin des Max Mara Art Prize for Women 2013-2015. Ihre Arbeiten, in denen sie häufig Bilder mit gesprochenem Text kombiniert und gefundenes Material einsetzt, beschäftigen sich mit der kulturellen und persönlichen Bedeutung, die Objekten zugesprochen wird und wie diese umgekehrt etwas über uns aussagen. Sworn erkundet in ihren Installationen wie Objekte durch Erzählungen und die Geschichte zirkulieren und dabei fortgesetztem Wandel unterliegen. Diese Unbeständigkeit und Unabgeschlossenheit thematisiert auch Sworns Ausstellung Vibrant Matter in der Langen Foundation in deren Mittelpunkt die Erzeugung und Wahrnehmung von Farbe steht.

Die in der Langen Foundation präsentierte Ausstellung ist im Rahmen einer intensiven Recherche Sworns am Herbarium der Royal Botanical Gardens in Schottland entstanden. In dessen umfangreichem Archiv hat die Künstlerin gezielt Nachforschungen über die natürlichen Färbeeigenschaften der dort vertretenen Pflanzenarten angestellt. Aus dieser Recherche sind unterschiedliche Arbeiten hervorgegangen, die von Sworn im langgestreckten Japansaal der Langen Foundation installiert wurden.

Für die zentrale Werkgruppe hat Sworn zunächst die natürliche Farbe ausgewählter Pflanzen, wie dem Goldruten-Blütenspanner oder der gewöhnlichen Zwiebel, gewonnen. In einem aufwendigen Handfärbeverfahren wurde von der Künstlerin dann Seide mit den vorher gewonnenen Farben eingefärbt und auf dünne, hochformatige Keilrahmen aufgezogen. Ergebnis dieses Verfahrens ist eine Reihe kleinerer Formate mit einer insgesamt gedeckten, monochromen und doch abwechslungsreichen Farbskala von hellen Gelbtönen bis zu leuchtendem Blau und Violett. In Bezug dazu steht eine Auswahl von Pflanzen des Botanischen Gartens, die Sworn für ihre Experimente verwendete und die nun als getrocknete Exemplare in einer Vitrine präsentiert werden. Ein weiteres Element der Ausstellung bildet eine Serie digitaler Fotografien von Pflanzen, wie sie im Garten des Herbariums vorkommen. Auf den Fotografien werden diese Pflanzen von vertikalen, transparenten Monochromen überlagert, die Auskunft über die möglichen Färbeeigenschaften der dargestellten Pflanzen geben.

Die Farbigkeit der von Hand gefärbten Hochformate unterliegt, aufgrund der Bedingungen ihrer chemisch-prozessualen Herstellungsweise sowie deutlicher Änderungen der Farbigkeit der jeweiligen Pflanze im Wandel der Jahreszeiten, zu einem gewissen Grade dem Zufall. So haben das Mischungsverhältnis der in Flüssigkeit gelösten natürlichen Pigmente sowie die Zusammensetzung der zum Fixieren gebrauchten Beize erheblichen Einfluss auf die Farbigkeit, die letztlich auf der Seide erscheint. Die Arbeiten treten darüber hinaus in Wechselwirkung mit der Architektur der Langen Foundation. In Tadao Andos Konstruktion aus Glas und feinem Sichtbeton erscheinen Sworns Werke in immer wechselndem Tageslicht, sodass deren Farbigkeit sich auch nach abgeschlossenem Herstellungsprozess als wechselhaft und kontingent erweist.

In Kontrast zu Sworns partieller Aufgabe künstlerischer Kontrolle zugunsten natürlicher Prozesse stehen zwei Werke, die ebenfalls Teil der Ausstellung sind und auf das prekäre Herstellen der Droge “Crystal Meth“ verweisen. Der Digitaldruck An Abandoned Crystal Meth Lab etwa zeigt einfarbig blaue, symmetrische Formen und lässt den Betrachter die Verfahrensweise assoziieren, mit der die Droge hergestellt wird. Diese lässt, im Gegensatz zu Sworns Handfärbeverfahren, keinerlei Ungenauigkeiten oder natürliche Prozesse zu, sondern ist kalkulierbar und synthetisch. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie Sworn mit Hilfe der natürlichen, ihrem Wesen nach unvorhersehbaren Färbeprozesse sichtbar macht, wie sich je nach Verhältnis zu Zeit und Umgebung Objekte fortwährend ändern und einer eindeutigen Bestimmung und Kontrolle entziehen.

Künstlerbiografie:
Corin Sworn (*1976, London, GB) studierte 1999 Psychologie an der University of British Columbia, Vancouver, machte 2002 ihren BFA am Emily Carr Institute of Art & Design, Vancouver, und ihren MFA an der Glasgow School of Art im Jahr 2009. Sworn lebt und arbeitet in Glasgow.

Sworns institutionelle Einzelausstellungen der letzten Jahre umfassen: Inverleith House, Edinburgh (2014), The Common Guild, Glasgow (2014), Neuer Aachener Kunstverein, Aachen (2013), Chisenhale Gallery. London (2013), Whitechapel Gallery, London (2012), Art Now, Tate Britain, London (2011), Contemporary Art Gallery, Vancouver (2011). Sworn, zählt zu den drei Künstlern, die Schottland 2013 auf der 55. Venedig Biennale vertraten and nahm kürzlich Teil an “You Imagine What You Desire”, der 19th Biennale of Sydney. Als Gewinnerin des Max Mara Art Prize for Women 2013-2015 wird Sworn 2015 Einzelausstellungen an der Whitechapel Gallery, London und der Collezione Maramotti, Reggio Emilia zeigen. Corin Sworn wird vertreten durch Galerie Natalia Hug, Köln und Kendall Koppe Gallery, Glasgow.