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Die Ausstellung ‚Cornelia Renz: ´Night. Tail. Pieces’ nimmt ihren thematischen Ausgangspunkt in den 1805 unter dem Pseudonym Bonaventura erschienenen Nachtwachen, die mittlerweile dem Schriftsteller Ernst August Friedrich Klingemann zugeschrieben werden. Diese Nachwachen sind ein dunkles und wildes Buch, dessen abgerissene und befremdliche Gedanken auch heute noch den einen oder anderen Blick auf die Nachtseite des Menschen in seiner bürgerlichen Verfassung erlauben.

Cornelia Renz verweist auf die Nachtwachen formal – in dem sie ihre Faserstiftbilder entsprechend der Klingemannschen Erzählweise collagenhaft aus den unterschiedlichsten Bildwelten zusammenfügt – wie auch thematisch – in dem sie in ihren Bildern die dunklen, nicht öffentlichen Aspekte menschlichen Verhaltens schildert. Ihre düsteren Bilder – mit Motiven von sexueller Gewalt und von Zerstörung – gemahnen an Heiligenleben und Märtyrerbilder, aber auch an volkstümliche Hinterglasmalereien. In der Entwicklung ihrer Bilder greift Renz sowohl auf Taktiken der Surrealisten als auch der Vertreter der Pop-Art zurück, denn während Erstere einzelne Bildelemente aus ihren bisherigen Zusammenhängen lösten und ihnen in einem neuen Kontexten andere, teils gegensätzliche Bedeutung zuwachsen ließen, führten die Vertreter der Pop Art die Bildwelt von Massenmedien und Werbung in die Hochkunst ein und lösten so traditionelle Hierarchien auf.

Die Bilder der Berliner Malerin Cornelia Renz (*1966 in Kaufbeuren) sind immaterielle Collagen aus vorgefundenen und erfundenen Motiven, die sie mit Pigmentstiften sorgfältig auf Akrylplatten überträgt. Ihr Archiv ist die Kunstgeschichte und ihre Themen sind die geheimnisvollen Leidenschaften und Tiefen des menschlichen Wesens, die sich in ihren Bildern in farbenfroher Naivität abbilden. Ausgangspunkt dieser Ausstellung ist das 1804 unter dem Pseudonym Bonaventura erschienene Buch Nachtwachen, das die Rundgänge des Nachtwächters Kreuzgang beschreibt und seinen Blick auf Leben und Sterben seiner Mitbürger schildert. Wie in Renz' Arbeiten ergibt sich aus diesen zufälligen Fragmenten ein Bild der Gesellschaft.

Die Bilder von Cornelia Renz sind das Resultat einer intensiven und persönlichen Auseinandersetzung mit literarischen und bildlichen Quellen. Doch gerade in der Überzeichnung und in der Zusammenstellung kindlicher Motive mit Szenen grober Gewalt relativiert sich auch der Schauer des Sehens; fast hört man die Künstlerin sagen, „alles nicht so schlimm, alles nur gemalt!“


Cornelia Renz wurde 1966 in Kaufbeuren geboren. Von 1993 bis 1998 studierte sie Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Von 1998 bis 2001 war sie Meisterschülern an der HGB bei Sighard Gille. Seither lebt und arbeitet sie in Berlin.

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Cornelia Renz
Night. Tail. Pieces