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Aus Anlass der Schenkung einer Videoinstallation des amerikanischen Künstlers Cory Arcangel für die Sammlung der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin zeigt der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin die erste Einzelausstellung dieses Künstlers in Berlin.

Cory Arcangel, geboren 1978 und in New York City lebend, setzt sich mit Praktiken und Mythen der Internet-Kultur, der Pop-Musik und der experimentellen Musik auseinander. Er nutzt und modifiziert verfügbare Computerprogramme und entwickelt seine eigenen Programmierungen, um Bild- und Soundmaterial zu verarbeiten. Dabei interessieren ihn nicht nur die aktuellsten Trends in der Unterhaltungsindustrie und in der alltäglichen Nutzung des Internets, sondern er reflektiert auch das rasche Veralten von Technologien und Codes. Seine Arbeiten zeigt er in immer wieder neuen Konstellationen und Kontexten: je nach Ausstellungssituation kombiniert er ältere und neuere Videoarbeiten mit skulpturalen Werken, und das Material für eine Musikperformance kann auch in einer Videoinstallation oder in einem Internetprojekt weiterverarbeitet werden.

Im Zentrum der Ausstellung steht die Doppelprojektion „a couple thousand short films about Glenn Gould“ von 2007, eine Videoinstallation, die der Nationalgalerie unlängst vom Outset Contemporary Art Fund geschenkt wurde. Aus etwas mehr als 1.100 Einzelbildern zusammengesetzt, die Cory Arcangel aus dem Internet gezogen und mit einer selbst entwickelten Software bearbeitet hat, ist hier eine verblüffende Videoversion der 1. Variation aus den Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach zu erleben. In atemberaubendem Tempo wechseln die Bilder von verschiedenen Personen an unterschiedlichen Instrumenten, die jeweils eine Note des Stücks spielen. Die schon von dem Pianisten Glenn Gould genutzte Möglichkeit, für seine Schallplattenproduktionen Ausschnitte aus verschiedenen Aufnahmen zusammenzusetzen, wird hier auf humorvolle Weise ad absurdum geführt.

Neben zwei weiteren Videoarbeiten, in denen Material aus YouTube-Filmen zu einem Arnold Schönberg-Musikvideo zusammengeschnitten bzw. ein Musikvideo von Jimi Hendrix einem handelsüblichen „Auto-Tune“-Programm ausgesetzt wird, sind in der Ausstellung außerdem kinetische Skulpturen und Drucke zu sehen, die sich einer künstlerischen Nutzung von einfachen Regalsystemen, ausrangierten Druckern und Desktop Scannern im Standardformat verdanken. Im Falle der von den Besuchern zu steuernden Arbeit „Composition #7“ hat der Künstler den Rock-Soundtrack des Computerspiels „Frets on Fire“ durch das minimalistische Stück „Composition 1960 (#7)“ von La Monte Young ersetzt.

Cory Arcangel interessiert sich für Regeln und Zwänge innerhalb der Technologien, die uns umgeben und die unser ganzes Leben bestimmen, und er erkundet Freiräume innerhalb dieser Systeme; Freiräume, mit denen er spielt und die er jedem von uns in seinen Netzprojekten, Performances und Ausstellungen eröffnet: Here Comes Everybody!

KONZERT Am Sonntag, dem 28.11.2010, findet im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin um 20 Uhr ein Konzert mit Cory Arcangel in der Reihe „Musikwerke Bildender Künstler“ statt, einer Folge von Konzerten und Installationen, die die Nationalgalerie seit 1999 in Zusammenarbeit mit Freunde Guter Musik Berlin e.V. präsentiert. In der Performance / Komposition mit dem Titel „Music for Stereos“ beschwört der Künstler diverse Traditionen der Pop-Musik herauf, während er mit verschiedenen aufwändig designten Stereoanlagen hantiert. www.musikwerke-bildender-kuenstler.de Kontakt: Ingrid Buschmann, Tel. 030 215 6120, buschmann@freunde-guter- musik-berlin.de An diesem Abend (28.11.2010) ist die Ausstellung „Here Comes Everybody“ von Cory Arcangel von 19 bis 23 Uhr geöffnet.