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Das Heimat-Thema beschäftigt uns weiterhin und wird unsere Ausstellungen noch viele Monate prägen. Zwischenzeitlich haben wir vielfach nicht nur bei Künstlern nachgefragt, was bedeutet „Heimat“ für den Einzelnen. Wir haben Besucher, Mitarbeiter, Freunde, Familie, Politiker usw. um ihre Heimat-Interpretation gebeten. Erstaunliche, höchst ungewöhnliche, heitere, melancholische, ganz präzise und ganz simple statements kamen bis jetzt zusammen.

Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht, schicken Sie uns doch bitte eine mail mit Ihrer Definition. Diese Zeit eignet sich doch jetzt besonders, mal kurz durchzuatmen, um über solche Inhalte nachzudenken. In den nächsten Briefen werden wir Sie über dieses heimatliche Konglomerat informieren.

Mit der letzten Ausstellung in diesem Jahr bleiben wir in „unserer Heimat“, wenn wir uns auf Heimat als Ortsbezug verständigen. Die Arbeiten, des in New York lebenden deutschen Künstlers Daniel Blochwitz haben den Ausschlag zu diesem künstlerischen „Ost-West Dialog“ mit Belegen/Arbeiten von Otto Dix und Erich Heckel gegeben. Blochwitz internationaler Künstler im Osten geboren, lebt in New York; Otto Dix, im Osten geboren, hat sich 1937 am Bodensee niedergelassen und war, obwohl hier wohnhaft, die Hälfte seines Lebens ein Wanderer zwischen zwei Welten, zwischen West- und Ostdeutschland, für ihn galt kein „eiserner Vorhang“. Erich Heckel, im Osten geboren, Mitbegründer der legendären Brücke-Künstler-Gemeinschaft, kam vor Kriegsende 1944 an den Bodensee und blieb bis zu seinem Tode. Spannend, was lässt sich zum „Heimatbegriff“ in diesem Dialog zwischen dem Osten und dem Westen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart für den Rezipient ablesen. Dix und Heckel sind hinreichend bekannt, deshalb nun zu Daniel Blochwitz; Bei seiner Fotoserie „Critical Distance - a perpetual absence of home“ geht es Blochwitz „grob gesagt um Heimatfindung, bzw. die Unmöglichkeit deren“. Blochwitz schrieb uns weiter „der Hintergrund (zu dieser Arbeit) ist, dass ich nunmehr schon länger in den Vereinigten Staaten als im vereinigten Deutschland gelebt habe.

Das Land meiner Kindheit und Jugend, die DDR, gibt es nun schon seit 20 Jahren nicht mehr – ein ganz wertungsfreier Fakt, mich beschäftigt also die Frage, wo und wie man sich zu Hause fühlt. Und ob Heimatsuche, frei nach Ernst Bloch, einen katalysatorischen Effekt für progressive-emanzipatorische gesellschaftliche Veränderung haben kann. Ich denk ja“.

Sie erinnern sich vielleicht lieber Leser, dass die Bloch’sche Heimat Interpretation für uns zu Beginn der Ausstellungsreihe ein wichtiger inhaltlicher Ansatz war und auch noch ist. Der bei uns gezeigte Foto-Zyklus wird ein wichtiger Teil des Gesamtprojektes von Daniel Blochwitz sein, denn „Critical Distance“ ist umfangreich auch als Buchprojekt angelegt. Aus dem Essay, das als Einführung dient hier noch ein kleiner Ausschnitt „ Auf der Suche nach einem passenden Begriff, der meine uneindeutige Beziehung zu einer geografisch, kulturell und gefühlsmäßig definierten Heimat beschreiben könnte, stieß ich auf das niederländische Wort unheimisch. Bei unheimisch muss ich an ‚entwurzelt’ oder ‚nicht zu Hause’ denken, aber die Niederländer haben das Wort aus meiner Mutte-sprache adaptiert, jedoch fälschlich in Verbindung zu ‚heimisch’, um damit etwas als ‚unheimlich’ zu bezeichnen. Und obwohl unheimisch ein wunderbarer und durchaus nützlicher Begriff wäre, er existiert so leider nicht im deutschen Wortschatz. Es ist ein Wort, das von einer Sprache in eine andere migrierte, ohne je in ersterer zu Hause gewesen zu sein.“ Noch ein paar kurze Anmerkungen zur Vita von Daniel Blochwitz, 1973 geboren und aufgewachsen in Ilmenau, 1989/90 wurden zu einem Schlüsseljahr für Blochwitz, als er aktiv an der Demokratisierungs-bewegung des Wendejahrs teilnahm. 1995 ging er mit Stipendium zum Studium nach USA. Studien-schwerpunkt bildende Kunst und Fotographie mit Abschluß magna cum laude. Zahlreiche Ausstel-lungen präsentieren seine meist projektgezogenen Arbeiten u.a. 2003 auf der Biennale in Venedig mit der Utopia Station zusammen mit den Künstlern Martha Rosler und der Gruppe FLEAS.

Ausstellungseröffnung Sonntag 13. Dezember um 19.00 Uhr Daniel Blochwitz - „Critical Distance - a perpetual absence of home“ Fotoarbeiten und Belege von Otto Dix und Erich Heckel

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Daniel Blochwitz
Critical Distance - a perpetual absence of home
Fotoarbeiten und Belege von Otto Dix und Erich Heckel