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Die amerikanische Künstlerin Dara Friedman (*1968) zeigt im Kunstmuseum Thun ihre erste umfassende Museumsausstellung in Europa. Spätestens seit ihrer Teilnahme an der New Yorker Whitney Biennal 2000 ist die Künstlerin einem grösseren Publikum bekannt. Sie setzt das Medium Film, und zum Teil auch Video, für Rauminstallationen ein. Film ist für die Künstlerin ein skulpturales Mittel. Die Präsentation in Thun umfasst eine Auswahl von Arbeiten aus den letzten fünf Jahren, sowie zwei ganz neue Werke.

In der Dreifach-Projektion Chrissy, Mette, Kristan (2000) arbeitet die Künstlerin mit dem Element Zeit und nutzt deren Eigengesetzlichkeit innerhalb des Filmischen. Dara Friedman lehnt sich dabei an eine geläufige Werbeästhetik an. Drei junge Frauen reissen sich im Luftzug eines Ventilators lachend ihre Blusen auf, um sie in einer Rückwärtsbewegung gleich wieder zu schliessen. Ungebremste Lebensenergie strömt uns auf ansteckende Art entgegen: weibliche Machos, die ihre Verführungskraft offensiv einsetzen. Die Künstlerin nimmt in Romance (2001) einen Topos des Kinos auf – den Leinwandkuss. In einem dokumentarischen Duktus gefilmt, reihen sich Bilder von küssenden Paaren, aufgenommen in einem Park in Rom, aneinander. Der intime Moment wiederholt sich unzählige Male und wir vom Individuellen aufs Allgemeine übertragen. Für ihre Arbeit Wild Dog (2002) hat Dara Friedman streunende Hunde in Miami gefilmt und ist diesen Outsidern im urbanen Gefüge mit der Kamera auf ihrem selbst bestimmten Gang durch die Strassen gefolgt. In ihrer neusten, für die Ausstellung im Kunstmuseum Thun geschaffenen, Arbeit Bells (2002) spielt der Ton eine prominente Rolle. Der laute Klang von in extremer Nahaufnahme gefilmten Glocken erweitert den Bildraum und bezieht die Betrachtenden physisch ein.

Dara Friedmans Umgang mit dem Medium Film setzt sich ab von dessen Gebrauch im Kontext des traditionellen Kinos. Sie fokussiert in ihrer Arbeit weniger auf die verführerische Oberfläche, sondern bezieht alle signifikanten Elemente des Films in ihre Werke ein; Vorführgerät, Filmband, Projektion und Raum. Sie gehört zusammen mit Tacita Dean, Stan Douglas oder Rachel Khedoori zu einer jüngeren Generation von Künstlerinnen und Künstler, die das Medium wieder in den Kunstkontext eingeführt haben. Damit beziehen sie sich unter anderem auf Künstler wie Andy Warhol, Michael Snow oder Bruce Naumann, die in den 60er und frühen 70er Jahren bereits mit in den Raum projizierten Filmen arbeiteten.

Dara Friedman ist 1968 in Bad Kreuzach (D) geboren und lebt heute in Miami. Sie hat in Frankfurt, London und Miami studiert. In jüngster Zeit waren Einzelausstellungen von Dara Friedman u.a. im Miami Art Museum (2001), Site Santa Fe, New Mexico (2001) und im MCA, Chicago (1998) zu sehen.

Katalog (D/E), herausgegeben von Madeleine Schuppli, Kunstmuseum Thun, ISBN 3-906537-10-2

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Dara Friedman