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02.12.2022 - 07.01.2024

Das Belvedere
300 Jahre Ort der Kunst

Über zehn Jahre lang wurde an der Sommerresidenz von Wiens wohl berühmtestem Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen gebaut: Im Jahr 1723 war die Anlage des Belvedere mit der Fertigstellung des Oberen Schlosses schließlich vollendet. Anlässlich des dreihundertjährigen Jubiläums dieses Ereignisses widmet sich das Haus seiner eigenen Geschichte. Als architektonisches Ensemble wie auch als Museum stand das Belvedere über Epochen hinweg für die Inszenierung von Macht und Repräsentanz: als Kulisse höfischer Feste, zeitweise als königliche Residenz, aber auch als Schauplatz der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags 1955. In einer umfangreichen Ausstellung setzt sich das Museum nun mit seiner wechselhaften Nutzung auseinander.

Kuratiert von Björn Blauensteiner, Sabine Grabner, Kerstin Jesse (Konzeptmitarbeit), Alexander Klee, Georg Lechner, Stefan Lehner, Monika Mayer und Luisa Ziaja.

Die Schau läutet das Belvedere-Jubiläumsjahr 2023 ein. Als kritische Hommage auf die Geschichte eines Ortes der Kunst über Jahrhunderte hinweg zeichnet die Ausstellung historische Entwicklungen und institutionelle Veränderungen nach. Sie beleuchtet die Fülle und Vielfalt eines Museums sowie dessen über die Jahrhunderte gewachsene Sammlung, aber auch deren Bedeutung für die Repräsentation von Herrschaft.

Im Jahr 1777 öffnete Maria Theresia die kaiserliche Gemäldegalerie im Oberen Belvedere für die Öffentlichkeit – eine bahnbrechende Entscheidung, die ein Zeichen in Richtung eines aufgeklärten Absolutismus setzte: Die Sammlungen dienten nun nicht mehr nur höfischer Repräsentation, sondern wurden als Instrument zur Bildung des breiten Publikums eingesetzt. Über die folgenden Epochen hinweg war das Belvedere nicht nur Ort der Kunst, sondern auch Kulisse glanzvoller Feste wie der Hochzeitsfeier von Marie Antoinette, Residenz des Thronfolgers Franz Ferdinand oder Schauplatz der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags. Dies alles spiegelt sich in seiner Bau- und Sammlungsgeschichte wider.

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Geschichte des Belvedere

Die Bedeutung des Belvedere als zentraler Ort der Kunst über die Jahrhunderte hinweg wird in der Ausstellung anhand der Sammlungsbestände erklärt: In ihnen spiegeln sich die wechselnden inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Institution wider. Aufschluss geben dabei auch die Zirkulation und der Transfer von Objekten, also Zu- und Abgänge von Werken aus der Sammlung aufgrund von Museumsreformen und Tauschgeschäften. Dies wird besonders im Zeitraum von 1938 bis 1945 sichtbar, als das Museum während der NS-Zeit Akteur und Profiteur der rassistischen Beraubungs- und Kulturpolitik des Nationalsozialismus war. Die Provenienzforschung zur Geschichte der ab 1933 erworbenen Werke hat seit dem Erlass des Bundesgesetzes zur Rückgabe von Kunstwerken im Jahr 1998 zu zahlreichen Restitutionen an die rechtmäßigen Erbinnen der ehemaligen Eigentümerinnen geführt – prominentestes Beispiel ist die Rückgabe von Klimts „Goldener Adele“ im Jahr 2006.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die an den Gebäuden und Gärten des Belvedere entstandenen Kriegsschäden restauriert und die Galerie mit den Sammlungen wiedereröffnet. 1955 wurde im Oberen Belvedere der österreichische Staatsvertrag unterzeichnet und vom Balkon aus der Bevölkerung präsentiert.

Die Ausstellung spannt einen Bogen von der Fertigstellung des oberen Schlosses im Jahr 1723 bis ins Heute und beleuchtet die Rolle des Belvedere als Museum in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft.