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Kunstmuseum Appenzell:

...das Unglück der Frage. Die Sammlung der Heinrich Gebert Kulturstiftung im Dialog ll Sonntag, 28. Mai 2017 - Sonntag, 12. November 2017

Das Jahr 2017 steht ganz im Zeichen des 100jährigen Geburtstages des Mäzens und Industriellen Heinrich Gebert (1917-2007), der bereits in den 1960er Jahren mit dem Projekt „Kunst in der Fabrik“ Sammelfreude mit Anschauungslehre verband. Dieses innovative Engagement, diesen Enthusiasmus übersetzte Heinrich Gebert dann als treibende Kraft in die Zielsetzungen der Heinrich Gebert Kulturstiftung, die – wie jedes Museum – sammelt, bewahrt, erforscht, ausstellt und vermittelt.

Die Heinrich Gebert gewidmete Doppelausstellung „Die Antwort ist das Unglück der Frage“ bezieht sich auf philosophische Fragmente von Novalis, einem der Begründer der romantischen Kunsttheorie. Im 20. Jahrhundert entwickelte der Kulturphilosoph Maurice Blanchot das Paradoxon der Fragen, die keine Antworten fordern, weiter. Nun als Hinweis auf eine Kunst, die keine Antworten liefert kann / will und soll, sondern die den künstlerischen Prozess als die eigentliche, die notwendige Fragestellung erkennt. In den 1960er Jahren spielte John Cage mit der Interviewsituation: „Das ist eine sehr interessante Frage. Ich möchte sie nicht durch eine Antwort verderben.“ Der Künstler Ottmar Hörl wiederum formulierte 2010: „Das ist, was mich als Künstler interessiert, dass meine Formulierungen für mich selbst die nächste Frage aufwerfen. Diese Frage wird möglich, da ich keine endgültigen Lösungen anbiete, weil es die nicht gibt.“

Museen sind allerdings verpflichtet, Antworten zu geben – schon die Einrichtung der Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell 1997 (damals: Stiftung Liner Appenzell) und die Eröffnung des Kunstmuseums Appenzell 1998 (damals: Museum Liner Appenzell) war eine Antwort: auf die Frage nach der Rolle der Moderne im ländlichen Raum, auf die Frage nach den Impulsen, die moderne Kunst einer von kulturell-tradierten Vereinbarungen geprägten Gemeinschaft geben kann: eine glückliche Antwort, die per se offen für Nachfragen war und ist.

Der zweite Teil der Ausstellung „… das Unglück der Frage“, ist ab dem 28. Mai 2017 im Kunstmuseum Appenzell zu sehen. In den zehn Kabinetten wird anhand einer Auswahl aus der mehr als 1000 Werke umfassenden Sammlung die Kunstgeschichte der Moderne seit 1890 reflektiert. Wunderbare Einzelbeispiele – von Hans Arp bis Beat Zoderer – lassen Stilbegriffe wie Spätimpressionismus, Symbolismus, Konkrete Kunst, Expressionismus, Neoavantgarde oder Postmoderner Individualismus lebendig werden. Die Präsentation selbst fokussiert auf den musealen Umgang mit Kunst und Geschichte: Verschiedene Formen des Sammelns, Bewahrens, Erforschens, Ausstellens und Vermittelns werden transparent. Das Kunstmuseum, bereits architektonisch eine Metapher für Wissensindustrie, zeigt sich als Produktionsstätte von Erinnerung und Zukunft. Institutionelle und künstlerische Interventionen werden im Verlauf immer wieder die Ausstellung verändern und Fragen aufwerfen – ganz im Sinne eines Perpetuum mobile, das Sehen, Denken, Fühlen in Bewegung hält.

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Kunsthalle Ziegelhütte:

Die Antwort ist... Die Sammlung der Heinrich Gebert Kulturstiftung im Dialog I 30.03.2017 - 12.11.2017