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Eröffnung, Samstag 19. Juli, 19 - 21 Uhr

Sommerfest 16. August ab 17 Uhr, 16 Uhr Künstlergespräch mit Else Gabriel

Dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Familie in der Kunst mehr als eine persönliche Referenz an den eigenen Mikrokosmos sein kann, belegen die künstlerischen Arbeiten von (e.) Twin Gabriel und VIP. Ihre Familie ist jeweils wesentlicher Bestandteil ihrer künstlerischen Produktion. Hierbei spielen die Themen Familie, Kindheit, Entwicklung und Erziehung eine zentrale Rolle. So integrieren Else Gabriel und Ulf Wrede aka (e.) Twin Gabriel ihre Kinder und die drei Künstlerinnen der Künstlergruppe VIP (Lysann Buschbeck, Grit Hachmeister, Kathrin Pohlmann) ihre Geschwister und Eltern in den Entstehungsprozess ihrer Werke.

Else Gabriel und Ulf Wrede gehen in ihrer performativen Installation „Think Tank Sixties“ dem Ursprung von moralisierenden Bewertungsmaßstäben nach. Die Installation besteht aus einer 35-teiligen Fotoserie und aus den der Fotosession hinterbliebenen Objekten. Das erste Bild der Serie wirkt geradezu paradiesisch: Mutter, Vater, zwei unbekleidete Kinder, ein Tisch, eine Metallplatte an der Wand und ein Korb voll grüner Äpfel. Die Situation spitzt sich allerdings Foto für Foto zu. Requisiten drängen sich in den Bildausschnitt und verändern mit ihrer Benutzung durch die Akteure das Raum- und Personengefüge. Die so genannten Erziehungsberechtigten sind nicht in der Lage das Handeln der Kinder zu kontrollieren. Die pädagogischen Eingriffe der Mutter schlagen fehl, der Vater demonstriert Gelassenheit und Desinteresse. Militärische Symbole wie Panzer, Soldaten, Kampfflugzeuge und ein Jungpionier in Uniform aus einem Mathematikbuch der ehemaligen DDR verharren an der Magnetwand während die Kinder sich mit Mehl, Ton, Lebensmittelfarbe und Kissenfedern den Raum zu eigen machen. (e.) Twin Gabriel schaffen ein Szenario, das als Sinnbild für die zwei verschiedenen Erziehungssysteme in der BRD und der DDR in den 60er Jahren gesehen werden kann. Sowohl die antiautoritären als auch die sozialistischen Methoden strebten nach einer Neugestaltung der Gesellschaft, die bei der Erziehung der Kleinsten ihren Anfang nehmen sollte.

 Seit 2004 setzen sich die drei Künstlerinnen von VIP in ihrem „Elternprojekt“ mit dem Verhältnis zu ihren Eltern auseinander. Dafür haben sie, während mehrerer Treffen, ihre Eltern untereinander bekannt gemacht. Bekannte Familiensituationen werden Bestandteil des künstlerischen Handelns und befragen die Beziehungen zwischen den Menschen, die sich als eigenständige und dennoch aneinander gebundene Personen gegenüber stehen.

„(...) Man kann diese Zusammenkünfte auch als Performances betrachten, wobei Videoprotokolle und Fotografien vom Geschehen dieser Tage zeugen. Wir werten sie stets hinterher aus um ein nachträgliches Drehbuch zu schreiben. So sammeln wir Erkenntnisse, die wiederum die folgenden Treffen beeinflussen und auch jedesmal ein Stück verändern. Schließlich passieren in den Zeiten dazwischen auch elementare Dinge, wie dass Kathrin nun selbst Mutter ist und sich ihre Rolle in beiden Richtungen bewegt. Und das Projekt mir unseren Eltern verändert auch diese. Indem sie unmittelbar Teil unserer Arbeit sind, sehen sie sich mit unserer Herangehensweise konfrontiert, die über die familiäre und intime Bindung hinausreicht und nach allgemeingültigen Wahrheiten sucht. (...)“ (VIP über VIP)

In der Ausstellung werden Videos, Dias, Fotografien, Briefe und Zeichnungen aus vier Jahren zu sehen sein. Als Gast hat VIP Kerstin Schiefner eingeladen, die mit einem bildhauerischen Beitrag vertreten sein wird.

Die Ausstellung „Das Wunder sind wir“ ist die dritte Ausstellung der AbenteuerInnen-Reihe bei JET, die vom Haupstadtkulturfonds gefördert wird. Herzlichen Dank an Anna Till für die Organisation. Susanne Weiß

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Das Wunder sind wir
Künstler: Twin Gabriel / Kerstin Schiefner
Kurator: Susanne Weiß