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Der Argentinier David Lamelas gehört seit den sechziger Jahren zu den weltweit wichtigsten Vertretern der Konzeptkunst. Seine Arbeiten setzen sich kritisch mit den Medien auseinander und beschäftigen sich mit dem Raum, indem sie baulich oder mit Licht intervenieren.

Seit seiner Teilnahme als offizieller Vertreter Argentiniens an der Kunstbiennale von Venedig im Jahre 1968 ist David Lamelas unter anderem in London, Los Angeles und Buenos Aires wohnhaft. Zu Beginn seiner Karriere setzte er in seinen Installationen Fernsehgeräte als Lichtquellen ein. Ihr Licht sah er nicht als neutral an: Selbst im «weissen Rauschen» eines Gerätes ohne Empfang schwingt noch das Potenzial des Fernsehens mit, den Menschen durch gezielte Information zu manipulieren. Dass sich Lamelas Ende der 1960er Jahre für den Film zu interessieren begann, war nach Arbeiten wie diesen keine Überraschung: Nicht nur liess sich mit dem Licht des Filmrojektors Raum gestalten, mit dem «Strukturellen Film» hatte sich wenige Jahre früher auch eine künstlerische Strömung gebildet, die, wie Lamelas, das Medium kritisch hinterfragte. Strukturelle Experimente und das Interesse für den Raum als Funktion der Zeit prägen Lamelas' Werk bis heute. Extrem lange Einstellungen etwa gehören zum wiederkehrenden Repertoire seiner Filme. Dazu kamen früh schon Versuche mit alternativen Formen des Geschichtenerzählens.

Auf den narrativen Aspekt in Lamelas' Arbeiten konzentriert sich unser erstes Programm. The Desert People ist der bemerkenswerte Versuch eines bildenden Künstlers, die Formen des klassischen Genrekinos zu kopieren, gleichzeitig aber seine Konventionen punktuell zu brechen: In der Kombination einer dokumentarischen und einer fiktionalen Erzählung entwirft er ein Roadmovie zu einem neu entdeckten Indianerstamm, das nicht nur zwischen Realität und Fiktion pendelt, sondern auch die dezidierte Auseinandersetzung des bildenden Künstlers mit den Genres des Kinos erkennen lässt. Diesem Film aus dem Jahr 1974 steht der über ein Vierteljahrhundert später gedrehte The Invention of Dr. Morel gegenüber. Die zentralen Themen von Zeit und Raum sowie das Spiel mit der Narration finden sich auch in diesem Kurzfilm wieder, doch formal hat sich Lamelas' Arbeit stark verändert: Die Lust am narrativen Experiment scheint einem Interesse an der Arbeit innerhalb der Grenzen des Genrekinos gewichen.

Ein weiterer Film von David Lamelas (The Hand) ist mit einer Einführung von Dirk Snauwaert und einem Künstlergespräch tags darauf zu sehen. Dieses Programm findet in Zusammenarbeit mit Intercut, dem Forum für Film, Experimentalfilm und Video des Studienbereichs Bildende Kunst und dem Institut für Gegenwartskunst der ZHdK statt. Der Abend ergänzt die erzählerisch orientierten Werke im Filmpodium und gewährt einen Einblick in Lamelas' medienkritischen Arbeiten.

Fred Truniger

Programminformationen:

20. Mai 2008, 18.15h Filmpodium Zürich: The Desert People (USA 1974, 48 Min.) The Invention of Dr. Morel (D 2000, 21 Min.)

21. Mai 2008, 18.30h, Vortragssaal der ZHdK Zürich. (Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich) Einführung von Dirk Snauwaert (Direktor "Wiels" Centre d'art contemporain, Brüssel) und Künstlergespräch mit David Lamelas. Filmvorführung: The Hand (USA 1976, 35 Min.)

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David Lamelas zu Gast: Ein Konzeptkünstler als Geschichtenerzähler

Di, 20. Mai, 2008 um 18.15 h, Filmpodium Zürich
Mi, 21. Mai, 2008 um 18.30 h, Vortragssaal ZHdK, Einführung: Dirk Snauwaert