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Mit 'Das Ende der Sorglosigkeit - Ein Jahresbericht' präsentiert David Willen erstmals ein Werk, das sich sowohl inhaltlich wie auch in der Idee stark von seinen vorhergehenden Serien unterscheidet.

Während eines Jahres hat der Künstler die morgendliche, geleerte Tasse Kaffee zum Anlass genommen, diese fotografisch festzuhalten. Die Dokumentation des Kaffeeschaumrückstandes, die Zeichnung in verschiedensten Beigenuancen, bildet den Ausgangspunkt der Arbeit.

David Willen verwendete eine Polaroidkamera, was der Arbeit wegen der Einmaligkeit des Mediums eine grosse Direktheit verleiht und die geringe Grösse der Formats schafft eine unerwartete Intimität. Die Fotos wurden jeweils an den Tagen aufgenommen, zu denen die Tageszeitung Neue Zürcher Zeitung erschien. Nach Lektüre der Zeitung bediente sich der Künstler der Hauptschlagzeile und stellte diese der entsprechenden Kaffeetasse gegenüber, diese Zusammenführung von Text und Bild bildet eine neue Facette im Werk des Künstlers.

Kunsthistorisch lässt sich die Arbeit bei erster Betrachtung in die Tradition von On Kawaras konzeptuellem Werk stellen. Der Japaner dokumentiert seine eigene Existenz in Form von an Freunde versandten Telegrammen und Postkarten, mit Zeitungsausschnitten und in den am besten bekannten date paintings, die den Tag dokumentieren an welchem sie gemalt wurden.

Willens Das Ende der Sorglosigkeit ist nicht Dokumentation seiner Existenz, sondern lebt viel mehr von der Poesie der zufälligen Zeichnung des Schaumes, sowohl bei der Betrachtung einer spezifischen Tasse, wie auch bei der Aneinanderreihung der zahlreichen Aufnahmen und deren Verschmelzen ineinander und spielt mit dem Erinnerungsvermögen des Betrachters. Wie langwierig ist unsere Erinnerungsfähigkeit, so kurzlebig wie ein vergängliches, flüchtiges Bild in der Kaffeetasse? Oder bleibt mehr zurück? Der Zeitraum über welchen die Dokumentation erfolgte, spiegelt eine der grössten Weltwirtschaftskrisen wider, schlägt sich die Krise in den Schlagzeilen konsequent nieder? In diesem Sinne ist Willen eine "distanziert" zeitkritische Arbeit, ein Zeitdokument, geglückt.

Die jahrhundertealte Tradition des Lesens im Kaffeesatz, als Mittel zur Zukunftsvorhersage liefert einen Interpretationsansatz im Zusammenhang mit dem Zeitungslesen (in wieweit informiert eine Zeitung?).

Die Doppelbedeutung des Wortes Satz, zum einen als Rückstand, wie eben Kaffeesatz und zum anderen als Satz eines geschriebenen Berichtes verbindet die beiden in dieser Arbeit vereinten Themen.

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David Willen
Das Ende der Sorglosigkeit