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Die Filme des litauischen Künstlers Deimantas Narkevicius befassen sich mit der Erfahrung von kollektiver – zumeist osteuropäischer – Geschichte. In der seit den neunziger Jahren politisch und kulturell dynamisierten Situation osteuropäischer Staaten sieht Narkevicius ein gegenwärtiges Vakuum, in dem sich die ideologische Selbstwahrnehmung weder durch eine Reflektion der eigenen Geschichte, noch durch die Vorstellung einer zukünftigen Vision auszeichnet. In Narkevicius Filmen konstruiert sich Geschichte (vergangene und zukünftige) aus der aktiven Relation mit individuellen Biografien. Die ProtagonistInnen seiner Filme erinnern und rekonstruieren, verweben auf diese Weise ihre persönliche Geschichte mit einer als allgemein wahr anerkannten linearen Geschichtsauffassung. Im dokumentarischen Stil erforscht Narkevicius in seiner konsistenten Arbeitsweise das Medium Film. So kommentieren etwa Interviews aus dem Off Fotos oder Zeichnungen, und simultan überlagern sich durchaus disparate Filmtechniken und Erzählweisen.

Neben Once in the XX Century (2005), Disappearance of a Tribe (2004) und The Role of a Lifetime (2003), zeigt Narkevicius in der Secession seinen neuen Film Revisiting Solaris, in dem der Hauptdarsteller Donatas Banionis aus Andrej Tarkovskij’s Film Solaris (1972) mehr als vierzig Jahre später wieder in der Rolle des Astronauten Chris Kelvin erscheint. Tarkovkij, der sich auf Stanislav Lem’s gleichnamigen, futuristischen Roman bezog, ließ das letzte Kapitel des Buches in seinem Film aus. In diesem Kapitel wird erzählt, wie der Astronaut die Oberfläche der Planeten Solaris betritt, kurz bevor er seine Weltraummission beendet. Narkevicius verschränkt diese Erzählung des Astronauten mit einer Serie von Fotografien, die 1905 von Mykalojus Konstantinas Ciurlionis, einem litauischen symbolistischen Maler und Komponisten gemacht wurden.

Deimantas Narkevicius, geb. 1964 in Utena (Litauen). Lebt in Vilnius.

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Deimantas Narkevicius