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Form als Transformation: DARK MATTER /Text von Raimar Stange

Die Rauminstallation dark matter, 2009, ist bereits das vierte „skulpturale System“, an dem Dennis Feddersen arbeitet. Wieder, so z. B. auch bei seiner Skulptur misfit # 02, 2009, geht es dem jungen Künstler, um eine so kalkulierte wie offene „Destabilisierung des wahrgenommenen Raumgefüges“ (Feddersen). Dazu hat er seine neue Arbeit als eine gleichsam unbestimmte Struktur konzipiert, die weder abgeschlossen, noch in seiner Form endgültig bestimmt ist. Vielmehr stellt dark matter eine eher skizzenhaftes Gefüge dar, das sich in unterschiedlichen Räumen jeweils neu zu dem Ort und dem Betrachter verhalten kann.

Aber alles der Reihe nach: Zunächst bindet der Künstler Styroporformen und Schnittreste zusammen und verklebt sie mit Bauschaum. Diese Elemente hat er anschließend mit schwarzen LKW-Planteilen aus Polyvynilchlorid ummantelt. Schließlich werden diese scheinbar „zerrissenen“ skulpturalen Formen mit Hilfe von schwarzen Polyamidschnüren, aus diesem Material werden Tennissaiten gefertigt, im Raum zu einer düster-spannungsvollen Konstellation vom Künstler verspannt. Diese temporäre Konstellation nun scheint gleichsam mit einer paradoxen „Bewegung im Stillstand“ (Paul Virilio) durch den Raum zu flattern.

So gelingt es dark matter in dem Widerspruch von offener, ja dynamischer Form und schwer anmutender, dunkler Materie die Frage nach der Verortung von Skulptur heute zu stellen. Gerade die Offenheit der Arbeit, die problemlos auch ihre weitere physische Transformation, etwa durch Drücken, Drehen und Dehnen, zulässt, verweigert nämlich eine eindeutige Zuordnung in vermeintlich stabilen räumlichen Ordnungen. Eben dadurch kündet die Installation von genau dem Raumgefühl, das der französische Kurator und Kunstpublizist Nicolas Bourriaud jüngst als Basis einer „radikanten Identität“ formuliert hat: Die subjektive Verwurzelung im 21. Jahrhundert ist eine, die durch „transportable Praktiken“ charakterisiert wird, die es Biographien erlauben, sich nahezu gleichzeitig an verschiedenen Orten und Kulturen ein zu nisten. Genau dies ereignet sich auch bei der Arbeit dark matter, denn deren „Destabilisierung des wahrgenommenen Raumgefüges“ führt zu ästhetischen Transformationen, die der Instabilität ehemals fest fixierter (nationaler) Verortungen adäquat sind.

Dennis Feddersen (1979) wurde in Braunschweig geboren. Ab 2001 studierte er Bildhauerei an der HBK Braunschweig bei John Armleder und Bogomir Ecker, bei letzterem er 2009 seinen Meisterschüler machte. Feddersens Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, 2009 unter anderem beim Rohkunstbau XVI und im Georg Kolbe Museum.

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Dennis Feddersen
DARK MATTER