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Bei den archäologischen Ausgrabungen für den Bau der Berliner U-Bahn kamen 2010 vor dem Berliner Roten Rathaus völlig unerwartet Skulpturen der klassischen Moderne ans Tageslicht: von den Nationalsozialisten als „Entartete Kunst“ aus den Museen entfernte und seither verschollene Kunstwerke. Die Bronzeskulpturen beispielsweise von Edwin Scharff, Gustav Heinrich Wolff oder Fritz Wrampe, die Terrakotten von Emy Roeder und Otto Freundlich und die Steingussfiguren von Milly Steger und Karel Niestrath waren von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und in ein Depot des Reichspropagandaministerium an der Königstraße 50 gebracht worden. Dort gingen sie bei der Bombardierung des Hauses zugrunde - und wurden doch bewahrt.

Die Berliner Ausstellung war bereits in einigen deutschen Städten zu sehen und ist dort auf großes Besucherinteresse gestoßen. Die Präsentation schlägt ein Kapitel auf, das auch in der Kölner Archäologie immer mehr Beachtung findet: Die Archäologie der Moderne!

In den vergangenen Jahren wurden an vielen Stellen des Kölner Stadtgebietes Funde des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts gemacht. Vieles davon stammt aus Kellern, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Nicht wenige Fundstücke sind Zeugnisse der schrecklichen Ereignisse und stumme Zeugen der Bombennächte. Andere, wie ein erst kürzlich entdecktes Depot von Kölner Karnevalsorden, berichten eher auf humorvolle Weise von ihren ehemaligen Besitzern. Die archäologischen Funde ergänzen somit in besonderer Weise die schriftlichen Quellen ihrer Zeit.