Der Bürgermeister, sein Maler und seine Familie

Das Kunstmuseum Basel leiht aus seinem einzigartigen Bestand an Werken Hans Holbeins normalerweise grundsätzlich nichts; infolgedessen mußte auch die höchst eindrucksvolle Ausstellung in Den Haag ohne Basler Leihgaben auskommen. Für das Städel wird Basel jedoch eine einmalige Ausnahme machen. Die Madonna des Bürgermeisters Meyer wird flankiert werden von den drei berühmten Vorstudien zu den Stifterfiguren, mit farbigen Kreiden gezeichneten Blättern, die vor Lebendigkeit sprühen.

Mit der einzigartigen Gelegenheit, unmittelbare Porträtaufnahme und malerische Umsetzung auf der Tafel zu vergleichen, verfolgen wir drei Ziele: Die Ausstellung wird Holbein als ebenso genialem Zeichner wie Maler gerecht, sie erlaubt es, die komplizierte Bildgenese mit ihren bemerkenswerten Veränderungen im Schaffensprozeß nachzuvollziehen, und sie bringt uns nicht zuletzt den Menschen Jakob Meyer und seine Angehörigen auf fast bestürzende Weise nahe dank eines künstlerischen Realismus, der die Kraft hat, fast fünf Jahrhunderte Distanz vergessen zu machen.

Eine weitere Basler Leihgabe eröffnet den zweiten Abschnitt. Mit dem ersten Werk, das Holbein für Meyer schuf, einem 1516 datierten Bildnisdiptychon des Bürgermeisters und seiner Frau, wird die biographische Dimension ebenso erweitert wie die künstlerische. Mehr als zehn Jahre einer fruchtbaren Beziehung zwischen Maler und Auftraggeber zeichnen sich hier ab, ebenso die beträchtliche Strecke stilistischer Entwicklung, die Holbein zwischen dem buntfarbigen, mit offener Architektur experimentierendem Frühwerk und der gereiften, ausgewogenen Komposition der Madonna zurücklegt. Diesen Befund bestätigen die Zeichnungen; denn auch zwei Vorstudien zu dem Bildnisdiptychon werden zu sehen und mit den späteren Zeichnungen zu vergleichen sein. Pressetext

Der Bürgermeister, sein Maler und seine Familie - Hans Holbeins Madonna im Städel
Hans Holbein der Jüngere