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Eröffnung: 23. Juni 2007 ab 18 Uhr

Der Titel der Ausstellung „Der magische Sockel" ist ein Zitat einer Arbeit von Piero Manzoni. Als magische Sockel bezeichnete Piero Manzoni 1961 seine Podeste, welche die Personen oder Objekte, die auf ihnen verweilten in Kunstwerke verwandelten.

Aleksander Cigale verwendet in seinen Arbeiten überwiegend einfache, alltägliche Materialien und Baustoffe, die er in Collagen und Assemblagen arrangiert, verfremdet und übermalt. Hierbei verarbeitet er vor allem Schwarz, das als unbunte Farbe zur Darstellung von Schrift benutzt wird und das er als Menge von unendlich übereinander gelagertem Text versteht. So findet das Gewöhnliche des Ausgangsmaterials seine vielschichtige, beziehungsreiche innere Spannung wieder. Der Griff zu "armen" Werkstoffen und die Reduzierung auf Schwarz ist eine bewusst politische Entscheidung im Sinne eines libertären-egalitärem Vorgehens. Es entstehen dabei Allegorien zu aktuellen Zuständen, die die Distanz zwischen dem Zeichen und dem Bezeichnetem zu überwinden suchen.

Die Zeichnungen von Robert Kraiss beharren auf dem Status des Experiments und oszillieren zwischen den Polen Chaos und Ordnung. Die Motive werden dabei auf ihre Gültigkeit im Fundus archetypischer Lebens- und Überlebensbilder befragt. So finden sich in den grafischen Konfigurationen zwar Hinweise auf die ursprünglichen Motive, sie werden jedoch durch radikale Überzeichnungen und Aussparungen verfremdet. Zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit entstehen vielfältige Assoziationsketten.

Doris Lasch und Ursula Ponn begeben sich in ihren Filmen, Fotografien und Installationen auf die Suche nach fragilen Momenten, welche sich an der Grenze ihrer Lesbarkeit bewegen. Ihre Installationen sind vorrangig raumbezogen. Sie konzentrieren sich mehr auf bildhafte Aspekte als dem Film verwandte Methoden. Doris Lasch und Ursula Ponn sehen Wahrnehmung als etwas Persönliches und Fragmentarisches. In ihren Arbeiten knüpfen sie ein Netz an Erwartungen, das an eine Idee von Raum jenseits des Sichtbaren anbindet. Das Unsichtbare oder das Offene das sich in der Art die Dinge zu betrachten zeigt und oft die Unmöglichkeit der Versprechen ‘eines Bildes’ ausstellt.

Olga Lewickas abstrakte Gemälde-Assemblagen verweigern sich jedem Versuch, malerische und formelle von konzeptuell-politischen Fragen zu scheiden. Macht, Utopien, gesell-schaftliche Probleme als etwas, das nirgends besser durchdacht werden kann als im Medium formal-ästhetischer Details. Das gezeigte Bild-Objekt ist der 'Prolog' zu einem Installations-Zyklus großformatiger Gemälde ("Force & Grace"), der den immer verwickelteren Beziehungen zwischen Kommerz/Gewalt und Schönheit/Größe nachspürt; sowie zwischen Macht, Angst, Wut, Kränkung und Jähzorn - inspiriert vom biblischen Helden Samson, dessen Geschichte heute als perfekter 'Sockel' für den Selbstmordattentäter als 'Pop-Held' gelten darf.

Phillip Maiwald arbeitet in verschiedenen Techniken wie Malerei, Zeichnung, Objekt und Photographie. Bei Isabella Bortolozzi ist eine Reihe kleinformatiger Zeichnungen zu sehen. In formal an Comik-Ästhetik angelehnten Bildwelten entsteht ein anthropomorpher Kosmos, der an tradierte Märchen und Mythen anknüpft und diese vielschichtig weiterspinnt.

Julia Pfeiffer zeigt bei Isabella Bortolozzi Arbeiten aus einer neuen Serie von Intarsiencollagen. Ein zentrales Motiv hierbei ist die Bewegung, sowohl die räumlich-physische und deren bildliche Darstellung als auch die Bewegung innerhalb der Intertextualtät der wechselnden Bezugssysteme. Abstrakte und konkrete Formelemente verbinden sich zu einer Dynamik und produzieren ein Irrisieren/Flimmern, das sich im Zusammenspiel von Phantastisch-Surrealem und Formalem fortsetzt. Das Fragmentarische und Zitathafte verdichtet sich im Einklang mit der Fragilität der angedeuteten Gesten zu einem mystisch magischen Kosmos.

Roseline Rannochs abstrakte Skulpturen und Installationen setzen sich aus gefundenen Objekten und Materialien mit sehr unterschiedlichen Stofflichkeiten zusammen. Die Verwendung von glatten, industriell hergestellten Oberflächen wie Plexiglas und Spiegeln, sowie verrostetem oder geschmolzenem Eisen, Obst neben "klassischen" Materialien wie Holz, Gips und Metall sowie integrierte objects trouvés schaffen in ihren Anordnungen, die formalen oft eine bestimmte Blick- oder Bewegungsrichtung aufgreifen gemeinsam mit den Titeln eine irritierende Verbindung aus einer starken physischen Präsenz der Objekte und Materialien und abstrakter Komposition, eine irritierende Verbindung aus konkreter Welt und abstrakter Idee und dem Raum der sich dahinter eröffnet. In der Ausstellung haben wir es mit einem gebrochenenen, aber noch zu erahnenden System, einer durcheinander geratenen Konstellation zu tun, die eingefrorene, nachzeitige Momente einer rollenden Kugel, das Resultat einer körperlichen Geste in Form einer Eisenpfütze und ein Fenster einschliesst, welches dem Galerieraum zur Zeit fehlt.

Julia Pfeiffer und Roseline Rannoch betreiben seit 2005 den Ausstellungsraum Montgomery in Berlin, in dessen Kontext alle beteiligten Künstler der Ausstellung schon einmal ausgestellt haben.

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Der magische Sockel
Alexander Cigale, Robert Kraiss, Doris Lasch & Ursula Ponn, Olga Lewicka, Philipp Maiwald, Julia Pfeiffer, Roseline Rannoch