DIALOG 4: How big is the world / Wie gross ist die Welt

Größe ist nicht der ausschlaggebende Punkt. Die Größe unserer Welt hängt davon ab, wie wir mit Angst und Nähe in der Welt um uns herum umgehen können, wie wir mit Privatheit und Öffentlichkeit zurecht kommen. "How Bis Is The World" hängt davon ab, wie wir fühlen, denken und träumen; die Größe der Welt hängt von den Wünschen ab, die wir an unsere Freunde haben, und davon, wie sehr wir Fremde als Freunde sehen können. Es ist, als ob die Größe der Welt damit zu tun hätte, wie nahe oder wie entfremdet wir uns unserer Umwelt fühlen, egal, ob es sich um eine urbane Landschaft, eine mediensaturierte Gesellschaft, die Familie oder unser Freundeskreis handelt. Die Anderen, der Andere, können je nach dem Ort, dem wir ihnen in unserer Welt zuteilen, an Größe gewinnen oder verlieren. Im Zeitalter der Geschwindigkeit, des Vernetztseins, der virtuellen Realität wird diese Frage dann noch dringlicher, wenn wir mit anderen, mit unserer Umwelt und uns selbst in Kontakt treten sollen. Unser Gefühl für einen Ort hängt immer stärker von einer psychologisch definierten Entfernung bzw. Nähe ab. "How Big Is The World?" soll ein Überdenken und Neustrukturieren des Gefühls für den Ort in einer Welt der Nicht-Orte ermöglichen. "How Big Is The World?" ist eine Frage, die Reaktionen und nicht unbedingt "Antworten" provozieren will. Ihre Bedeutung liegt weniger darin, ob sie tatsächlich beantwortet wird, sondern darin, ob sie transparent machen kann, welche Haltungen Menschen, die eine Antwort darauf suchen, gegenüber den Dingen einnehmen.

Der Kurator hat diese Frage nicht zufällig gewählt, denn es gibt viele Künstler in den verschiedensten Gegenden der Welt, die diese Frage in ihren Arbeiten auf die unterschiedlichste Weise stellen und so deren Dringlichkeit deutlich machen. Diese unausgesprochene Dringlichkeit zeigt sich sogar in der verbreiteten Terrorangst, einer neuen Form globaler Kollektivität, eine Angst, die auf eine bislang nicht denkbare Antwort oder Lösung wartet. Dabei kann es ganz sicher nicht um "Neue Lösungen für einen Kleinen Planeten" gehen, wie die Welt des Kommerzes uns glauben machen will. Es ist eine Frage, die die Demokratie der Privatheit betrifft. Und Kunst scheint eine Rolle in diesem Prozess der Neo-Demokratisierung zu spielen.

DIALOG 4
How big is the world? / Wie gross ist die Welt?
Kurator: Manray Hsu

Künstler: Michael Lin, Hongjohn Lin, Ellen Pau, Fen Weng, Yang Yong, Markus Schinwald, Anne Schneider, Katharina Struber / Ursula Witzany, Klaus Taschler