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Eröffnung: 28.06.2007 17.30 Pinakothek der Moderne 18.15 Nationaltheater

Pinakothek der Moderne und Bayerische Staatsoper präsentieren ein Projekt, in dem Kunst und Musik miteinander verschmelzen und die Sinne auf besondere Art angesprochen werden. Schon der nicht zu übersetzende Titel aus »Alice in Wonderland« steht für etwas nicht Greifbares, die Unendlichkeit der Fantasie und die zahllosen Interpretationsmöglichkeiten der Welt.

Die in Los Angeles lebende Medien- und Installationskünstlerin Diana Thater ist Gastkuratorin einer Ausstellung in der Pinakothek der Moderne und im Nationaltheater. Zusammen mit sechs Künstlerkollegen, die sie für dieses Projekt eingeladen hat, und die sich unterschiedlichster Medien bedienen, erarbeitet sie sechs Installationen.

Diana Thater entführt den Betrachter mit ihren künstlerischen Beiträgen in die Welt von Lewis Carrolls »Alice in Wonderland« (1865). Mit »Drawling«, »Stretching« und »Fainting in coils« werden die merkwürdigen Unterrichtsfächer zitiert, von denen die Ochsenschwanzkröte in ihrer Phantasiesprache dem Mädchen Alice berichtet. Es könnten damit gleichermaßen die poetischen Techniken gemeint sein, mit denen die von Diana Thater eingeladenen Künstlerinnen und Künstler das Museum und das Opernhaus fantasiereich verwandeln.

Pinakothek der Moderne Diana Thater und T. Kelly Mason greifen das Alice-Thema der unendlichen Realitäten auf. Mehrere Türen führen in ein im Inneren durch Paneele verspiegeltes, kubisches Kabinett. In diesem Spiegelkabinett mit dem Titel »relay« (Saal 34) wird ein Musikfilm gezeigt, der inmitten dieses verspiegelten Raums gedreht wurde. Tatsächliche Handlungen und ihre Spiegelungen sind nicht mehr unterscheidbar. Der Verwirrungseffekt steigert sich, je länger man in dem von Kameras beobachteten Raum bleibt. Eine aus professionellen Musikern nur für das Projekt zusammengesetzte Rock-Band interpretiert den aus dem Jahre 1979 stammenden Song »Why Can’t I Touch It« mehrmals hintereinander. Die Liedzeile wird dadurch zur Metapher, die Realität niemals wirklich und umfassend begreifen zu können. Jeremy Gilbert-Rolfe ist Maler und Philosoph, der in seinen Werken über das Schöne und Erhabene spekuliert - Dimensionen, denen die Sinne nur in Verbindung mit dem Geist nahe kommen können. Sein Modell für eine kontemplative Farbkonstellation im Raum ist mehr gedacht als materialisiert - eine poetische Vision des Möglichen (Saal 33). In zwei Wandarbeiten im zweiten Obergeschoss der Rotunde interpretiert. Katy Schimert zwei Schauplätze in Alices Märchenwelt: das Crocket-Feld der Königin und den Strand aus der Geschichte der Ochsenschwanzkröte. Die Horizontlinie der Brüstung verbindet beide Szenen und schafft unterschiedliche Perspektiven auf ein und dasselbe Phänomen.

Nationaltheater In »Alice in Wonderland« dreht sich alles um die Sprache und ihren Reichtum für Assoziationen. Leonel Estevez hat einen Teppich für die nördliche Eingangshalle entworfen, in den Textspiralen eingeprägt sind. Die Sätze verschieben und verdrehen sich mit den Bewegungen der Betrachter - und mit ihnen die Bedeutungen, die wir dem Körper und der Sprache beimessen. T. Kelly Mason verleiht der nördlichen Eingangshalle des Nationaltheaters mit Hilfe von Leuchtkästen unter dem Titel »Alice Goes Through All of It« in ein festliches Entree. Je nach Räumlichkeit und Zeitpunkt erscheint das Licht gedämpft und intim, aber auch festlich hell. Helligkeit verändert die Qualität der körperlichen Wahrnehmung und beeinflusst die Einschätzungen der räumlichen Dimensionen (Nördliche Eingangshalle). Ausgangspunkt des Beitrags von Dawson Weber ist das Kartenspiel aus der Szene auf dem Crocket-Feld der Königin. 54 Bilder, welche die 52 Karten eines Spielsets plus zwei Joker symbolisieren, zitieren aus Opern u. a. von Georg Friedrich Händel, Richard Wagner, Claude Debussy und Hans Werner Henze. Sie lassen eine Erzählung entstehen, die sich ihrerseits aus unterschiedlichsten Geschichten speist (Ionische Säle, Königssaal, Blaue Bar, 3. Rang). Alice macht ihrem Publikum deutlich, dass eine Gestalt nicht immer das sein muss, für was wir sie anfangs hielten. Jill Spector befasst sich mit dem Äußeren als Möglichkeit, Identität zu schaffen, aber auch zu verändern. Ihre Kostümskulpturen zeugen von der Wandlungsfähigkeit des Körpers. In ähnlicher Weise spielt auch der von ihr geschaffene Vorhang mit der Ambivalenz von Zeigen und Verbergen (Ionische Säle, Königssaal).

Der musikalische Part der Kooperation wird stark von der zeitgenössischen Musik aus der Heimat von Diana Thater geprägt. Festspiel+, künstlerisches Begleitprogramm der Opernfestspiele, widmet sich unter Kent Nagano dieses Jahr im Kontext mit den Arbeiten von Thater auch der Musikszene aus Los Angeles. Ben Wendel, Saxophonist, Komponist und Produzent, wird seine virtuose Bandbreite, angefangen von experimentellem Jazz bis zu HipHop und Techno mit wechselnden Instrumenten präsentieren. Wendel bestreitet das Programm mit weiteren internationalen Musikern, mit dabei sind der deutsche Vokalist Theo Bleckmann, das Performance-Ensemble »SO Percussion«, die Band »Kneebody«, Julie Kaufmann und die Pianistin Mei Yi Foo.

Mit der Lichtinstallation »Off with their heads« von Diana Thater auf den »Seven Screens« (OSRAM-Gelände am Mittleren Ring) findet das Ausstellungsprojekt Fortsetzung und Abschluss. Pressevorbesichtigung: 27.06.2007, 10.00 OSRAM Seven Screens, OSRAM GmbH, Hellabrunner Str. 1.

Festspiel+ ist eine Kooperation der Bayerischen Staatsoper und der Pinakothek der Moderne im Rahmen der Münchner Opernfestspiele 2007.

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Festspiel+ 2007
…drawling, stretching and fainting in coils…
Kuratiert von Diana Thater
Eine Kooperation der Pinakothek der Moderne und der Bayerischen Staatsoper im Rahmen der Münchner Opernfestspiele 2007

Von Diana Thater eingeladen: Leo Estevez, Jeremy Gilbert-Rolfe, T. Kelly Mason, Katy Schimert, Jill Spector, Dawson Weber