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Die Ausstellung handelt von der Geburt eines „Massenmediums“ im späten Mittelalter. Der Holzschnitt, die älteste europäische Bilddrucktechnik, die den Siegeszug der Printmedien einleitete, verdankt seine Entstehung vor allem der wachsenden Nachfrage nach privatem Besitz an religiösen Bildern. Eingeklebt in Handschriften oder an geeigneten Orten im Haus erfüllten die frühen Holzschnitte vielfältige Zwecke: Sie dienten der privaten Andacht, der religiösen und moralischen Unterweisung, dem Ablaßwesen, der religiösen Propaganda, der Abwehr von Unheil aber auch der Vermittlung praktischer und gelehrter Kenntnisse, dem Schmuck, der Unterhaltung und Satire. Mit ihrer breiten Verfügbarkeit und ihrer hohen Mobilität leiteten sie eine neue Epoche der bildlichen Kommunikation und des weiträumigen europäischen Bildtransfers ein.

Die dem Medium eigene Praxis des Kopierens und Verbreitens von Vorbildern stellt herkömmliche Untersuchungsmethoden wie die Stilkritik in Frage. Deshalb wurden in die Ausstellung vorzugsweise Blätter aufgenommen, deren historischer Kontext und konkreter Bildgebrauch rekonstruierbar ist. Diese Beispiele liefern nicht nur tragfähige Aussagen über Ort und Zeit ihrer Entstehung, sondern tragen auch zum Verständnis der komplexen Rolle der Bilder in der Kultur des Spätmittelalters bei. Die Ausstellung umfaßt 106 ausgewählte Beispiele und gliedert sich in folgende Abschnitte: Die Entstehung eines Mediums – Der frühe Holzschnitt – Funktion und Gebrauch – Leiden und Mitleiden – Vorbild und Unterweisung – Anrufung der Heiligen.

Von den in hohen Auflagen gedruckten frühen Einblattholzschnitten mit ihrer eindringlichen Bildsprache sind nur wenige, meist unikale Exemplare erhalten. Sie gehören heute zum kostbarsten Besitz der Graphischen Sammlungen. Mit ihren herausragenden Beständen haben das Germanische Nationalmuseum und die National Gallery of Art in Washington diese erste größere internationale Ausstellung zu diesem Thema in Kooperation mit führenden Fachwissenschaftlern konzipiert. Mit hochkarätigen Leihgaben aus den großen europäischen und amerikanischen Sammlungen, gibt die Ausstellung einen faszinierenden, so noch nie gezeigten Einblick in die Frühgeschichte der Druckgraphik. Im Vorfeld wurden intensive wissenschaftliche Recherchen und aufwendige kunsttechnische Untersuchungen angestellt. Ausgehend von neuen Fragestellungen wirft die Ausstellung neues Licht auf die ältesten Zeugnisse des europäischen Bilddrucks und kann mit zahlreichen überraschenden Ergebnissen aufwarten.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog in englischer und deutscher Ausgabe, bearbeitet von Richard S. Field (ehem. Yale University Museum of Art, New Haven), David Areford (University of Massachusetts, Boston), Peter Parshall (National Gallery of Art, Washington), Peter Schmidt (Johann-Wolfgang von Goethe-Universität, Frankfurt), Yasmin Doosry und Rainer Schoch (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg).

Wissenschaftliche Kolloquien begleiten die Ausstellung in Washington und Nürnberg.

Pressetext

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Die Anfänge der europäischen Druckgraphik
Holzschnitte des 15. Jahrhunderts und ihr Gebrauch

Stationen:
04.09.05 - 27.11.05 National Gallery, Washington
15.12.05 - 19.03.06 Germanisches Nationalmuseum Nürnberg