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Die Ausstellung unternimmt den Versuch das Phänomen Russische Avantgarde zu orten, seine bis heute elektrisierende Wirkung auf Medienkunst und Film zu erspüren.

Mit einem sagenumwobenen „Corporate Design“ der Oktoberrevolution hat insbesondere der Konstruktivismus einst Zeichen gesetzt, indem er zwischen Kunst und experimenteller Psychologie, Technologie und Politik, Öffentlichkeit und Raum alle erdenklichen Konstellationen erprobte.

Dass menschliche Wahrnehmung Konstruktion ist: diese Ansicht teilt das Konzept des „Kino-Auges“ eines Dziga Vertov mit der Neurowissenschaft des 21. Jahrhunderts. Und dem Meister des „Mood Managements“ im Film, Sergej Eisenstein, folgen heute die Schöpfer neuer Einkaufswelten. Ist das der Ausverkauf der einst avancierten Kunst und Kultur des Experiments? Haben Myriaden unterschwelliger Kriechströme unser Gehirn im Griff? Und wenn ja, wie reagiert die Kunst auf das neue Zeitalter des „Brain Script“? Ausstellung und Medienfestival laden zu einer Entdeckungsreise ein. Geben Sie sich der reflektorischen Erregung hin!

Während sich die Raum-Installation ACTIVIST CLUB des St. Petersburger Kunst-Kollektivs Chto Delat von den russischen Arbeiterclubs inspirieren ließ, bezieht sich das Künstler-Duo Christiane Post und Michael Schwarz auf die Agitprop-Idee des Kinozuges von Alexandr Medvedkin. In ihrer Projektion wie auch in der Installation von Florian Zeyfang spielt die Reflektion konstruktivistischer Ästhetik eine wesentlich Rolle. Sebastian Hempels Lichtkasten wiederum ist der wortwörtliche Versuch, Andrej Platonows utopische Formel aus dem Jahr 1921 „Licht ist Raum“ Gestalt werden zu lassen. Und um Kopfkino im wahrsten Sinne des Wortes geht es in Viola Stephans Film „The Making of“, einem heiteren Filmessay über die Tücken der Wahrnehmung im Zeitalter der Hirn-Maschine-Schnittstellen.

Neben Film und Installation erscheint im Rahmen der Ausstellung auch eine Zeitung von Chto Delat, die unter dem Titel „Making film politically“ nach neuen Ansätzen sucht für gesellschaftliche Kollaborationen von Theorie und Aktionskunst. Im ACTIVIST CLUB läuft ein spezielles Filmprogramm, dass neben o.g. "The Making of" Arbeiten von Chto Delat, Hito Steyerl, Daria Azzellini und Oliver Ressler zeigt.

Beteiligte KünstlerInnen:

Florian Zeyfang Sebastian Hempel Künstlergruppe Chto delat Christiane Post / Michael Schwarz

Filme (als Teil der Ausstellung) von Viola Stephan Hito Steyerl Oliver Ressler Chto Delat Daria Azzellini Gabriele Vöhringer

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Medienfestival/Ausstellung Die Elektrifizierung der Gehirne - 90 Jahre Roter Oktober Projektbeginn/Vernissage , Freitag, 21.9., 20 Uhr

Ausstellung

mit Chto Delat/St. Petersburg, Christiane Post/Michael Schwarz/Berlin, Sebastian Hempel/Dresden, Florian Zeyfang/Berlin, Viola Stephan/Berlin

Veranstaltungen

Unter anderem Kunstaktion und Workshop mit Chto Delat, Film/Live-Vertonung mit Erwin Stache /Leipzig, Workshop mit Klaus Theweleit/Karlsruhe, Vorträge/Gespräche mit Florian Rötzer, Luc-Carolin Ziemann und Andrei Ujica, Filmpremiere mit Peter Ott und Ted Gaier, Visual Engineering/Finissage mit microscope session.

Symposium "Von den Psychotechniken der Avantgarde zu Medienkunst und Neurowissenschaft im 21. Jahrhundert", 5.-7.10. www.elektrifizierungdergehirne.de

Filme

Im Rahmen der Ausstellung in der Motorenhalle wird es eine Mediathek in Kooperation mit der Filmgalerie Phase IV geben, die über den gesamten Zeitraum des Festivals hinweg einen umfassenden Überblick zum Thema "Russenkino" der 1920er Jahre bietet. Ein umfangreiches Filmprogramm zu klassischer sowjetischer Filmkunst und aktuellem russischem Kino ist im Filmtheater Metropolis und im Kino in der Fabrik zu sehen.

„Unsere Anrufung gilt dem Konstruktivismus der russischen Avantgarde. Er betritt die Gegenwart als Wiedergänger, als Untoter, der mit der absurden und notorischen Realität, in der du lebst, noch eine Rechnung offen hat.“ Peter Ott / Ted Gaier zum Film „Hölle Hamburg“

Ein „Medien“-Festival will das historische Phänomen orten und seine bis heute elektrisierende Wirkung auf Medienkunst und Film erspüren. Denn im Bewusstsein der einmaligen Chance, eine Gesellschaft von Grund auf neu zu gestalten, hat die Russische Avantgarde Zeichen gesetzt. Die Bezüge zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik wurden erkundet und es gab wegweisende Entdeckungen.

Sehen ist eine Fiktion: Diese Ansicht teilt das „Kinoauge“ des Filmpioniers Dziga Vertov mit der Neurowissenschaft des 21. Jahrhunderts. Und Sergej Eisenstein, dem Meister des „mood managements“ im revolutionären Film, folgen noch heute die Schöpfer neuer Einkaufswelten.

Ist das der Ausverkauf der einst avancierten Kunst und Kultur des Experiments? Ausstellung, Symposium, Film-/Vortragsprogramm und Workshops widmen sich verschiedenen Aspekten der menschlichen Wahrnehmung und ihrer Manipulierbarkeit.

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Die Elektrifizierung der Gehirne – 90 Jahre Roter Oktober
Ausstellung und Medienfestival
Ort: Motorenhalle - Projektzentrum für Zeitgenössische Kunst, Dresden

mit Florian Zeyfang, Sebastian Hempel, Chto Delat? , Christiane Post / Michael Schwarz, Viola Stephan, Hito Steyerl, Oliver Ressler, Daria Azzellini, Gabriele Vöhringer