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Die Galerie 11 von Gruner + Jahr präsentiert zur 3. Triennale der Photographie Hamburg 2005 "die elf - das Beste" / 50. Ausstellung seit Gründung im Juli 1998.

Seit über sechs Jahren fördert die Galerie 11 im Pressehaus von G+J junge zeitgenössische Fotokünstler mit der Ausstellung ihrer Arbeiten. Anlässlich des Mottos "Archiv der Gegenwart" der 3. Triennale der Photographie Hamburg 2005 haben die Kurator/innen das Ausstellungsarchiv gesichtet und elf fotografische Positionen der Galerie 11 ausgewählt, um jeweils einen Teil der Serien erneut zu zeigen. "die elf - das Beste" ist die 50. Ausstellung seit der Gründung der Galerie. Sie versammelt nicht nur elf besonders eindringliche Positionen aus den vergangenen sechseinhalb Jahren, sie gibt auch einen Einblick in Tendenzen der jungen Gegenwartsfotografie. Der Verlag Gruner + Jahr hat die Galerie 11 ins Leben gerufen, um Nachwuchs-fotografen die Möglichkeit zu geben, freie Arbeiten der Öffentlichkeit und dem Fachpublikum im Pressehaus in Hamburg zu präsentieren. So entstand ein Forum für künstlerisch-experimentelle Fotografie, das sich im Lauf der Zeit zu einer begehrten Plattform für junge Fotografie aus ganz Deutschland entwickelt hat.

Mit der Ausstellung "die elf - Das Beste" wird ein lebendiger und vielschichtiger Querschnitt durch die Galeriegeschichte präsentiert und auf diese Weise ein Dialog in Gang gesetzt, der unterschiedlichste fotografische Ansätze zusammen-bringt. Viele der in der Galerie 11 vorgestellten Fotografen haben sich mittler-weile in der Fotoszene etabliert. Elf von ihnen kehren nun mit ausgewählten Werken nochmals zu den Anfängen ihrer Karriere zurück:

Julia Sörgel (1998) In Heimat- und Naturkundemuseen und Zoologischen Gärten zwischen New York und Novosibirsk hat Julia Sörgel ihre "Tierporträts" aufgenommen. Aus der Natur entfernt, werden die Tiere dem Menschen in diesen künstlichen Aufbe-wahrungsräumen zu unterschiedlichen Zwecken zugänglich und verfügbar gemacht. Welch grotesken Charakter diese Archivierungs- und Präsentations-praktiken zum Teil haben können, zeigt beispielsweise die Aufnahme einer Giraffe, die sich vor einer Savannenlandschaft bewegt - die jedoch als Trompe l´il an die Wand einer großen Halle gemalt ist.

Marcus Höhn (1998) In seiner Serie "innenräume" setzt sich Marcus Höhn mit Innenansichten öffentlicher Gebäude in Deutschland auseinander. Darunter sind verschiedene ehemalige und heutige Ministerien, sowohl im Ost- als auch im Westteil von Berlin, wie beispielsweise das Bundesfamilienministerium oder das Staatsrats-gebäude der ehemaligen DDR. So gelingt es Höhn, den archivarischen Charakter von Orten der deutsch-deutschen Zeitgeschichte aufzuspüren und zu dokumentieren.

Ulrike Schamoni (1999) Ulrike Schamoni zeigt ihre "Lieblingsbilder" aus verschiedenen Serien und nimmt den Betrachter mit auf einen Streifzug durch ihr persönliches Fotoalbum. In dieser subjektiven Auswahl wird die ganze Bandbreite ihres vielseitigen Schaffens anschaulich. Häufig sind es Schnappschüsse, die am Rande von größeren Produktionen entstanden sind und bekannte Gesichter in ungewöhnlichen und oft humorvollen Situationen zeigen: beispielsweise Candace Bushnell, New Yorks berühmte Klatsch-Kolumnistin und Autorin von "Sex and the City", der offenbar gerade das neueste Gerücht zugetragen wird.

Kathrin Günter (2000) In ihrer Auseinandersetzung mit den Paparazzifotos der Klatschspalten ist Kathrin Günter den diesem Genre eigenen Typologien auf die Spur gekommen: Offenbar werden die Stars bevorzugt beim Shoppen, am Strand oder bei einer Preisverleihung "abgeschossen". Um die Austauschbarkeit dieser Bilder ironisch auf die Spitze zu treiben, inszeniert Günter sich in der Serie "Star Shots" selbst zum VIP: Sie bearbeitet vorgefundene Paparazzifotos und lässt so sich selbst am Leben der Schönen, Reichen und Berühmten teilhaben.

Peter Granser (2001) Peter Granser dokumentiert in seiner Serie "Sun City" Bilder aus einer "anderen Welt", nämlich der künstlichen Stadt in der Wüste Arizonas, in der nur wohnen darf, wer über 55 Jahre alt ist. Gransers Bilder erzählen humorvolle, skurrile und anrührende Geschichten über das Leben amerikanischer Senioren der Mittelschicht im von Künstlichkeit geprägten "Dauerferienressort".

Martin Luther (2002) Oberflächenstrukturen von Architektur und Raumsituationen stehen in den dokumentarischen Arbeiten der Serie "Fassaden" von Martin Luther im Vordergrund. Die menschenleeren Gewerbegebiete und Bürohäuser der 60er und 70er Jahre werden einer Ortsbesichtigung unterzogen und die Ästhetik ihrer Formensprache vorgeführt.

Christoph Siegert (2002) "Lügen, um die Wahrheit zu sagen." Dieses Credo steht am Anfang der Arbeiten des Hamburger Fotografen Christoph Siegert. Die Bilder seiner Serie "Kulturlandschaften" sind genau an der Schnittstelle zwischen Inszenierung und Authentizitätsanspruch des Mediums Fotografie angesiedelt. Sie gehen von der Voraussetzung aus, dass Fotografie Wahrheit und Fiktion zugleich sein kann.

Jan Wenzel (2003) Spaten, Blümchentapete, Radiowecker - die unterschiedlichsten Requisiten befördert der Leipziger Künstler Jan Wenzel zu einer kleinen Fotofix-Kabine und arrangiert das Material dort Bild für Bild nach einem zuvor ersonnenen Drehbuch. Der Automat gibt den Arbeitstakt vor: In genau 28 Sekunden blitzt er viermal und bannt die temporären Szenerien auf einen vertikalen Streifen. So entstehen seine "Automatenbilder", faszinierende imaginäre Fotoräume, die er aus den Fotostreifen eines Fotofixautomaten komponiert. Und keiner mag glauben, dass sich Jan Wenzel tatsächlich dem simplen Arbeitstakt des Passbildautomaten unterwirft.

Michael Neugebauer (2003) Alten naturmagischen Legenden zufolge handelt sich Sommersprossen ein, wer den Geruch von Sternhyazinthen tiefer einatmet als erlaubt oder sich mit bösen Erdgeistern einlässt. Heute weiß die Medizin längst um die Harmlosigkeit der vererblichen Pigmentanomalie - und dennoch passt sie selten in das gängige Schönheitsideal reiner, unbeschriebener Haut. Die sehr poetischen "Sommersprossen"-Fotografien von Michael Neugebauer werden von Gedichten und persönlichen Statements der "Gesprenkelten" begleitet.

Ulrike Thiele (2003) Gärten repräsentieren für Ulrike Thiele gezähmte Wildnis, in der die Natur in dekorative Elemente überführt wurde. Gärten sind die Orte, in denen Stadtmenschen am ehesten Natur begegnen. Der Japanische Garten steht dabei für eine besonders ästhetische und zugleich strenge Formalisierung der Natur. Ulrike Thieles Serie "Im Garten" positioniert sich an der Schnittstelle zwischen Natürlichem und Künstlichem und macht deutlich, wie stark die Vorstellungen von Natur und Kultur miteinander verwoben sind und wie das Bild der Natur dennoch immer wieder als Gegen- oder Sehnsuchtsbild eingesetzt wird.

Lin Lambert (2005) Der Wald als Kulturlandschaft, Projektionsfläche und Phantasieraum spielt in Märchen, Mythen und Sagen, in der Dichtung und nicht zuletzt in der bildenden Kunst eine ganz besondere Rolle. Lambert setzt sich in der Serie "Waldmeister" mit den verschiedenen Zuschreibungen aus der Kulturgeschichte des Waldes auseinander. Dabei werden durch nachträgliche digitale Bearbeitung Zitate, Sprichwörter und Satzfragmente von Künstlern und Literaten wie Hermann Hesse, Gerhard Falkner oder Jenny Holzer in die inszenierten Aufnahmen eingefügt. In der Überlagerung und Überschreibung verschiedener Positionen wird eine "Ideengeschichte" des Waldes im wahrsten Sinne des Wortes "lesbar".

Pressetext

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die elf - das Beste

mit Julia Sörgel, Marcus Höhn, Ulrike Schamoni, Kathrin Günter, Peter Granser, Martin Luther, Christoph Siegert, Jan Wenzel, Michael Neugebauer, Ulrike Thiele, Lin Lambert