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Die Methode, tradierte ästhetische Ordnungsprinzipien auf ironische Weise in Frage zu stellen, um den Betrachter und seine Wahrnehmungsmuster zu verunsichern, lässt sich von der Avantgarde bis zur Postmoderne, von Duchamps "Meta-Ironie" der Indifferenz über die subversiven Strategien John Heartfields und die Wahrnehmungsfallen René Magrittes bis hin zu den Künstlern, die seit den 1960er Jahren das ironische Weltbild prägten, verfolgen. Welchen Platz nimmt nun die Ironie in der gegenwärtigen Kunstpraxis ein? Gibt es überhaupt so etwas wie neue Konzepte der Ironie in der Kunst, die deren Vorreiterrolle gerecht werden und die Realsatire der kapitalistischen Wertegesellschaft hinterfragen? Zunehmend ist es die Ironie um ihrer selbst willen, die uns potenziert in den Medien begegnet. Was passiert, wenn diese Form der Ironie lebensbestimmend ist und Dinge wie Vertrauen, Glauben, unverfälschte Hinwendung, offene Aussagen und Ernsthaftigkeit ihrer scheinbaren Wirkungslosigkeit wegen ersetzt?

Antworten auf derlei Fragen bietet die Ausstellung "Irony Is Dead. Long Live Irony!", die infolge des 10. Internationalen Atelierprogramms der ACC Galerie und der Stadt Weimar entstand. Präsentiert werden vom 23. April bis zum 5. Juni 2005 Arbeiten der Kroatin Kristina Leko, der Finnin Tea Mäkipää und Martin Sastres aus Uruguay. Leko initiiert meist ortsbezogene gesellschafts- und demokratiekritische Projekte, die sie durch Aktionen und Publikationen mit der Öffentlichkeit kommuniziert, so ihr "Verfassungskorrekturbüro", das unter dem Eindruck in den USA gemachter Erfahrungen in Weimar realisiert wurde. Mäkipääs Installationen und Fotografien kreisen um das Thema Überleben: Wie begegnen wir als Art und als Individuen unserer Umgebung und anderen Lebensformen, wie reagieren wir auf sie? Auf den Weimar-Aufenthalt der Künstlerin geht die panoramaartige Fotoarbeit "World of Plenty", die gleichzeitig auf der EXPO in Japan zu sehen ist, zurück. Und Sastre reagierte auf die Ausschreibung zum Thema Ironie, indem er als Chef der "Martin Sastre Foundation" seinerseits das Stipendiatenprogramm "Be a Latin-American Artist" ins Leben rief, um drei Studenten der Bauhaus-Universität Weimar auswählen und nach Montevideo einladen zu können. Die "First-World Artists" sollen so die Überlebensstrategien lateinamerikanischer Künstler studieren, die School of Arts in Montevideo besuchen sowie die örtliche Kunstszene kennenlernen, wobei auch künstlerische Arbeiten zum Thema Ironie entstehen.

Die Arbeiten der drei KünstlerInnen und ehemaligen StipendiatInnen rahmen eine kleine stringente Foto-Dokumentation der bisherigen internationalen Atelierprogramme der Jahre 1995 bis 2005 – die Bewerbungsfrist des 11. Atelierprogramms zum Thema "Die Kultur der Angst" endet am 2. Mai 2005. Gefördert wird die Ausstellung durch die Botschaft von Finnland, die Martin Sastre Foundation, das Thüringer Kultusministerium und den Förderkreis der ACC Galerie.

Pressetext

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Die Ironie ist tot. Es lebe die Ironie! / Irony Is Dead. Long Live Irony!
Ausstellung zum 10. Internationalen Atelierprogramm des ACC und der Stadt Weimar

mit Kristina Leko, Tea Mäkipää, Martin Sastre