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„Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da. Für alle, die ihre Gedanken nicht nur träumend ihren Kissen anvertrauen wollen, öffnet sich nach Anbruch der Dunkelheit ein anderer Zeitraum. In der Nacht erfährt die Tageswelt eine Spiegelung und einen Kommentar.“ (Elisabeth Bronfen) Die Nacht erfasst uns mit Schauer, Angst und Schrecken, aber sie ist auch der heimliche Ort der Geborgenheit. In ihr lauern Schuld, Finsternis, Chaos, gesellschaftliche Gewalt, einfachhin „das Böse“, aber sie ist auch der Raum unserer Träume, Raum für Phantasie und die Befreiung von der Rationalität. Ihre fundamentale Macht halten die Kosmogonien aller Kulturen fest: in ihnen steht die Nacht als formlose Finsternis am Anfang aller Dinge. Mit Freud hingegen erfahren wir die psychischen Abgründe der Nacht als uns dirigierende Macht. In diesem Sinne gilt die Nacht als die Gegenseite des Tages und seiner Rationalität. Dem Faszinosum der Nacht liegt ihre Ambivalenz zugrunde: Einerseits lässt sie die Welt als Schauplatz bedrohlicher Szenerien erleben, einen finsteren Kerker, aus dem es kein Entkommen gibt, andererseits verbinden sich mit ihr unmäßige Glücksversprechen, schillernde Abenteuer, das Leuchten des Sternenhimmels und der nächtlich illuminierten Stadt.

Im Dunkel der Nacht nehmen Orte, Dinge und Menschen eine neue Identität an. Es stellt sich die grundsätzliche Frage nach der Wahrnehmung der Realität.

Die ambivalente Natur der Nacht hat die Menschen schon immer fasziniert. Nach der großen Ausstellung Die Nacht im Münchener Haus der Kunst im Jahr 1999, die Nachtdarstellungen vom 15. bis ins 20. Jahrhundert präsentierte, steht nun die Bildwelt der Nacht in der zeitgenössischen Malerei zur Debatte. Zehn renommierte Malerinnen und Maler sind eingeladen. Sie beleuchten die zeitgenössische Erfahrung der Interdependenz zwischen der Vernünftigkeit und der Verdunkelung von Aufklärung und Moderne.

Die Schau knüpft an die international besprochene Ausstellungsreihe zur neuen gegenständlichen Malerei an, welche die Städtische Galerie Delmenhorst unter den Titeln Wirklichkeit in der zeitgenössischen Malerei, unHEIMlich und Schönheit der Malerei in den Jahren 2001, 2003 und 2005 präsentiert hat. Sie stellt eindringlich die vielschichtige Leistung der Malerei heraus und erhält besondere Bedeutung durch die ganz neuen, direkt für die Schau konzipierten und produzierten Werke der Protagonisten.

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DIE NACHT

Nachtdarstellungen in der zeitgenössischen Malerei

Künstler: Armin Boehm, Karin Kneffel, Michael Kunze, Rosa Loy, Hartmut Neumann, Julia Oschatz, Heribert C. Ottersbach, Daniel Richter, Norbert Schwontkowski, Thomas Zipp