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Vom Spreevorplatz aus kann man den Mitarbeitern der Gipsformerei bei ihrer Arbeit im Mauer-Mahnmal zuschauen.

Die Rekonstruktion der Quadriga vom Brandenburger Tor

31.30.10.2020 - 30.10.2022
dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr
Eintritt frei.

Und da war sie aus Gips – Die Rekonstruktion der Quadriga

Der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages hat gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt Berlin die Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin eingeladen, in einer offenen Schau-Werkstatt im Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages ein Mastermodell der Quadriga erstehen zu lassen.

Die Arbeit in der Schau-Werkstatt ist auf zwei Jahre angelegt und soll zum Abschluss, gewisserma-ßen 1:1, ein nahezu vollständiges Mastermodell zeigen. Abb. 1 Aufbau der Schau-Werkstatt im September 2020 (Foto: Deutscher Bundestag / Andreas Kaernbach) Grundlage der Rekonstruktion sind die Gipsformen, anhand derer die Bronzewerkstatt Hermann Noack in den Jahren 1957 / 1958 die Quadriga nachschuf. Die originale Quadriga war zu dieser Zeit bis auf einen Pferdekopf (heute im Stadtmuseum Berlin) untergegangen, da der Ost-Berliner Magistrat im Jahre 1950 die durch Kriegseinwirkungen beschädigte Quadriga hatte zerstören las-sen. Erhalten geblieben waren jedoch die Gipsformen, die im Jahre 1942 in Erwartung von Kriegs-zerstörungen heimlich abgenommen worden waren.

Aus diesen Negativformen erstellte die Gipsformerei 1957 ein Arbeitsmodell aus Gips für die Bild-gießerei Noack (siehe Abb. 2). In der Bildgießerei entstand sodann über mehrere Zwischenstufen (u. a. Sandabformungen) eine Matrize, anhand derer die Quadriga als Kupfertreibarbeit neu herge-stellt wurde.

Im Jahre 1958 hob man die Replik (der Ost-Berliner Magistrat ließ noch rasch Preußenadler und Eisernes Kreuz entfernen) auf das Brandenburger Tor. Die zahlreichen Zwischenstufen bei der Nachfertigung sowie der enorme Zeitdruck, der sich aus der Konkurrenzsituation von West und Ost ergab (Ost-Berlin übernahm die Restaurierung des Brandenburger Tores und hatte diese bereits abgeschlossen), führten dazu, dass manche fertigungsbedingte gestalterische Freiheit zur Be-schleunigung der Fertigstellung in Kauf genommen wurde.

Die ursprünglichen Formen von 1942 gingen zwar verloren, die Positivgüsse aus Gips blieben je-doch erhalten und wurden in den Folgejahrzehnten in verschiedenen West-Berliner Depots nicht immer sachgemäß gelagert.
Aufgabe der jetzt geplanten Rekonstruktion ist es daher, zunächst sämtliche, noch auffindbaren Modelle im Mauer-Mahnmal zusammenzuführen, zu inventarisieren und zu reinigen. Anschließend sollen die Modelle zusammengesetzt werden, wobei zu entscheiden ist, ob und wie Fehlstellen er-gänzt werden können.
Nach derzeitigem Erkenntnisstand hat Johann Gottfried Schadow lediglich zwei Pferdekörper indi-viduell gestaltet und diese dann verdoppelt, so dass gegenseitige Ergänzungen der Pferdekörper möglich sind.