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In der Münchner Secession zeigt sich exemplarisch die Genesis der künstlerischen Moderne. Die Secession war eine Bewegung, die sich vor allem gegen die etablierte Kunst der Gründerzeit richtete, etwa gegen die Historienmalerei eines Carl von Piloty und deren primär narrativer Ausrichtung. Wichtige Impulse gingen von französischen Künstlern wie Gustave Courbet aus, fanden international Resonanz und bereiteten den Boden für die Secessionsbewegungen in München, Berlin, Wien und anderen europäischen Städten. Am 4. April 1892 erfolgte die Gründung der Münchner Secession unter anderem durch Bruno Piglhein, Gotthard Kuehl, Heinrich von Zügel, Franz von Uhde, und Franz von Stuck. Das bestechend einfache Credo der Secession lautete: „Man soll in unseren Ausstellungen Kunst sehen.“

Ziel der Secession war es, internationale Ausstellungen mit einem Höchstmaß an qualitativer Selektion auszurichten. Im Memorandum hieß es: „Die repräsentativen Münchner Ausstellungen müssen Eliteausstellungen sein.“ Damit richtete man sich vor allem gegen die Ausstellungen der Münchner Künstlergenossenschaft mit bis zu zweitausend Werken im Glaspalast. Die erste Ausstellung der Secession fand 1893 in einem eigenen Ausstellungsgebäude statt. Im Innern verzichtete man auf opulente Dekorationen, charakteristisch waren helle Wände und eine sparsame Hängung. So zeigte sich auch in der Ausstellungsgestaltung der neue Geist der Modernität.

Werke der Secessionsausstellung von 1893 Eine Auswahl derjenigen Werke, die 1893 anlässlich der ersten Ausstellung der Münchner Secession gezeigt wurden, dokumentiert den Stilpluralismus, der die Bewegung Zeit ihres Bestehens bestimmte. In der späten Gründerzeit folgte man den Ideen der Secession, aber nicht im strengen Sinn. Nicht eine Stilrichtung dominierte: Der Jugendstil war ebenso repräsentiert wie der Impressionismus oder die gerade für München bestimmenden Richtungen des Prä-Symbolismus und Symbolismus.

Von Beginn an spielten in- und ausländische Gäste eine große Rolle. Werke englischer, französischer oder niederländischer Künstler zeugten von der europaweiten Ausstrahlung der Secession. In ihrer ersten Ausstellung demonstrierte die neue Bewegung mit eigenen Werken und den Werken ausländischer Gäste beeindruckend ihre innovative künstlerische Kraft.

Ausläufer der Gründerzeit So entschieden sich die Secession von den künstlerischen Vorstellungen der Gründerzeit abwenden wollte, war sie doch tolerant genug, Künstler jener Orientierung in ihre Reihen aufzunehmen. Bisher wurden diese Maler bei der Aufarbeitung der Secession wenig beachtet,da sie nicht recht ins Bild der fortschrittlichen Künstlerbewegung zu passen schienen. In ihren Werken zeigt sich jedoch, dass die Münchner Secession nicht allein progressive Kräfte band, sondern auch offen für konservative Positionen war, solange die Forderung nach hoher Qualität erfüllt war.

Zu den Künstlern in dieser Sektion der Ausstellung zählen E.K.G. Zimmermann, Max von Schmädel und Carl von Marr. Letzterer war korrespondierendes Mitglied der Secession in Wien und stellte zeitweise auch in Berlin aus. Er ist mit zwei in Europa äußerst selten gezeigten Werken vertreten. Wilhelm Trübner, Karl Haider, Hans Thoma oder Toni Stadler sind Künstler, deren Gemälde ebenfalls in dieser Sektion präsentiert werden.

Aspekte des Jugendstils Bisweilen werden Jugendstil und Secession gleichgesetzt, auch weil Exponenten des Jugendstils wie Hugo von Habermann oder Richard Riemerschmid Mitglieder der Secession waren. Jugendstil und die Ideen der Secession standen für ein neues Lebensgefühl: Kunst und Leben sollten miteinander verbunden werden. Auch Thomas Theodor Heine, der ebenfalls in der Secession ausstellte, Otto Eckmann mit einem seiner großformatigen Teppiche und Peter Behrens mit herausragenden graphischen Arbeiten sind in der Ausstellung repräsentiert. Habermann etwa nahm die Linie des Jugendstils in seine Werke auf, brach sie und kombinierte sie mit perspektivischen Verkürzungen.

Impressionistische Tendenzen So unterschiedlich sich die Herangehensweise im Werk des einzelnen Künstlers der Secession manifestierte, verband die Maler doch die Ablehnung der tradierten Historien- oder Genremalerei und der strikten maltechnischen Vorschriften der Akademien: Der Blick auf die Landschaft war nun spontan, der gewählte Bildausschnitt wirkte wie zufällig. Dem entsprach die Technik des schnellen Farbauftrages ohne elaborierte Vorzeichnungen und Lasuren. Die Impressionisten entdeckten – in Paris vorgegeben durch die „École de Barbizon“ und in Deutschland durch die „Freilichtmaler“ – die Natur mit ihrem Licht neu.

Zwar verzögerte sich die Anwendung der neuen Malweise in Deutschland um zwei Jahrzehnte, brachte aber in den 1890er Jahren und nach der Jahrhundertwende reiche Blüten hervor. Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt, sind nur einige jener Künstler, die temporär mit München verbunden waren, bald aber der Berliner Secession den Vorrang gaben. Dort wurden sie zu herausragenden Figuren der Künstlerbewegung. Weitere Höhepunkte in dieser Sektion sind Werke von Heinrich von Zügel, Otto Strützel, Paul Wilhelm Keller-Reutlingen, Fritz von Uhde und Gotthardt Kuehl, sowie der Maler der „Scholle“, etwa Leo Putz, Dachauer Maler, unter ihnen Ludwig Dill, sowie spätere Impressionisten wie Julius Exter und Julius Seyler.

Prä-Symbolismus Die Ausstellung zeigt den Prä-Symbolismus als eigenständige Vorform des Symbolismus. Für diese malerische Ausdrucksform stehen Künstler wie Bruno Piglhein, Gabriel Max oder Albert von Keller. Die Künstler ließen sich spiritistisch-religiös inspirieren, auch okkulte und mystische Elemente sind in ihren Werken wiederzufinden. Das 1894 veröffentlichte Werk Carl du Prels „Die Entdeckung der Seele durch die Geheimwissenschaften“ galt als literarisches Fazit dieser Bestrebungen.

Symbolismus Innerhalb der Münchner Secession sind eine Reihe wichtiger bedeutender symbolistischer Maler zu nennen: Franz von Stuck, Julius Diez, Th.Th. Heine, Carl Strathmann und Ludwig von Hofmann. Diese nahmen viele Anregungen der französischen und belgischen Symbolisten auf: sie erhoben antike Mythen und christliche Versatzstücke zu Motiven und wandten sich dem Unterbewussten zu.

Mit seinem bekanntesten Werk „Die Sünde“, ausgestellt in der ersten Secessionsausstellung von 1893, schuf Franz von Stuck das Hauptwerk des Münchner Symbolismus. Einzigartig ist die Darstellung des biblischen Sündenfalls in Verbindung mit einer skandalös-erotischen „femme fatale“ . Dem gegenüber kombiniert Strathmann in seinem Werk „Salambo“ symbolistische Inhalte mit einer Malweise, die an die byzantinische Mosaikkunst angelehnt ist. In seiner ornamentalen Bildwelt verweist er auf eine bewusste Abwendung von der sichtbaren Welt.

Statuetten der Münchner Secession Adolf von Hildebrand gilt als Vat er der modernen Münchner Bildhauerei, zeitweise stellte er sogar als Ehrenmitglied bei der Secession aus. Seine klassische Formenstrenge, sein Ebenmaß, seine Kontrapostik und seine auf Fernwirkung berechneten räumlichen Werte haben die Bildhauer der Münchner Secession maßgeblich beeinflusst und beeindruckt.

Eine Auswahl an Statuetten von KünstlerInnen wie Franz von Stuck, Georg Wrba, Hermann Hahn, Louis Tuaillon, August Gaul, Fritz Behn, Sophie Burger-Hartmann und anderen bildet diese spezielle Gattung innerhalb der Münchner Secession ab. Die individuelle, sehr unterschiedliche Ausformung verweist wiederum auf den Stilpluralismus der Münchner Secession.

Internationale Gäste Im Memorandum von 1892 heißt es, dass die Secession „der Fremden dringend“ bedürfe. Von Beginn an lud die Secession bedeutende ausländische Gäste ein. Der französischen Kunst, der „École de Barbizon“ und den Impressionisten, kam im Versuch, die internationale Moderne in München einzubinden eine besondere Rolle zu. Dem Betrachter führten die Secessionisten vor Augen, daß in München umkämpfte Positionen in Frankreich bereits etabliert waren. In der Ausstellung von 1893 waren die Maler von Barbizon zahlreich vertreten, die Impressionisten folgten einige Jahre später.

Aber auch die holländische Malerei der „Haager Schule“ war für die Secesion von Bedeutung, zudem die „Glasgow-Boys“, die Münchner Gruppe auf ihrem Weg ermutigten. Bis Schweden reichte die Attraktion der Secession. Der prominenteste Vertreter dieser schwedischen Maler, Anders Zorn, der mit Max Liebermann und Walter Leistikow eng befreundet war, stellte mehrfach in München aus.

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Die Secession ist eine Weltanschauung
Die Münchner Secession 1892-1914

Künstler: Fritz Behn, Peter Behrens, Sven Richard Bergh, Sophie Burger-Hartmann, Karl Caspar, Lovis Corinth, Ludwig Dasio, Narcisse-Virgile Diaz de la Pena, Julius Diez, Ludwig Dill, Julien Dupre, Otto Eckmann, Julius Exter, Gustav Adolf Fjaestad, August Gaul, Ernst Moritz Geyger, Henryk Glicenstein, Otto Greiner, Hermann Groeber, Hugo von Habermann, Hermann Hahn, Karl Haider, Thomas Theodor Heine, Adolf Hengeler, Ludwig von Herterich, Otto Hierl-Deronco, Adolf von Hildebrand, Paul Höcker, Ferdinand Hodler, Ludwig von Hofmann, Adolf Hölzel, Jozef Israels, Leopold von Kalckreuth, Albert von Keller, Paul Wilhelm Keller-Reutlingen, Fernand Khnopff, Fritz Klimsch, Max Klinger, August Kraus, Gotthardt Kuehl, Max Kuschel, Christian Landenberger, Arthur Langhammer, Carl Olof Larsson, Wilhelm Ludwig Lehmann, Max Liebermann, Bruno Andreas Liljefors, William York Macgregor, Jacob Maris, Carl von Marr, Gabriel von Max, Hendrik Willem Mesdag, George Minne, Claude Monet, Hans Olde, Bruno Piglhein, Leo Putz, Richard Riemerschmid, Auguste Rodin, Theodore Rousseau, Leo Samberger, Max von Schmädel, Julius Seyler, Franz Skarbina, Max Slevogt, Eugen Spiro, Toni Stadler, Carl Strathmann, Otto Strützel, Franz von Stuck, Hans Thoma, Wilhelm Trübner, Louis Tuaillon, Fritz von Uhde, Lesser Ury, Jose Villegas, Wilhelm Volz, Erik Werenskiold, Georg Wrba, E.K.G. Zimmermann, Anders Zorn, Heinrich von Zügel, Oskar Zwintscher