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Eröffnung: Freitag, 15. Mai, 18-21 Uhr
Dauer: 16. Mai bis 15. Juli 2015

Die Zeichnung ist eine der ältesten künstlerischen Techniken, wird aber wegen ihrer Direktheit und Spontaneität auch von zeitgenössischen Künstlern oft bevorzugt. Die klassischen Grundlagen sind um neue Materialien und Techniken ergänzt worden, aber nach wie vor bleibt die Linie der Wesenszug dieser Kunstform. Die Ausstellung „Die Zeichnung geht weiter“ stellt acht klassische Positionen zeitgenössischer Zeichenkunst von Künstlern der Galerie und Gastkünstlern vor. Einige von ihnen verstehen sich ausdrücklich als Zeichner, für andere ist die Zeichnung nur eine ihrer Ausdrucksformen.

Joachim Grommek (*1957 in Wolfsburg, Meisterschüler bei Prof. Malte Sartorius, HBK Braunschweig) interessieren Wahrnehmungsmuster und Sehgewohnheiten. Seine Bleistiftzeichnun¬gen mit vertikalen Linien auf Papier kaschiert er auf Leinwand, die wiederum auf Holzrahmen aufgespannt wird. Durch diese eigentlich für Gemälde übliche Präsentationsform spielt er mit den Erwartungen des Betrachters. Seine Zeichnungen aus den 80er Jahren entstanden parallel zur Ölmalerei von Holzfurniermustern auf Leinwand, bei der sich Bild, Abbild und Materialität des Trägers nicht mehr voneinander trennen lassen. Noch heute beschäftigt sich Grommek in seinen Arbeiten mit dem Wechselspiel von Wirklichkeit und Illusion.

Andrey Klassen (*1984 in Irkutsk/Russland, Meisterschüler bei Prof. Ralf Kerbach, HfBK Dresden) zeichnet surreale Bildräume, aber auch Alltagssituationen und benutzt dafür den Pinsel. Dieses klassische Werkzeug des Malers ermöglicht ihm die Kombination der Feinheit der Linie mit malerischen Zügen. Wesen der Mythen- und Zauberwelt bevölkern seine großformatigen virtuosen schwarzen Tuschzeichnungen, in denen es dem Künstler gelingt, eigene suggestive Erzählräume zu schaffen.

Für seine in der Ausstellung gezeigte Serie „Postkarten aus Berlin“ besuchte Matthias Beckmann (*1965 in Arnsberg, Meisterschüler bei Prof. Franz Eggenschwiler, Kunstakademie Düsseldorf) verschiedene Museen der Stadt und zeichnete dort im Innen- und im Außenraum. Mit strengen, linearen Bleistiftkonturen umreißt er Besucher, Werke aus den Sammlungen oder die Architektur der Häuser in ungewöhnlichen Ausschnitten oder in der Totale. Beckmann reizt es, für seine Serien immer wieder neue Orte zu entdecken. In Berlin zeichnete er bereits im Deutschen Bundestag, in der Charité, in der Komischen Oper, in Künstlerateliers und im rbb.

Auch Birgit Hölmer (*1967 in Fröndenberg, Meisterschülerin bei Prof. Timm Ulrichs, Kunstakademie Münster) verlässt zum Zeichnen ihr Atelier. Sie zieht es in den Wald. Fernab von gebahnten Wegen findet sie mitten im Gestrüpp chaotische Pflanzenstrukturen. Dieses Naturerlebnis überträgt sich durch das direkte Medium der Zeichnung wie ein Psychogramm auf das Blatt. In ihren „Spiegelungen“ gibt Hölmer den gewählten Naturausschnitt detailreich mit Licht und Schatten wieder, lässt in ihren dichten Kompositionen aber auch große leere Flächen als Kontrast stehen. Mal ist diese Fläche scharfkantig durch eine das Blatt teilende horizontale Linie vom Motiv abgetrennt, mal ist der Übergang fließend.

Martina Altschäfer (*1960 in Rüsselsheim, Meisterschülerin bei Prof. Konrad Klapheck, Kunstakademie Düsseldorf) zeigt scheinbar reale Landschaften. Die kleinen, sinnlich schönen Farbstift- und Pastellzeichnungen sind mit großer Perfektion ausgeführt und komponiert. Durch den schwarzen Karton wird die Tiefe und Plastizität der Meer- und Berglandschaften Altschäfers noch verstärkt. Manche Motive nimmt die Künstlerin in ihren großformatigen Zeichnungen wieder auf und arbeitet sie weiter aus.

Für den Bildhauer Joachim Schmettau (*1937 in Bad Doberan, Meisterschüler bei Prof. Ludwig Gabriel Schrieber, HfBK Berlin) bildet die Zeichnung wegen der dem Medium innewohnenden Spontaneität einen Gegenpol zu seiner bildhauerischen Tätigkeit. Ausgangspunkt seiner jüngst entstandenen Tierzeichnungen sind Abbildungen aus einem umfangreichen Tierlexikon, aber auch Alltagsgegenstände wie ein Staubsauger aus seiner Wohnung. Die teils durch eingeklebte Zeitungsausschnitte ergänzten Blei- und Farbstiftzeichnungen haben mit den Skulpturen von Schmettau eines gemein: ihre Verspieltheit.

Die akribisch mit Blei- und Farbstift und Fettrosa auf Zeichenfolie ausgeführten Zeichnungen von Sascha Kürschner (*1967 in Dachau, Meisterschüler bei Prof. Marwan, HdK Berlin) aus dem mit „Pursuit of Happiness“ betitelten Zyklus scheinen auf den ersten Blick banale Kassenbelege oder Fleischetiketten abzubilden. Dieser Schein trügt. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass es sich um hintergründige Lesewerke handelt, die das menschliche Streben nach Glück in einer Welt der Marken und Logos und die verzweifelte Suche danach thematisieren.

Der Maler, Zeichner und Musiker Matthias Sturm (*1969 in Eisenach, privater Kunstunterricht und Abendklassen an der HfBK Dresden, Studium an der Hanseatischen Akademie für Medien und Film) bevorzugt für seine Papierarbeiten Monotypien, die er in Mischtechnik überarbeitet. Die Ausstellung zeigt u. a. ein mit Bleistift gezeichnetes Selbstporträt, das den Künstler in Dresden wie einen Sträfling abbildet und ein mit Blei- und Farbstiften gezeichnetes Porträt des berühmten Schauspielers und Musikers Keanu Reeves.