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In der Ausstellung „Die Teilung der Erde“ – Tableaux zu rechtlichen Synopsen der Berliner Afrika-Konferenz im Salzburger Kunstverein präsentiert der Berliner Künstler Dierk Schmidt (geb. 1965) den Anfang einer Bildserie, die in einer ökonomischen Perspektive den Kontinent Afrika südlich der Sahara fokussiert.

Die allgemein dahinter stehende Fragestellung ist, inwieweit und ob die Kolonialgeschichte bzw. ihre ökonomischen Konsequenzen unaufhebbar sind.

Dierk Schmidt versteht seine Arbeiten als Medium der politischen Auseinandersetzung und Offenlegung historischer Interessenskonflikte.

In den neuen Arbeiten zieht Dierk Schmidt eine Linie von der historischen Berliner Afrika-Konferenz bis zu einer aktuellen Entschädigungsklage. Auf fünf Tableaux visualisiert er die Konferenzsituation von 1884/85, ökonomische und juristische Konsequenzen und die aktuelle Klage der Herero People´s Reparations Corporation (HPRC). 2001 brachte die HPRC eine Entschädigungsklage gegen die Bundesrepublik (als Rechtsnachfolgestaat des Deutschen Kaiserreichs) und vier deutsche Unternehmen ein. Hintergrund dieser ist der historisch belegte genozidale Vernichtungskrieg an den Herero vor 100 Jahren im heutigen Namibia, damals Südwestafrika.

Auf der Berliner Afrika-Konferenz wurde der Kolonialismus neu legitimiert und definiert. Die zentrale Bedeutung der Konferenz lag dabei in einem europäischen Entschluss zur präventiven Konfliktvermeidung untereinander. Diese Festlegung einer unbedingten europäischen Einigung in der ökonomischen „Nutzbarmachung“ des Afrikanischen Kontinents wird in den Artikeln 34 und 35 („Anzeigepflicht“ und „effektive Okkupation“) der „Acte Général“ sichtbar. Unter ihrem Einfluß sollten die unterzeichnenden Konferenzteilnehmer (13 europäische Staaten und die USA) in den nächsten fünfzehn Jahren den Kontinent unter sich aufteilen. Es entstanden die so genannten „Berliner Grenzen“, die noch heute weitgehend die nationalstaatlichen Grenzen innerhalb des afrikanischen Kontinentes bestimmen.

Formal entfernt sich Dierk Schmidt in der neuen Bildserie von einer figurativen Malerei und versucht, ein abstraktes Äquivalent für ökonomische und juristische Verhältnismäßigkeiten, Grenzziehungen oder auch Entrechtungen zu finden.

Eine Randnotiz der Ausstellung bilden Radierungen in der Ringgalerie, die sich auf damalige Zeitungs-Illustrationen und ihren – unterschiedlich zu der Bildserie im Ausstellungsraum – auf Repräsentation ausgerichteten Blick beziehen.

Im zweiten Teil der Ausstellung mit dem Titel „Berliner Schlossgeister“ thematisiert Dierk Schmidt die Fragwürdigkeit des Wiederaufbaus von Herrschaftsarchitektur im Fall des Hohenzollern-Schlosses in Berlin durch einen Beschluss des deutschen Bundestages von 2002. In einem Bild hat Dierk Schmidt als Antwort auf die restaurative Tendenz einer solchen Bildproduktion der neuen „Berliner Republik“ Teile jener Kunststofffolie übermalt, deren Malerei 1993/94 die ganze Länge einer Schlossfassade simulierte.

Pressetext

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Dierk Schmidt: Die Teilung der Erde
Tableaux zu rechtlichen Synopsen der Berliner Afrika-Konferenz