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Zuwachs für die Neue Galerie – Temporäre Präsentation im Museum Schloss Wilhelmshöhe

Die zeitgenössische Sammlung der Neuen Galerie verzeichnet bedeutende Neuzugänge. Der Nürnberger Künstler Diet Sayler schenkte der Sammlung ein Konvolut seiner Werke, darunter zwei großformatige Gemälde und eine Mappe mit Grafiken. Eines der Gemälde ist derzeit im „Schaufenster“ der Neuen Galerie im Museum Schloss Wilhelmshöhe zu sehen. Das abstrakte Werk mit dem Titel „Pieve di Cadore“ ist aus dem Jahr 2003. In Anwesenheit des Künstlers wurde die Arbeit am vergangenen Dienstag im Museum Schloss Wilhelmshöhe vorgestellt. Anlass für die Schenkung ist das Ausscheiden von MHK-Direktor Dr. Michael Eissenhauer.

Das abstrakte Gemälde zeigt eine nach links abschüssig verlaufende geometrische Form, die auf der querformatigen Leinwand wie mit dem Hintergrund verzahnt scheint. Der intensive Farbkontrast aus Gelb und Rot und die Ausdehnung der Form sowie des gesamten Gemäldes in den Umraum hinein erzeugen ein dynamisches Spannungsfeld aus Farb- und Formflächen. Mit dem Titel „Pieve di Cadore“ bezieht sich Diet Sayler auf die Geburtsstadt von Tizian (1488/90-1576 Venedig). Die „vibrierende“ Leuchtkraft von Form und Farbe wird so zu einem Lobgesang auf den italienischen Renaissancekünstler.

Diet Saylers geometrische Bildsprache schreibt sich zunächst in die Tradition der konkreten Kunst und des russischen Konstruktivismus ein. Während die Konstruktivisten gegenständliche oder emotionale Bezüge bewusst vermieden, um in der präzisen Anwendung von Linie, Form und Farbe gedankliche Inhalte auszudrücken, erweitert Diet Sayler diesen klar definierten Rahmen durch den Einsatz von „Intuition“, „Subjektivität“ und „Zufall“ (Acht Thesen zum Begriff der Basis-Kunst, Madrid, 1989). Statt geometrischer Grundformen wie Kreis, Dreieck und Quadrat wählt er individuelle Figuren, so genannte Basis-Elemente, deren Anordnung auf der Leinwand vom Zufall bestimmt und im freien Fall mit Hilfe eines Würfels festgelegt wird.

„Pieve di Cadore“ ist das dritte Werk des Künstlers in der Sammlung der Neuen Galerie. Es ergänzt gezielt den bereits vorhandenen Bestand der konkreten Kunst mit Werken von Antonio Calderara (1903-1978), Jan J. Schoonhoven (1914-1994), Gottfried Honegger (*1917) und Günther Fruhtrunk (1923-1982). Alle diese Künstler verbindet eine auf Farbe und Form ausgerichtete Darstellungsweise.

Diet Sayler absolvierte seine Ausbildung an der Technischen Hochschule in Timisoara/Rumänien (1956-1961). Nach zunächst gegenständlichen, später abstrakt-geometrischen Experimenten entwickelte er seine Vorliebe für konstruktivistische Formen. (Kasimir Malewitsch ist ihm bis heute ein großes Vorbild.) Damit bezog er in der Ära Ceausescu eine oppositionelle Haltung zum politisch verordneten Sozialistischen Realismus. Weil gegenstandslose Kunst in Rumänien als subversiv galt, blieb ihm eine Ausstellungstätigkeit lange verwehrt. Im Jahre 1973 emigrierte er nach Deutschland, wo er von 1992 bis 2005 eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg innehatte. Neben der Lehrtätigkeit und seiner künstlerischen Arbeit war er als Kurator von themenspezifischen Ausstellungen in Frankreich, Italien und Deutschland tätig.

Diet Sayler ist in einer Reihe von namhaften internationalen Museen vertreten, u.a. im MoMa, New York, und in der Albertina, Wien.

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Diet Sayler
Kuratorin: Marianne Heinz