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Die Galerie Wolfgang Gmyrek zeigt vom 18. März bis 14. Mai einen Werkkomplex mit neuen Bildern von Dieter Krieg. Charakteristika, die üblicherweise mit Kriegs Malerei verbunden werden, wie materialschwere Acrylfarbe und monumentale Formate, treffen auf diesen Zyklus nicht zu. Die neuen Bilder sind eher im Grenzbereich zur Zeichnung anzusiedeln: Krieg arbeitet ausschließlich mit Kohle und farblosem Acryl auf Papier, das erst im nächsten Arbeitsschritt auf Leinwand aufgezogen wird. So ergeben sich untypische kleine Bildformate und eine weitestgehende Beschränkung auf Grautöne, die manchmal abschließend mit Silikon akzentuiert werden. Farbe und Licht, die für die Malerei traditionell größte Bedeutung haben, treten zurück zugunsten von „Farben fürs Morgengrauen“ und „Bildern für die Dämmerung“, so die Titel von zwei Bildern, die Initialbedeutung für den Zyklus besitzen. Gerade im Zwielicht erhalten die Arbeiten eine besondere Qualität und Tiefe.

Den Ausgangspunkt der Verwendung von Zeichnungen, Textskizzen und Notizen in der Malerei hat die Galerie in der letzten Einzelausstellung von Krieg vor zwei Jahren vorgestellt. Krieg hatte in großformatigen Bildern mit farbigem Bildgegenstand eine neue Lösung für das Problem des Bildhintergrundes gefunden, indem er auf die schweren Acrylfarbschichten Papierarbeiten aufbrachte. Die skriptorale Struktur und Mehrschichtigkeit entfaltete eine faszinierende Bildwirkung. In den folgenden Arbeiten hat Krieg dieses Prinzip weiterverfolgt und die Acrylfarbe mehr und mehr zurückgenommen. Die Umrisszeichnung und die Kombination mit handschriftlichen Textzitaten wurden immer autonomer. Inhaltlich fällt eine verstärkte Wiederaufnahme aus dem Gesamtwerk Kriegs auf: seit langem bekannte Bildmotive und eine erneute Auseinandersetzung mit literarischen und theoretischen Quellentexten, die von Bedeutung von Kriegs Kunst sind. Ein Bild zeigt programmatisch den Schriftzug „meine Zeichnungen nochmals abzeichnen“. Im Kontext dieser Überlegungen steht die ironische Brechung des Freudzitats der Einladungskarte „mehrfache Verwendung des nähmlichen Materials“ in Zusammensicht mit „Freud(s) Cigarre“. Besondere Bedeutung kommt dem Prinzip der Collage zu, denn Krieg hat oftmals im Bild mehrere Blätter mit gegenständlichem Motiv und Reflexionen über das Malen kombiniert, wie z.B. eine Wärmeflasche mit dem Text „dass man einen Gegenstand braucht, damit der Makrokosmos sich in ihr verkörpere, und andererseits, dass der Gegenstand unwichtig ist“, bzw. auf eine Leinwand verschiedene Textbestandteile zusammengebracht, die sich gegenseitig erhellen, oder in Frage stellen. Ungewohnt oft werden jedoch auch persönliche Reflexionen, Vorsätze, Überlegungen zum Bildmotiv, die scheinbar weniger Distanz zu Dieter Krieg haben, als in der Vermittlung durch Zitate.

Der gesamte Werkkomplex gewinnt dadurch den Charakter einer Rückschau und Reflexion über ein Lebenswerk aus Sicht des Künstlers, wobei abzuwarten bleibt, ob sich damit auch ein Abschluss des malerischen Werkes verbindet.

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Dieter Krieg - Raffe SINNBilder zum Lesen