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„Das Unmögliche zu filmen ist die wunderbarste Sache, die es gibt.“ Joris Ivens Die diesjährige Jubiläumsretrospektive widmet sich einem der bedeutendsten Filmemacher des 20. Jahrhunderts: dem holländischen Meister des poetischen Dokumentarfilms Joris Ivens (1898-1989). Anlässlich seines 20. Todestages präsentieren das Bundesarchiv-Filmarchiv, DOK Leipzig und die niederländische Joris Ivens Stiftung zur 52. Ausgabe von DOK Leipzig eine umfangreiche Retrospektive des Schaffens dieses Ausnahmekünstlers, der über 80 Filme in mehr als 20 Ländern realisierte und dessen Arbeiten vielfach ausgezeichnet wurden, so mit der Goldenen Palme in Cannes, dem Goldenen Löwen in Venedig und der Silbernen Taube in Leipzig.

Für die 50. Retrospektive werden Schätze aus dem Bundesarchiv-Filmarchiv gehoben, die kaum bekannt sind und auch in der großen Ivens-Retrospektive der Cinemathèque Francaise nicht zu sehen waren. Ein Augenmerk liegt auf den zahlreichen Bezügen Ivens’ zu Deutschland. „Wir werden die Spuren nachzeichnen, die dieser große Regisseur in Deutschland hinterlassen hat, und erforschen, mit welchen Künstlern er hier eng zusammenarbeitete“, betont Barbara Heinrich-Polte vom Bundesarchiv- Filmarchiv in Berlin. „Zugleich wollen wir unserem Publikum die Gelegenheit bieten, Schlüsselwerke des Oeuvres von Joris Ivens neu zu entdecken.“

Nach einem Studium an der Technischen Hochschule Charlottenburg in Berlin kehrte Joris Ivens oft als Künstler oder Vortragender nach Deutschland zurück, so z.B. 1932 zum „Filmkongress“ in Leipzig. In den 50er Jahren arbeitete er mehrere Jahre lang eng mit der noch jungen DEFA zusammen und realisierte bedeutende Arbeiten wie „Das Lied der Ströme“ (DDR 1953/54). Ivens fungierte auch als „künstlerischer Oberleiter“ bei DEFA-Produktionen wie „Mein Kind“ (DDR 1955, Regie: Vladimir Pozner und Alfons Machalz) oder dem Spielfilm „Die Abenteuer des Till Eulenspiegel“ (DDR/F 1956, Regie: Gérard Philipe).

Neben wichtigen deutschen Produktionen umfasst das Programm herausragende Arbeiten, die Ivens nicht nur als feinen Beobachter und politisch engagierten Künstler, sondern auch als wichtigen Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts ausweisen. Der Bogen spannt sich von frühen avantgardistischen Kurzfilmen wie „De Brug“ („Die Brücke“, NL 1927/28) und „Regen“ (NL 1929) über seine Klassiker aus den 30er Jahren wie „Pesn o gerojach“ („Heldenlied“, UdSSR 1932), „Misère au Borinage“ („Borinage“, mit Henri Storck, B 1934) oder „The Spanish Earth“ („Spanische Erde“, USA 1937, Kommentar: Ernest Hemingway, Sprecher: Orson Welles) bis hin zu seinen bedeutenden Vietnamfilmen. Aber auch Ivens’ darauf folgende filmische Arbeit in China spiegelt die Retrospektive wider und schließt mit seinem filmischen Vermächtnis „Une histoire du Vent“ („Geschichte über den Wind“, mit Marceline Loridan-Ivens, F 1988). Mit dieser Retrospektive arbeitet DOK Leipzig auch seine wechselvolle Geschichte im Verhältnis zu Joris Ivens auf. Die ersten zehn Jahre war er eine herausragende und inspirierende Kraft für das Leipziger Festival. Doch nach 1968 kühlte sich das Verhältnis aufgrund politischer Differenzen deutlich ab und Ivens blieb dem Festival fern. Erst in den 80er Jahren begann eine langsame Wiederannäherung mit verschiedenen Filmaufführungen. Anlässlich seines 90. Geburtstages, ein Jahr vor seinem Tod, würdigte das Festival Joris Ivens u.a. mit Sonderveranstaltungen und zwei Ausstellungen, er wurde erstmals wieder nach Leipzig eingeladen.

Anlässlich der Retrospektive werden Joris Ivens’ Witwe Marceline Loridan-Ivens, mit der er zahlreiche Filme realisierte, und gute Freunde wie Edgar Reitz als Ehrengäste nach Leipzig kommen. Außerdem veröffentlicht Absolut Medien gemeinsam mit DOK Leipzig und der Joris Ivens Stiftung die umfangreiche DVD-Edition „Der Weltenfilmer – Joris Ivens: Filme 1912 bis 1988“, die Ivens' Werk einer breiten Öffentlichkeit auch nach dem Leipziger Festival zugänglich macht.

Zwischen Lyrik und Ironie – Retrospektive zu Andrei Chrschanowski

Andrei Chrschanowski, der in diesem November seinen 70. Geburtstag feiert, zählt zu den Pionieren des russischen Animationsfilms. Anlässlich seines Geburtstages widmet DOK Leipzig seinem Schaffen eine eigene Retrospektive. Kuratorin Jaqueline Zeitz freut sich, die Filme in Anwesenheit des Regisseurs zeigen zu können: „Andrei Chrschanowski ist ein Ausnahmekünstler in der internationalen Animationsszene. Seine Filme sind nicht nur Beiträge subtiler Gesellschaftskritik, sondern auch ästhetische Meisterwerke. Auf der Suche nach Wahrhaftigkeit findet er einen Sinn für Schönheit, die in allem und jedem vorhanden ist. Gepaart mit Nostalgie zieht sie sich durch viele seiner Filme, mit denen er an die Seele der Menschen, an ihre Fragilität und Stärke rührt.“

Gleich nach seinem Studium (1956-1962) begann Andrei Chrschanowski im Studio für Animationsfilm bei „Soyuzmultfilm“ zu arbeiten, wo auch einige der großen russischen Regisseure wie Alexander

Petrov und Yuri Norstein an seinen Filmen mitwirkten. Der Mensch im Zusammenspiel mit seiner Umwelt, Obrigkeitshörigkeit, der Verlust selbständigen Denkens, die kleinen und großen menschlichen Schwächen, aber auch die Stärke des menschlichen Fühlens und Handelns – das sind Themen, die Chrschanowski in seinen Filmen immer wieder aufgreift. Besonders deutlich wird das in seinem zweiten Film „Glass Harmonica“ (1968), in dem durch Musik das menschliche Empfinden befreit wird, um sich gegen Geldgier und sinnlose Zerstörung aufzulehnen. Der Film fiel der sowjetischen Zensur zum Opfer. Erst nach der politischen Wende kam er gelegentlich zur Aufführung und wird auch im Rahmen der Retrospektive zu sehen sein.

1993 gründete Andrei Chrschanowski mit Eduard Nazarov, Fjodor Khitruk and Yuri Norstein ein eigenes Studio, SHAR, welches bis heute neben Filmproduktionen auch Ausbildungen und Workshops anbietet. In diesem Studio entstanden Chrschanowskis weitere Arbeiten: der mehrfach ausgezeichnete „The Lion with the Grey Beard“ (1995), „The Long Journey“ (1997) über Fellini und seine Charaktere sowie „A Cat and a Half“ (2002) über den russischen Nobelpreisträger Joseph Brodsky. In dieser Zeit begann Chrschanowski auch, Dokumentar- und Animationsfilm miteinander zu kombinieren. Meet the Artist: Andrei Chrschanowski

Zusätzlich zur Retrospektive wird Andrei Chrschanowski eine Meisterklasse geben, in der er über die Auswahl und Entwicklung seiner Filme redet. Für einige hat er Stoffe von Lazar Lagin, Samuil Marshak und Iwan Krylov adaptiert oder er hat Originalzeichnungen von Puschkin, Brodsky und Fellini für seine Filme verwendet. Wie hat Chrschanowski sich für die Themen seiner Filme entschieden? Wie hat er das Material ausgewählt und Dokumentar- und Animationsfilm miteinander verbunden? Außerdem wird er über die Zusammenarbeit mit dem Musiker und Komponisten Alfred Schnittke berichten, der schon für „Glass Harmonica“ (1968) die Musik schrieb, dessen filmkompositorische Arbeit aber erst seit kurzem gewürdigt wird.

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52. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm
52nd International Leipzig Festival for Documentary and Animated Film

Animationsfilm Andrei Chrschanowski eine exklusive Werkschau.
Joris Ivens – das Unmögliche zu filmen...
50. Retrospektive des Bundesarchiv-Filmarchivs im Rahmen des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm