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Tina Beifuss

*1977 in Aalen, lebt und arbeitet in Dresden, Studium freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf

Tina Beifuss benutzt Materialien wie Stoffe, Seile oder Vorhänge, die sowohl stabil als auch beweglich sind und zwingt ihnen ihren Willen auf. Sie lässt sie erstarren und befreit sie von ihrer Funktionalität. Leder und Thermofolie wollen sich nicht verbinden, sind einander aber ausgeliefert. Durch aggressiven Kunststoffeinsatz entstehen erstarrte Materialschlachten. Glattpolierter Gips glänzt wie Marmor. Undeutliche Glücksmomente werden gewaltsam in einem fragilen, giftig anmutenden Gleichgewicht gehalten. In der Verwandlung bleibt die Erinnerung an den vergangenen Nutzen. Pompeji. Friedensfahnen gehisst auf schwarzledernen Bergen. Eine kleine Eruption hält sich noch kurz nach dem goldenen Augenblick knapp über dem Boden in der Schwebe, will zusammenfallen oder sich mühsam wieder aufrichten. Der erste Hauptsatz der Thermodynamik, dass keine Energie verloren geht, stimmt hier nicht. Tina Beifuss hat die Zeit angehalten, und das Resultat ist faszinierend und bestürzend zugleich.

Florian Neufeldt * 1976, lebt und arbeitet in Berlin 1997-99 Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tony Cragg 1999-2005 Soziologie, Philosophie, Geschichte an der Universität zu Köln und FU Berlin; Diplom 2005

Florian Neufeldt entwirft konzentrierte Objekte, die in ihrer Form präzise und eindeutig sind. Er beschränkt sich auf das Nötigste und vermeidet materiellen Ballast. Die Installationen bekommen dadurch eine bezwingende Gegenwärtigkeit. Manche wirken wie Versuchsanordnungen, die einen physikalischen oder sogar mathematischen Schluss verdeutlichen. Andere scheinen universelle Denkprozesse zu verkörpern. Oft kreisen seinen Arbeiten monoton um ein Zentrum. Die Geschwindigkeit findet durch dauernde Wiederholung zu einer Art Stillstand. Innerhalb des schwarzen Wellpappenzylinders dreht ein nicht ganz zentrierter Klöppel seine Runden. Die Bewegung bleibt im Innern und verrät sich nur manchmal durch dumpf erklingendes Holpern. Der Klang entlarvt das wuchtige Objekt als hohl. Trotz seiner Größe lenkt es, wie viele andere Arbeiten von Florian Neufeldt, die Aufmerksamkeit auf seine Umgebung. Die Konstruktionen füllen den Raum, ohne ihn beherrschen zu wollen.

www.florianneufeldt.com

Lorenzo Pompa *1962 in Krefeld, lebt und arbeitet in Düsseldorf Studium der Architektur in Rom und Düsseldorf, Studium Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf,

In einer sehr klaren, fast zeitlosen Sprache geht Lorenzo Pompa von klassischen Fragen der Skulptur aus und konterkariert diese mit ironischen Aufsätzen und Deformationen. Er vermeidet dabei die Verwendung vorgefundenen Materials. Eigene Fertigung ist ein wichtiger Ausgangspunkt für seine Arbeiten. Die teilweise obsessiv gestalteten Oberflächen wirken nur von weitem minimal. Auch bei der Verwendung von Sockeln spielt er mit der Hinterfragung der Skulptur. Die Wertigkeit wird verschoben. Der kunstvolle Sockel und die fragmentarische Skulptur sind aus demselben Material und aus einem Guss, die Übergänge fließend. Das Ergebnis sind Artefakte von lakonischer Eleganz. In seinen neueren Gipsarbeiten weitet Lorenzo Pompa die Kritik an der Skulptur auf eine Infragestellung des umgebenden Gebäudes aus. Getäuscht durch die schöne weiße Oberfläche, verliert der Betrachter sein Misstrauen. Säulen reichen genau vom Boden bis zur Decke, die versprochene Stützfunktion halten sie nicht ein und scheinen vielmehr selbst die Decke als Stütze zu benötigen. Andere sind schon eingestürzt, hingeschleudert wie durch eine Explosion. Mit Hilfe von Unterdruck verformt oder voller Auswucherungen. Die ersten Eindrücke von Zufälligkeiten halten einer näheren Betrachtung aber nicht stand, zu komplex ist das Verhältnis von Figuration und Abstraktion.

Constantin Wallhäuser *1975 in Siegen, lebt und arbeitet in Berlin Studium Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tony Cragg und Georg Herold (Meisterschüler)

Constantin Wallhäuser baut prächtige Bühnen von beinahe aufdringlicher Präsenz. Seine barocken Inszenierungen sind exakt gebündelte Energien, manchmal aber auch einfach dicke Brocken. Sie werden oft mit eleganten und komplexen Projektionstechniken umgesetzt. Der Blickwinkel des Betrachters wird gelenkt. Die Arbeiten suchen ihn. Sie sind stolz und scheinen zu rufen:„Schau mich an!“ Die Skulpturen und Installationen gehen von den Gegebenheiten der Ausstellungssituation aus und positionieren sich dort offensiv und körperlich. Die oft verwendeten oder hergestellten Apparaturen geben Beweglichkeit dazu, ziehen aber einen Schwanz von Kuriositäten, Theater, Schmerz und Schnörkel hinter sich her und suggerieren die schicksalhafte Vergangenheit ganzer Epochen.