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Eröffnung: Freitag, 05.09.08., 19.00 Uhr

Mit „Follow Me“ präsentiert SEPTEMBER eine Auswahl von Dorothy Iannones in den siebziger Jahren entstandenen Gemälden, Zeichnungen und Videoboxen. Das Oeuvre der 1933 in Boston geborenen und in Berlin lebenden und arbeitenden Künstlerin gehört zu den eigenwilligsten des 20. Jahrhunderts. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache mit Texten von Yves Brochard und Massimiliano Gioni.

Seit nun über vier Jahrzehnten entwirft Dorothy Iannone in ihrem Werk die befreiende Vision eines Daseins, in dem Spiritualität, Kunst, Liebe, Erotik, Sex, Freundschaft, Politisches und Privates untrennbar miteinander verschmolzen sind. Aus ihrer zunächst vom abstrakten Expressionismus geprägten Malerei entwickelten sich ab 1967 figurative und mit zahlreichen Texten ausgestattete Bilder und opulente Bildgeschichten, die - wie auch Iannones Videoinstallationen, Dichtungen und Songs, dem menschlichen Streben nach bedingungsloser Liebe und ekstatischer Vereinigung gewidmet sind. Iannones Werk ist durchströmt von persönlichen Erinnerungen, archetypischer Symbolik, Mode und Zeitgeist. Detailgenau und in immer wieder neuen Konstellationen schildert sie das erfüllte Leben mit ihren Freunden und Geliebten. Dazu zählt ebenso Dieter Roth, mit dem sie eine Liebesbeziehung und lebenslange Freundschaft verband, wie auch befreundete Künstler aus dem Umfeld des Fluxus.

Radikal wie nur wenige andere Vertreterinnen ihrer Generation hat sie dabei an bigotten Konventionen gerüttelt, die weit über die Moderne hinaus Bestand hatten. Während ihren männlichen Kollegen das Privileg der expliziten Darstellung des entblößten weiblichen Körpers vom kulturellen Establishment immer zugebilligt wurde, galt der lustvolle Blick aufs andere Geschlecht bei Künstlerinnen als Ausdruck moralischer Entgleisung. Iannones freizügige Darstellung von Liebe und Sexualität hat dazu geführt, dass ihr Werk bis in die achtziger Jahre wiederholt Zensur, Einfuhrverboten, Razzien und Beschlagnahmungen zum Opfer fiel. Inzwischen wird ihr Schaffen allerdings von einer jungen Kunstszene unter neuen Vorzeichen rezipiert. So waren ihre Arbeiten in den letzten Jahren in bedeutenden internationalen Ausstellungen, wie etwa der 4. Berlin Biennale 2005 oder der Whitney Biennale 2006, zu sehen. 2005 widmete ihr das Sprengel Museum in Hannover gemeinsam mit Dieter Roth eine große Werkschau, 2006 zeigte die Wiener Kunsthalle unter dem Titel „Seek the Extremes“ Arbeiten von Dorothy Iannone und der US-Künstlerin Lee Lozano.

„Follow Me“, die aktuelle Ausstellung bei SEPTEMBER, dokumentiert, wie sich in Iannones Werk das elementare Verlangen nach freier Rede, nach menschlicher und künstlerischer Selbstentfaltung in den siebziger Jahren mit der Suche nach neuen Formen der Erzählung verbindet, die unterschiedlichste Kunstformen mit einschließt: angewandte und bildende Kunst, Literatur, Film, Video und Musik. Neben Iannones zwischen 1970 und 1971 entstandener „Eros-Serie“ und einer Auswahl von Gemälden stehen hierbei ihre Videoboxen, wie etwa das 1977 entstandene vier Meter breite Triptychon „Follow Me“, in denen sie als wohl erste Künstlerin, Video und Malerei, Text und Skulptur kombiniert. Mitte der Siebziger wurde das noch relativ junge Medium Video von Künstlerinnen wie Joan Jonas oder Martha Rosler genutzt, um die soziale und politische Situation der Frau von einem feministischen Standpunkt aus zu beleuchten. Auch wenn der offensive Umgang mit weiblicher Sexualität Dorothy in die Nähe feministischer Positionen rücken mag, fügt sich ihr Oeuvre nicht eindeutig in diesen Zusammenhang ein. Als Ausstellung gibt „Follow Me“ Einblicke in den spirituellen und erotischen Kosmos Iannones und dokumentiert zugleich die formale Kühnheit und den experimentellen Pioniergeist, der ihrem Werk zugrunde liegt.

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Dorothy Iannone
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