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Ines Doujak: Geistervölker
October 1, 2021–January 16, 2022

Mit Geistervölker präsentiert die Kunsthalle Wien eine umfassende Einzelausstellung der österreichischen Künstlerin Ines Doujak (geb. 1959 in Klagenfurt, lebt und arbeitet in Wien). Die Schau beschäftigt sich mit den Geschichten von Pandemien, der Übertragung von Viren sowie ihrer Beziehung zum weltweiten Handel und zu den aktuellen ökonomischen, mikrobiologischen und ökologischen Krisen. Anhand von Fragmenten geht die Künstlerin den Ursprüngen von Pandemien im Lauf der Geschichte nach; dabei betrachtet sie diese Krankheiten im Zusammenhang mit einer globalen Ökonomie, die auf der Logik der Extraktion beruht und durch die juristischen Instrumente des Kolonialismus und den Spätkapitalismus ermöglicht wird.

Doujak entwickelt seit den 1990er-Jahren eine multidisziplinäre Praxis, die Fotografie, Performance, Film und Installation umfasst. Sie arbeitet ebenso mit politischer Theorie wie mit natürlichen und von Menschen hergestellten Objekten, um die politischen Implikationen von sexistischen und rassistischen Stereotypen zu dekonstruieren. Doujaks akribische Recherchen und ihr großes erzählerisches Talent ermöglichen ihr, Wissenschaft und Groteske zu vereinen, um soziale Ausbeutungsstrukturen und Ungleichheiten aufzudecken, die oftmals mit der Kolonialgeschichte verbunden sind.

Mit dieser Ausstellung setzt Doujak ihre Arbeit als Künstlerin, aber auch als Archivarin, Forscherin und Sammlerin fort. In Geistervölker kombiniert die Künstlerin neue und ältere Projekte. Eine solche Konstellation von Arbeiten vermittelt auf konzeptuelle Weise die endlose, absurde Dynamik zwischen der Akkumulation von Kapital und der Unmöglichkeit, immer noch mehr aus der Erde herauszuholen, weil diese die Grenze dessen, was man ihr mit endloser Gier entreißen kann, schon erreicht hat. Die gezeigten Stoffe, Videos, Pappmaché-Skulpturen und Installationen schaffen Verbindungen zwischen verschiedenen Orten und Zeitpunkten. Sie bilden eine Erzählung, die die globalen Wirtschaftskreisläufe von Produktion, Konsum und Ausbeutung mit der aktuellen Pandemie verknüpft und die zugleich die historisch wiederkehrenden Muster aufzeigt, die zur Entstehung und Verbreitung von Pandemien führen.

Zur Ausstellung Geistervölker gehört zudem eine Serie von Live-Performances, die auf der Podcast-Serie Transmission: Podcasts über Seuchen und Pandemien in einer verdrehten Welt (2021) beruhen. In ihren mehrstimmigen Podcasts verfolgen Ines Doujak und John Barker Pandemien und Krankheiten durch die Jahrhunderte hindurch. Mit viel Witz und Kreativität beleuchten sie dabei Themen wie Massentierhaltung, Gesundheitsspekulationen und den Zusammenhang zwischen der Ausbreitung von Krankheiten und der Entwicklung neuer Handelswege. An jedem Dienstag im Oktober sind die Besucher*innen der Kunsthalle Wien Museumsquartier eingeladen, gemeinsam eine neue Podcast-Episode zu hören.

Kurator*innen What, How & for Whom / WHW (Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović)