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An fünf Tagen präsentiert das EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL (EMAF) aktuelle Trends und neueste Entwicklungen der internationalen Medienkunst. Als internationales Forum für experimentelle Film- und Videoarbeiten, Performances, multimediale Installationen, CD-ROM-, DVD- und Internetprojekte präsentiert das EMAF kreative Newcomer und renommierte Künstler.

Mit der Ausstellung (bis 23. Mai) in der Kunsthalle Dominikanerkirche widmet sich das EMAF einem der spannendsten Aspekte der Medienkunst, der Interaktivität. Unter dem Festival-Leitmotiv >Transmitter< stellt das EMAF hier neuste multimediale Arbeiten vor, die sich modernster Informations- und Übertragungstechnologien bedienen. In so genannten `Mixed Realities´ - der Vermischung digitaler und physischer Welten – erkunden Künstler und Besucher den Spielraum offener Interaktivität. Damit liefert die Ausstellung zugleich eine aktuelle Bestimmung des Begriffs „Offenes Kunstwerk“. So schickt Steina Vasulka (USA), die Grande Dame der Medienkunst, den Besucher in „Bent Scans“ in einen Tunnel aus verzerrten Porträts seiner selbst, die er durch seine Körperbewegung verändert. Agnes Meyer-Brandis (Deutschland) erkundet in „Earth Core Laboratory and Elf Scan“ die Fantasy-Welt der Elfen. Ein speziell entwickeltes Display erlaubt, die in Felsen und Gesteinen verborgenen Fabelwesen zu beobachten, ohne sie in ihrer Lebenswelt zu stören. Robotik und Interaktivität verknüpft Vincent Boureau (Frankreich) in seinem „Huis Clos“, in dem ein seltsam gestutzter Wald auf eintretende Besucher reagiert. In Ken Feingolds (USA) „Animal, Vegetable, Mineral, (Virtual)“ führen drei frei auf der Leinwand floatende talking heads ein Gespräch, das mit ihrem begrenzten, in einer Datenbank hinterlegtem Wortschatz der Frage nach dem Potential und der Poesie künstlicher Intelligenz nachgeht. Doch nicht nur die Arbeiten der Ausstellung selbst sondern auch im städtischen Umfeld spürt das EMAF interaktiven Handlungsspielräumen zwischen Menschen und Maschinen nach: In einem Schaufenster präsentieren Geert-Jan Hobijn (NL), Carsten Stabenow (D) und Olaf Matthes (D) der Gruppe Staalplaat ihre Soundinstallation „Sale Away“, bei der Passanten per Handy ein „Orchester“ aus Haushaltgeräten dirigieren können. Vor dem Rathaus beweist Christoph Hildebrand (Deutschland) mit seinen „Words“, dass Neons weit mehr als bloße Werbebotschaften transportieren können. Er gestaltet Zeichen und Piktogramme, die der Betrachter per SMS oder Internet aktivieren und so zu neuen Wörter kombinieren kann.

// Cinema In der Lagerhalle, dem zentralen Ort des Festivals, zeigt das EMAF wieder eine spannende Auswahl internationaler Experimentalfilme und -videos. Das Spektrum der rund 80 Arbeiten aus aller Welt, die in 17 Programmen präsentiert werden, reicht vom einminütigen Nudevideo über halbstündige Essays bis zur experimentellen Dokumentation. Darunter auch längere Arbeiten wie Ema Kuglers (Slowenien) digitales 90 Minuten Epos „Phantom“ über die Bild-Symbolismen des Lebens und des Todes. Oder Shelly Silver (USA/Japan), die ihr Alter Ego Amanda in „Suicide“ in 78 Minuten auf eine Selbstfindungsreise um die Welt schickt. Ein besonderes Highlight präsentiert das EMAF mit „Jonas at the Ocean“, Peter Sempels anderthalb stündigem Porträt von Jonas Mekas, dem Guru des Underground- und Experimentalfilmkinos und Gründers des New Yorker „Anthology Film Archive“ (AFA). Sempels Film ist ein Kaleidoskop aus Filmen des AFAs, Ausschnitten aus Mekas‘ Schaffen und Material, das Sempel auf einer gemeinsamen Reise mit Mekas‘ in dessen Heimat Litauen gedreht hat. Natürlich kommt auch die kurze Form nicht zu „kurz“. „Just a minute, Yoko“ ist der Titel von Bea de Vissers Einminüter, einer Reminiszenz an die Fluxusbewegung der 60er Jahre. Kaum länger braucht Franz Hoefner in „Utrechter Hütte“, um aus einer Wohnzimmereinrichtung im Gelsenkirchener Barock mit Kettensäge und anderen Werkzeugen in ein architektonisches Kleinod zu verwandeln. In einer Reihe neuer deutscher Spiel- und Dokumentationsfilmen zeigt das EMAF z.B. Christoph Schlingensiefs „Freakstars 3000“, ein zynische Replik auf die TV-Casting Shows, und den semi-dokumentarischen Film „The Net“ von Lutz Dammbeck, der die Spur Ted Kaczynski verfolgt, der als Unabombers in den 90er Jahren traurige Berühmtheit erlangte. Darüber hinaus präsentiert das EMAF in Verbindung mit einer Lesung das filmische Werk des Wiener Künstlers und Theoretikers Peter Kubelka, dessen neuester Films „Dichtung und Wahrheit“ erstmals in Deutschland vorgeführt wird. Mit einer Hommage ehrt das EMAF den in Vergessenheit geratene Filmemacher, Dichter und Schriftsteller Christopher Maclaine. Der Amerikaner gilt als wichtiger Vertreter des kalifornischen Ableger der Beat Generation. Mit ihrer stark fragmentarischen Erzählweise gelten Maclaines Filme "Beat", "The Man Who Invented Gold", "Scotch Hop" und "The End“ als frühe Beispiele für die visuelle Umsetzung der Beatnik-Ästhetik. Entertainment pur zeigt das Special „Legoland goes Hollywood“. In ca. 15 kurzen Animationsfilmen, „Brickfilms“ genannt, erleben Lego-Figuren vor Kulissen aus Lego-Bausteinen die unmöglichsten Abenteuer oder schlüpfen in die Rollen großer Filmstars.

// Performance In der Sound-Inszenierung „Out of Area“ verbindet Werner Cee Klang- und Stimmsplitter, traditionelle Musik und Popmusik aus Asien, dem Balkan und Geräusche eines Kurzwellenempfängers mit den Texten des „Zentrums für innere Führung“ der Bundeswehr zu einer dichten, multikulturellen Stimmen-, Musik- und Geräuschcollage. In „Demi-Pas“ erzählt Julien Maire eine ganz gewöhnliche Geschichte auf höchst ungewöhnliche Art. Im Inneren seines selbstkonstruierten Projektors befinden sich winzigste Mechanismen, die reale Gegenstände oder fotographisches Material bewegen. Die komplizierte Projektion nach dem Prinzip der „umgekehrten Kamera“ erzählt eine ganz einfache Geschichte: den Arbeitsalltag eines Mannes, seine Mahlzeiten, seinen Feierabend. Daniel Massow hingegen nimmt in seiner schräg-charmanten Live-Performance - vorgetragen mit kraftvoller Stimme in edler Feinripp-Unterwäsche - aktuelle Castingshows satirisch aufs Korn.

// student forum Mit dem „student forum“ betreibt das EMAF aktive Nachwuchsförderung. Alljährlich erhalten Studierende internationaler Hochschulen Gelegenheit, ihre Arbeiten in einem professionellen Rahmen zu präsentieren. Kooperationspartner in diesem Jahr sind die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) und die Academie voor Beeldende Kunst & Vormgeving (AKI) aus dem niederländischen Enschede, deren Objekte und Installationen im ehemaligen DGB-Gebäude ausgestellt werden.

// Kongress Natürlich wird das Festival auch in diesem Jahr wieder von einem Kongress begleitet. Den Auftakt bildet der Hochschultag (22.04.), an dem internationale Hochschule ihre Medien-/Kunststudiengänge vorstellen. Neben den Kooperationspartnern KHM Köln und AKI Enschede präsentieren sich in diesem Jahr die AfG Offenbach, die Academy of Fine Arts Prague, die Academy of Fine Arts Athens, das IAMAS Okagi (Japan) und das durch die Zusammenarbeit mit der italienischen Modefirma Benetton bekannte Institut FABRICA. Der zweite Kongresstag (23.04.) ist den Künstler vorbehalten. Nach einem Einführungsvortrag von Katja Kwastek (LMU München) stellen Laurent Mignonneau, Ken Feingold, Niels Bonde und der Chaos Computer Club (Berlin) ihre Arbeiten vor. Auf dem Europatag (24.04.) werden, acht Kuratoren aus den neuen EU-Beitrittsländern in die Medien- und Kulturszene ihrer Länder einführen.

// Awards Spannung verspricht die Preisverleihung in der Lagerhalle am 24. April. Dann wird nicht nur der Preis der Deutschen Filmkritik für die beste deutsche Film- und Videoarbeit sondern auch zum ersten Mal der mit € 5.000 dotierte EMAF-Award für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst verliehen. Pressetext

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17. European Media Art Festival 2004 - Transmitter
Veranstaltungsorte: Stadtraum Osnabrück und Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche

EMAF Award 2004
Lutz Dammbeck, Das Netz