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6. April - 29. September 2019 in Baden-Baden

Anlässlich seines 15-jährigen Bestehens präsentiert das Museum Frieder Burda ein einzigartiges Ausstellungsprojekt: Ensemble. Als Kunstsammler pflegt Frieder Burda bereits seit langem freundschaftliche Beziehungen zum Centre Pompidou, in dessen Ankaufskommission er als erster und einziger Deutscher vertreten war. Die tiefe Verbundenheit mit Frankreich und ganz besonders Paris ist nicht nur zentral für Burdas Biografie und seine Entwicklung als Sammler. Die verheerenden Folgen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs sowie die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich prägten auch die europäische Kunst- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts, die Ensemble schlaglichtartig reflektiert.

Kuratiert von Brigitte Léal, der stellvertretenden Direktorin des Centre Pompidou, und mit hochkarätigen Leihgaben aus Paris, initiiert Ensemble ein Zusammenspiel zwischen den Sammlungen beider Häuser. Dabei entwickelt die Ausstellung einen komplexen Dialog zwischen deutschen und französischen Positionen. Meisterwerke deutscher Expressionisten, wie dem 1914 in der Champagne gefallenen August Macke, begegnen Werken der Väter der französischen Moderne: Pierre Bonnards spätes, sehr verletzlich wirkendes  Selbstportrait im Spiegel (1939-45) oder Pablo Picassos Le Rocking Chair (1943) sprechen von Zweifel und Isolation während der deutschen Besatzung. In Marc Chagalls Gemälde La Dimanche (1952-1954) verbinden sich Poesie und Spiritualität, was sein Werk im Nachkriegsdeutschland so ungeheuer populär machte. Zugleich hallt darin aber auch die für immer verlorene jüdische Kultur Osteuropas nach.

Georg Baselitz, Sigmar Polke und Gerhard Richter sind zentral für die Sammlung Frieder Burda. Sie setzten sich, wie später auch Anselm Kiefer, kritisch mit der verdrängten deutschen Vergangenheit, aber auch mit der Medien- und Erinnerungskultur auseinander – und legten damit den Grundstein für den internationalen Siegeszug der deutschen Malerei. Zu Ensemble steuert das Centre Pompidou spektakuläre Werke dieser Malerheroen bei – wie Kiefers gigantisches Tableau Das Geheime Leben der Pflanzen (2001-2002) oder Baselitz’ berühmt-berüchtigtes Frühwerk Ralf III (1965).

Ein spezielles Highlight und weiteres Feld deutsch-französischen Austauschs bildet die Sektion zur Fotografie der Moderne. Wird Paris in der Zwischenkriegszeit zum Zentrum einer Neuen Fotografie, so sind es gerade Immigranten aus Deutschland, Ungarn, Europa und der Welt – und nicht selten Fotografinnen wie Germaine Krull, Marianne Breslauer oder Ilse Bing –, die ihre Sichtweisen in die große Bildmaschine Paris einspeisen, darunter auch exzentrische Modefotografen wie Erwin Blumenfeld, oder in Deutschland ausgebildete Lichtbildner wie René Zuber und Florence Henri. Doch bei weitem keine Einbahnstraße, findet der Austausch seine Fortsetzung in den Arbeiten französischer Fotografen, wie jene Maurice Tabards, die auf der weltdeutenden Ausstellung Film und Foto 1929 in Stuttgart zu sehen waren.  Ensemble vereint ihre Werke mit Andreas Gurskys Paris-Aufnahme von 2003, in der er der Avantgarde seine Reverenz erweist.