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Kierkegaard hinterfragt existentielle Fragen zu Liebe und Tod aber auch zur Wahl zwischen Leidenschaft und Rationalismus: „tue es oder tue es nicht, du wirst beides bereuen“ ist sein Motto. Im Licht der multiplen Möglichkeiten und fragmentierten Wahrnehmungen im 21. Jahrhundert wirken diese Gedanken heute stärker nach, als es sich der Philosoph jemals erträumt hätte.

In seiner Schrift unterscheidet Kierkegaard zwischen zwei Persönlichkeiten und ihrer unterschiedlichen Hingabe an das Leben: dem „Ästheten“ (A) und dem „Ethiker“ (B). Der Ästhet ist ein unterhaltungsfreudiger Hedonist, der intuitiv mit seinen Sinnen auswählt und das Leben eher erotisch, verspielt und verführerisch angeht. Der Ethiker wählt sein Lebensziel hingegen nach klar definierten Vorstellungen. Für ihn sind ethische Überzeugungen, Ausbildung, politisches Engagement und Konventionen ausschlaggebend. Eine reflektierte und vernünftige Einstellung zum Leben ist für sein Handeln wichtig. Kierkegaard zeigt in seiner Schrift auf, welche Überlegungen und Erfahrungen für das Individuum wesentlich sind, um für sich der Wahrheit näher zu kommen.

In diesem Sinne begreift er Wahrheit als etwas, das jeder finden kann. Seiner Meinung nach wird jeder Mensch im Laufe des Lebens mit existentiellen Fragen konfrontiert und beginnt nach wahren Werten zu suchen, auf deren Grundlage er existenzielle Entscheidungen trifft. Die Ausstellung "Entweder / Oder" stellt im Sinne Kierkegaards Wahlsituationen in unterschiedlichen Szenarien vor. Im ersten Teil sind Arbeiten zu sehen, die den ästhetisch-hedonistischen Aspekt des Lebens thematisieren. Im zweiten Teil werden eher ethisch-zielgerichtete Stellungnahmen und Lebensentwürfe in der zeitgenössischen Kunst reflektiert.

Der Ästhet (Teil 1) liebt Form, Material, Farbe, Visualisierung, Sensation, Verführung, Ironie, Verspieltheit und Abenteuer. Der Ethiker (Teil 2) schätzt Rationalität, Inhalt, Übersicht, Konsequenz, Empathie, Wiederholung, politisches Engagement und Loyalität. Während die Gruppe des ersten Teils ästhetische Werte im Leben als Motor für ihre Kunstproduktion ansieht, wie etwa Birgit Brenner oder Tal R, erkunden die Künstler im zweiten Teil emphatisch-ethnische Grundlagen als Lebensbedingungen. Hier werden politische Mikro- und Makrostrukturen bis hin zu Glaubenssystemen untersucht wie in Arbeiten von Kerry Tribe oder Renzo Martens.

Teilnehmende Künstler: Birgit Brenner (geb. 1964, Deutschland), Alfred Boman (geb. 1981, Schweden), Christian Falsnaes (geb. 1980, Dänemark), Ahmad Ghossein (geb. 1981, Libanon), Jeppe Hein (1974, Dänemark), Tom Hillewaere (geb. 1980 Belgien), IEPE (geb.1974, Niederlande), Stine Marie Jacobsen (geb. 1977, Dänemark), Renzo Martens (geb. 1973, Niederlande), Cia Rinne (geb. 1973, Schweden), Kirstine Roepstorff (geb. 1972, Dänemark), Liv Strand (geb. 1971, Schweden), TAL R (geb. 1967, Israel), Kerry Tribe (geb. 1973, USA) , Lee Yongbaek (geb. 1966, Korea)

Die Schau ist Teil des internationalen Kierkegaard Jahres und entsteht in Zusammenarbeit mit dem Festival "200 Jahre Søren Kierkegaard" in Dänemark und international sowie mit Kunsthallen Nikolaj in Kopenhagen, wo die Ausstellung vom 16. März bis 19. Mai 2013 stattfindet. Es erscheint ein Katalog, herausgegeben von Katja Blomberg, im Verlag Walther König in Deutsch und Dänisch.

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Entweder / Oder
200 Jahre Soren Kierkegaard im Spiegel zeitgenössischer Kunst

Künstler: Birgit Brenner, Alfred Boman, Christian Falsnaes, Ahmad Ghossein, Jeppe Hein, Tom Hillewaere, IEPE , Stine Marie Jacobsen, Renzo Martens, Cia Rinne, Kirstine Roepstorff, Liv Strand, Tal R, Kerry Tribe, Lee Yongbaek.