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Eröffnung: Freitag, 15. Februar 2008

Ernst Caramelle zählt zu den bedeutenden Vertretern der internationalen Konzeptkunst. In seinen Arbeiten reagiert er auf so unterschiedliche Medien wie Zeichnung, Wandmalerei, Installation, Fotografie, Video und auch Sprache. Dabei erforscht er einen Angelpunkt der Kunst: Das Verhältnis zwischen der Idee und dem künstlerischen Produkt. Caramelles konzeptuelles Arbeiten ist darauf ausgerichtet, durch ganz unterschiedliche Perspektiven, die er auf gedanklicher, visueller, sprachlicher und technisch-materieller Ebene einbringt, neue und dynamische Beziehungen zwischen den Dingen, den Begriffen, den Räumen, den Bildern herzustellen.

In Caramelles Kunst geht es seit seinen Anfängen darum, produktiv Fragen zu stellen, aber nicht, um darauf scheinbar richtige Antworten zu liefern. Vielmehr versucht er, das Feld der Kunst offen zu halten im Sinne eines kognitiven Prozesses, in dem die Position des Künstlers wie die des Beobachters ständig auf dem Spiel stehen, wie auch der Begriff des Kunstwerks und der Kunst selbst. Es soll uns eine Sicht auf den - auch metaphorisch gesprochen - blinden Fleck ermöglicht werden, der unserer Wahrnehmung und Erkenntnis entgangen ist, und darum, Perspektiven einzubringen, die es ermöglichen, den Prozess des Beobachtens selbst zu reflektieren. Caramelle geht dabei von präzisen Ideen und Konzepten aus, für deren Formalisierungen er ein offenes System entwickelt hat, das es ihm erlaubt, unterschiedliche Kontexte zu untersuchen, diese zu verschieben, oft auch ironisch zu hinterfragen und dadurch wieder neue Beziehungsgeflechte herzustellen.

Nachdem Ernst Caramelle 2006 in einer großen Schau im Landesmuseum Ferdinandeum „alle drucksachen 1974 – 2006“ gezeigt hat, setzt er sich hier konzeptuell mit den Räumen der Galerie im Taxispalais auseinander. Er gestaltet für die Galerie Raum bezogene Wandmalereien, die er über zwei Geschoße zieht.

Wandmalereien werden zumeist für einen Ort gemacht, an dem sie auch wieder zu verschwinden haben, nämlich unter einer neuen Schicht von Malerfarbe, mit der ein Ausstellungsraum wieder in seinen alten Zustand versetzt wird. Diese Wandbilder, die in einem zeitlich aufwändigen Verfahren entstehen – Wasserfarbe wird an der Wand aufgetragen und dann teilweise wieder herunter gewaschen – nehmen bestimmte strukturelle Vorgaben des Raumes auf. Mit seiner Feststellung „(Proportionen beflügeln die Ideen)“ bezieht sich Caramelle jedoch nicht nur auf die Maße der Räume, sondern auch auf einen weiteren wichtigen Faktor seiner Arbeit, die Proportionen von Zeiträumen, die hier zum Tragen kommen.

Denn dem Prozess des Entstehens seiner konzeptuellen Malerei steht das Verschwinden gegenüber, das Caramelle gezielt als strukturelles Element in seine Arbeit einbringt. In diesen Prozess einbezogen sind dann auch Formen der Dokumentation der Wandmalereien, die einen konzeptuellen Teil der Arbeit bilden. Für die Wandmalerei in der Galerie im Taxispalais produziert Caramelle eine Publikation in Form eines Leporellos.

Einen weiteren Raum wird Caramelle gemeinsam mit Monika Schwitte gestalten, die in einer parallelen Ausstellung ihre Filme zeigt. Hier präsentiert er Projektstudien, Zeichnungen, gesso-pieces (Quasimalereien) und eine neue Videoarbeit.

Ernst Caramelle wurde 1952 in Hall in Tirol geboren. Er lebt und arbeitet in Frankfurt, New York und Karlsruhe, wo er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste lehrt.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.

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Ernst Caramelle