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Das Bild als Bildraum zu verstehen ist einer der zentralen Gedanken und eines der wesentlichen Erlebnisse in der Geschichte der Kunst. So fand wohl jede Epoche ihr jeweiliges Paradigma für den Umgang mit dem Bildraum, das als revolutionär zu gelten hatte und die Kunst oder gleich das Sehen zur Wahrheit führen sollte. Die Zentralperspektive als „Erfindung“ des Künstlergenies scheint als heroischer Moment in der großen Erzählung europäischer Kunstgeschichte auf, und nicht zufällig tritt in dieser Erzählung zeitgleich auch der freie Künstler aus Berufung erstmalig auf den Plan; in der Moderne der 60er Jahre, die nicht mehr nur klassisch sein möchte, soll hingegen die Erkenntnis in der Malerei und die Malerei in der reinen Fläche von Farbe auf Leinwand ihr Heil finden. Trompe-l'œil, Op-Art oder der heutige Hype des 3D-Kinos zeugen auf anderen Ebenen von der Auseinan-dersetzung mit dem Bildraum und vielleicht davon, dass wir – ob aus Gewohnheit oder von Natur aus – vom Bild auch den Raum verlangen, und jedes Bild als Aussicht erleben möchten – ob nun in Nachahmung unserer Wirklichkeit als Aussicht in den Bildraum der Simulation, oder – beispielsweise in der Unendlichkeit einer einzelnen Farbe – in eine ideellere Welt, der unsere Wirklichkeit nur eine Last ist.

Bei seinem Gastauftritt im Rahmen des von der Kunststiftung- und dem Kunstbüro Baden Württemberg initiierten Projekts „Außerhalb“ bei Zeitraumexit in Mannheim, möchte der Kunstraum: Morgenstraße mit mehreren aktuellen Arbeiten aus allen künstlerischen Gattungen zum Nachdenken darüber anregen, in was wir hineinblicken, wenn wir vor der Bildfläche stehen. Kann das Bild, das nicht als Simulation eines Bildraumes Wirklichkeit abbilden soll, dennoch zum Ort werden – oder ist das Bild immer ein Ort, da an ihm das Ereignis unserer Anschauung stattfindet? Ist dieser Ort dem Bildträger verhaftet, oder vielmehr diesem Ereignis der Anschauung, das die Betrachtenden erleben – und dem künstlerischen Impuls und Konzept, die ihm zugrundeliegen? Und schließlich – wenn wir in einer einfachen Metapher das Bild als Fenster nehmen, wie können wir die Welt dahinter daran hindern, in unsere zu fallen und sich den Raum anzueignen?

Parallel zur Ausstellung in Mannheim ist vom 29. April bis 29. Mai 2011 im Kunstraum: Morgenstraße in Karlsruhe eine Ausstellung mit Arbeiten der Künstler Dennis Feddersen und Enrico Bach zu sehen. Die Morgenstrasse ist dabei als "Satellit" und Kommentar zur Mannheimer Ausstellung zu verstehen. Als ein Ort an dem sich die beiden Künstler in ihren Medien mit den dunkleren und vereinnahmenderen Qualitäten von (Bild)Räumen auseinandersetzen. Beiden Positionen ist es dabei gemein, dass sie das wahrgenommene Raumgefüge destabilisieren und die Grenzen zwischen Betrachter- und Bildraum zum verschwimmen bringen.

Die Ausstellung findet mit freundlicher Unterstützung des Kulturbüros Baden Württemberg, der Kunststiftung Baden Württemberg und dem Kulturbüro der Stadt Karlsruhe statt.

Ausstellung außer Haus: zeitraumexit e.V. Hafenstrasse 68 68159 Mannheim http://www.zeitraumexit.de/

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Es gibt keinen sicheren Ort, nirgends//Touching The Void
Kunstraum: Morgenstraße zu gast bei zeitraumexit in Mannheim
Kuratoren: Martin Heus, Jacob Birken

Künstler: Chul-Hyun Ahn, Enrico Bach, Matt Calderwood, Gregor Gleiwitz, Annabel Lange, Andreas Lorenschat, Joe Merrell, Markus Zimmermann