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Eugen Schönebeck
Eröffnung: Freitag, 13. September 2019, 18-21 Uhr

Galerie Judin freut sich, Das Frühwerk, die zweite Einzelausstellung von Eugen Schönebeck mit der Galerie zu präsentieren.

Eugen Schönebeck (*1936) ist einer der wichtigsten Künstler der deutschen Nachkriegskunst, in dessen Leben und Schaffen sich alle zentralen künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Zäsuren dieser Zeit spiegeln: Er wuchs am Ende des Zweiten Weltkrieges in Sachsen auf, begann hier und in Ost-Berlin seine handwerkliche Ausbildung, zog dann aus der jungen DDR zum Kunststudium nach West-Berlin und entwickelte hier – im Epizentrum der gegenstandslosen Kunst – mit dem Kommilitonen Georg Baselitz eine neue figurative Malerei. Mit seinen großformatigen Porträts sozialistischer Wortführer, die Mitte der 1960er-Jahre entstanden, nahm der Künstler dann gar die Themen der 1968er-Bewegung vorweg.

Doch nur wenige Jahre nach seinem Studienabschluss zog sich Schönebeck von der marktbezogenen Kunstproduktion zurück. Er verlagerte sein Kunstschaffen ins Private, nicht zuletzt in Ermangelung einer gesellschaftspolitischen Utopie nach der 1968er-Bewegung: Er stellte die Ölmalerei ein, zeichnet aber bis zum heutigen Tag. Schönebeck wurde zum Mythos – und zum Wegbereiter der neuen deutschen Figuration: Ohne Schönebeck und Baselitz sind die neoexpressionistischen „Neuen Wilden“ nicht denkbar.

Während die rund 60 Gemälde Schönebecks mittlerweile gut erforscht sind, sind die über 1000 Zeichnungen weitgehend unbekannt. Dadurch sind auch zahlreiche Stil- und Motivphasen im Dunkeln geblieben. Denn Schönebecks Zeichnungen sind ein weitgehend eigenständiger Werkcorpus, der nur selten von der Ölmalerei gespiegelt wird.

Die Ausstellung zu ausgewählten Werkgruppen aus dem Frühwerk (1950 bis 1961), das sich bis auf zwei erhaltene Gemälde nur auf Zeichnungen beschränkt, betritt somit Neuland: Wir folgen den künstlerischen Anfängen des jungen Schönebecks – von seiner Ausbildung zum Maler und Lackierer in Sachsen, über seine Ausbildung an der Fachschule für dekorative Malerei in Ost-Berlin bis zum Studium der freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in West-Berlin. Die Impulse seiner Lehrmeister und Professoren schlagen sich in dieser Zeit ebenso nieder wie Inspirationen von Kunstströmungen aus Deutschland, Frankreich und den USA: Es ist eine Gradwanderung zwischen eigenen und fremden Bildfindungen, zwischen Ost- und West-Deutschland und zwischen Figuration und Gegenstandslosigkeit. Im Frühwerk werden somit schon all jene Ingredienzien sichtbar, aus denen in den 1960er-Jahren das ikonische Hauptwerk des Künstlers hervorging, das in der Ausstellung ebenfalls in Form eines Ausblicks präsentiert wird.

Im Frühjahr 2020 erscheint der erste Band des Werkverzeichnisses von Schönebecks Zeichnungen.