Kunstbank Berlin

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Die Skulpturen, Videos und Installationen Eva Grubingers machen die räumlichen, technologischen und psychologischen Auswirkungen ökonomischer Prozesse als Form sichtbar. Ihre neueren schwarzen Skulpturen legen einen düsteren Blick auf die Ästhetik der Macht frei. In der KunstBank installiert Grubinger die Wandarbeit CELLS (2005), bestehend aus acht Panelen schwarzen Plexiglases. In serieller Anordnung im rechten Winkel zur Wand angebracht, treten sie als trennende Wandelemente in Erscheinung, welche auch aufgrund ihrer Dimensionierung denen von Bankautomaten, Telefonzellen oder Wahlkabinen gleichen. Solche Minimalräume sollen einer Person bei vorhandener Zugangsberechtigung Privatsphäre und Datensicherheit für ihre automatisierten, immateriellen Geschäfte garantieren, sie vor unbefugten Augen und Ohren schützen. Die Abwesenheit der technischen Geräte in Grubingers ‚Cells’ wirft statt dessen jedoch den Betrachter, der eine der hermetisch anmutenden ‚Zellen’ betritt, als Endlosspiegelung in den reflektierenden Panelen auf sich selbst zurück. Macht- und Kontrollfunktionen der Architekturen und Geräte erscheinen als in sich selbst eingeschlossen. Zugleich verweisen die ‚Cells’ auch auf die Internalisierung der Regeln und Werte, die diese Architekturen und Geräte vorgeben. Grubingers ‚Cells’ lassen sich auch als dunkle High-Tech-Ruinen der New Economy lesen, die besonders in Berlin Mitte leere Bankfilialen bescherte, welche bis zum nächsten Aufschwung als Kunsträume genutzt werden dürfen.

Swetlana Heger thematisiert in ihren Arbeiten das wechselseitige Spannungsverhältnis von künstlerischer und ökonomischer Produktion, indem sie die Grenzen sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Systems Kunst untersucht und hinterfragt. Heger stellt ihre Identität als Marke dem sozialen Phänomen des „Bohemien Bourgeois“ und der „New Mobiles“ gegenüber - Begriffen zur Klassifizierung von Lebensstilmodellen aus dem Marketing. In ihren Arbeiten konfrontiert sie den Betrachter spielerisch mit den ästhetischen Attributen einer perfekten „Vogue“ und „Wallpaper“ Welt und wird so zur fiktiven Projektionsfläche gesellschaftlicher Stereotypen, die von Marketingexperten entwickelt und analysiert werden, um neue Käuferschichten zu erreichen und von Glamour- und Lifestylemagazinen als zeitgemäße Lebensstilkonzepte proklamiert werden. In diesem Zusammenhang wurde im letzten Jahr auch das Projekt SELFPORTRAIT (IN THE AGE OF ELECTRONIC BANKING), das in der KunstBank als Wandmalerei präsentiert wird, entwickelt. Grundlage für die Diskussion bilden die Fragen der Autorenschaft und der Authentizität (in Anlehnung an Walter Benjamins Buch „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“). Besonders in der Kunst ist die Unterschrift von großer Wichtigkeit - sie bestätigt den Autor/die Autorin und bestimmt somit den ökonomischen Wert der Arbeit. Das Paradoxon Swetlana Hegers zentraler Aussage in ihrer Arbeit „Individualität ist zum Massenphänomen geworden“ spielt auf die allgemeine Ästhetisierung des Alltags in der heutigen Gesellschaft an.

Am Mittwoch, den 1. Juni 2005, 19 Uhr, stellen Eva Grubinger und Swetlana Heger ihre Arbeiten im Rahmen des Programms „SenatsstipendiatInnen zu Gast im NBK“ im Neuen Berliner Kunstverein, Chausseestraße 128, Berlin-Mitte, vor.

EVA GRUBINGER

CELLS (2005) Die Skulpturen, Videos und Installationen Eva Grubingers machen die räumlichen, technologischen und psychologischen Auswirkungen ökonomischer Prozesse als Form sichtbar. Während Grubinger in früheren Arbeiten wie z.B. der Internet-Installation ‚Netzbikini’ (1995 zu sehen im Neuen Berliner Kunstverein), den Hierarchisierungen im Kunstfeld eine utopische Vision des freien Zugangs und der Teilnahme entgegen hielt, werfen ihre neueren schwarzen Skulpturen, wie z.B. die Serie mit dem Titel ‚Dark Matter’ (2003) oder ‚Tank Trap I’ (2004), einen düsteren Blick auf die Ästhetik der Macht. Sie scheinen sich zu einem paranoiden Szenario zusammenzufügen. Begriffe wie Zugang und Teilnahme mutieren zu einem verschlüsselten Vokabular von Kontrolle von Kommunikation und Ausschluss von Entscheidungsprozessen. In der KunstBank installiert Grubinger die Wandarbeit ‚Cells’ (2005), bestehend aus acht Panelen schwarzen Plexiglases. In serieller Anordnung im rechten Winkel zur Wand angebracht, treten sie als trennende Wandelemente in Erscheinung, welche auch aufgrund ihrer Dimensionierung denen von Bankautomaten, Telefonzellen oder Wahlkabinen gleichen. Solche Minimalräume sollen einer Person bei vorhandener Zugangsberechtigung Privatsphäre und Datensicherheit für ihre automatisierten, immateriellen Geschäfte garantieren, sie vor unbefugten Augen und Ohren schützen. Die Abwesenheit der technischen Geräte in Grubingers ‚Cells’ wirft stattdessen jedoch den Betrachter, der eine der hermetisch anmutenden ‚Zellen’ betritt, als Endlosspiegelung in den reflektierenden Panelen auf sich selbst zurück. Macht- und Kontrollfunktionen der Architekturen und Geräte erscheinen als in sich selbst eingeschlossen. Zugleich verweisen die ‚Cells’ auch auf die Internalisierung der Regeln und Werte, die diese Architekturen und Geräte vorgeben.Grubingers ‚Cells’ lassen sich auch als dunkle High-Tech-Ruinen der New Economy lesen, die besonders in Berlin Mitte leere Bankfilialen bescherte, und bis zum nächsten Aufschwung als Kunsträume genutzt werden dürfen.

SWETLANA HEGER

SELFPORTRAIT (IN THE AGE OF ELECTRONIC BANKING), 2004-2005Swetlana Heger thematisiert in ihren Arbeiten das wechselseitige Spannungsverhältnis von künstlerischer und ökonomischer Produktion, indem sie die Grenzen sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Systems Kunst untersucht und hinterfragt.Alltagskontexte und der öffentliche Raum des täglichen Lebens nehmen in ihren Kunstwerken einen wichtigen Stellenwert ein. “Es ist für mich wichtig, das tägliche Leben, die Dinge die uns umgeben und die Produktionsbedingungen, unter denen ich als Künstlerin arbeite, unmittelbar in meine Arbeit und den Kunstkontext mit ein zu beziehen“.1Heger stellt ihre Identität als Marke dem sozialen Phänomen der „Bohemien Bourgeois“ und der „New Mobiles“ gegenüber - Begriffen zur Klassifizierung von Lebensstilmodellen aus dem Marketing. In ihren Arbeiten konfrontiert sie den Betrachter spielerisch mit den ästhetischen Attributen einer perfekten „Vogue“ und „Wallpaper“ Welt und wird so zur fiktiven Projektionsfläche gesellschaftlicher Stereotypen, die von Marketingexperten entwickelt und analysiert werden, um neue Käuferschichten zu erreichen und von Glamour- und Lifestylemagazinen als zeitgemäße Lebensstilkonzepte proklamiert werden. So entstand z. B. die Photoserie „Playtime“ , in der Swetlana Heger die Erwartungen wider spiegelt, welche ihr als Künstlerin in der heutigen Gesellschaft entgegengebracht werden. In diesem Zusammenhang wurde im letzten Jahr auch das Projekt „SELFPORTRAIT (IN THE AGE OF ELECTRONIC BANKING)“, das in der KunstBank als minimalistische Wandmalerei präsentiert wird, entwickelt. Grundlage für die Diskussion bilden die Fragen der Autorenschaft und der Authentizität (in Anlehnung an Walter Benjamins Buch „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“).Die Signatur, die das Hauptmerkmal der Arbeit darstellt, visualisiert etwas sehr Privates, sagt aber auch im öffentlichen Leben (Politik, Gericht etc.) einiges über Machtstrukturen aus. Besonders in der Kunst ist die Unterschrift von großer Wichtigkeit - sie bestätigt den Autor/die Autorin und bestimmt somit den ökonomischen Wert der Arbeit.Das Paradoxon Swetlana Hegers zentraler Aussage in ihrer Arbeit „Individualität ist zum Massenphänomen geworden“ spielt auf die allgemeine Ästhetisierung des Alltags in der heutigen Gesellschaft an. Indem die Identität der Künstlerin zum individuell-ästhetischen Produkt avanciert und in ihren Kunstwerken öffentlich verhandelt wird, stellt sie dem Betrachter die Frage, „ob nicht die angestrebte Individualität absurd ist, da sie längst zum Massenphänomen geworden ist“.21+2: Interview: Johannes Fricke-Waldthausen mit Swetlana Heger (erschienen in der Begleitbroschüre zur Einzelausstellung im A9 Transeuropa/Museumsquartier, Wien, 2003)

Pressetext

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Eva Grubinger / Swetlana Heger