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Vor blauem Fond, den bereits die Maler der Renaissance brauchten, um göttlich verklärte Sphären anzudeuten, dessen Blau aber auch ein profaner Widerschein der TV-Kanäle sein könnte, paradieren auf Einzeltafeln und ‚Familienaltären' erwachsene Kids, im Grunde noch Kindsköpfe, mit brüchigem Selbst- und Sendungsbewusstsein, aber lebensfähig, mit einem Schuss Abgebrühtheit, mit Lebenspraxis. Die Hallenser Fotografin Eva Mahn (*1947) portraitiert eine Generation, lässt die Modelle auf Podesten posieren, ob im legeren Familienoutfit oder mit Piercing und offen getragenem Körper-Tattoo. Mit leicht untersichtigem Blick auf ihre solcherart erhöhten Helden nimmt sie den Widerstreit von mühsam erkämpfter Einzigartigkeit und familiär-kultureller Prägung aufs Korn. Alles ist neu und alles war schon einmal da: die Archetypen der Mütterlichkeit (Madonna), des Lebens (Teufel), der Liebe (Engel) und der Macht (König). "Heilige Familie" ist die zweite Etappe eines Langzeitprojektes. 1992/93 hat Eva Mahn die gleichen jungen Leute aus Ostdeutschland schon einmal fotografiert und wie heute ergänzt durch biografisch orientierte Gesprächsprotokolle. Diese sozialdokumentarische Serie "Aufbruch in die Freiheit", ein Zeugnis des familiären und gesellschaftlichen Umbruchs, war 1994 in Erfurt zu sehen. Und so lag es nahe, auch die neue Etappe vorzustellen, Vergleiche zu ermöglichen. Sowohl die fotografierten Personen als auch der Stil der Aufnahmen haben sich gewandelt: Das reportageartige Portrait ist der Inszenierung gewichen, das Grau des Straßenalltags und der S/W-Abzüge dem farbigen Schein des Studios. Die Wandlung reflektiert ein verändertes Selbstverständnis - der Fotografin und ihrer Modelle. Eva Mahn setzt der Familie in heiter-ironischer Weise ein Denkmal, doch was ist die Familie heute noch? Die Familie ist tot - es lebe die Familie!

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Eva Mahn: Heilige Familie
Fotografien