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Evelyn Richter (*1930, Bautzen) gehört zu den bedeutenden Vertreterinnen der sozialdokumentarisch geprägten Fotografie in der ehemaligen DDR. Die umfassende Werkschau gibt Einblick in ihr mannig- faltiges und vielfach noch unbekanntes Schaffen aus fünf Jahrzehnten.

Nach einer zweijährigen Ausbildung als Porträtfotografin in der Tradition der Dresdner Kunstfotografie bei Pan Walther und Franz Fiedler, geht sie 1953 an die Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig.

Auf ihrer ersten Reise nach Moskau im Jahre 1957 beginnt Evelyn Richter erstmalig eigenständige Themen zu formulieren. Dabei ändert sie grundlegend ihre Arbeitsweise. Das lebendige Interesse der russischen Bevölkerung an Kunstwerken lässt sie spontan in den Ausstellungsräumen zur Kamera greifen. Es beginnt ihr erstes bis heute nicht abgeschlossenes Langzeitprojekt "Ausstellungsbesucher". Vom gestalteten, inszenierten Einzelbild der frühen Jahre kommt sie zu alltäglichen Beobachtungen. Ihre Bilder sind geprägt von Anteilnahme wie von der Motivation gesellschaftliche Zustände aufzuzeigen. In ihren Schwarzweißfotografien, die stets aus eigenem Antrieb und ohne Auftrag entstehen, befragt und kritisiert sie den sozialistischen Gesellschaftsentwurf. Sie zeichnet in ihren Bildern die sozialen Bedingungen ihrer Mitmenschen auf, die das propagierte Gesellschaftsbild der DDR konterkarieren. Werkgruppen zu den Themen Ausstellungsbesucher, arbeitende Frauen, Lehrlinge, Reisende in öffentlichen Verkehrsmitteln und Künstlerporträts entstehen. Aber auch Stadtlandschaften, die die Tristesse und die bedrückenden Lebensumstände in der DDR thematisieren.

Die Musik, die für Richter seit ihrer Kindheit ein wichtiges künstlerisches Erfahrungsfeld ist, entwickelt sich für die Fotografin zu einem bedeutenden Arbeitsbereich. Die Welt der Musik wird zu einem Ort der temporären Abkehr von gesellschaftlichen Widrigkeiten. Die Konzentration der Dirigenten und Musiker scheint wie der Ausstieg aus dem Lauf der Zeit. 1981 kehrt Richter an die HGB als Lehrende zurück. Nach der Wende setzt sie ihre Lehrtätigkeit fort. Für ein Jahr geht sie an die Fachhochschule in Bielefeld. 1992 wird ihr künstlerisches Werk und ihre Lehrtätigkeit von der Deutschen Gesellschaft für Photographie mit dem Kulturpreis gewürdigt.

Die Ausstellung zeigt die von Evelyn Richter erarbeiteten Themenkomplexe in einem umfassenden Panorama. Erstmals wird der Farbfotografie eine Plattform gegeben, die auf Reisen nach Russland, Frankreich und Italien entstanden ist.

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Evelyn Richter - Rückblick, Konzepte, Fragmente