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Sechs künstlerische Positionen und Projekte sind in der Ausstellung „exklusiv“ vereint und verhandeln auf unterschiedliche Weise das Thema der Grenzziehung. Politische, soziale, moralische, räumliche, physische und psychische Grenzen werden kritisch hinterfragt und ausgelotet.

Emanuel Danesch hat im Rahmen seines Projekts livesafelyineurope.com einen Film über „gated communities“ gedreht, für den er von Ceuta - autonome spanischen Exklave an der Mittelmeerküste Afrikas und zugleich südliche Außengrenze der Europäischen Union - über Spanien, Frankreich, Italien und Österreich bis nach Deutschland zum G 8 Gipfel in Heiligendamm gereist ist. Der Film thematisiert sichtbare und unsichtbare Arten von Abgrenzung auf mehreren Ebenen, die auf ein Sicherheitsbedürfnis der Menschen in der wohlhabenden westlichen Welt zurückzuführen sind. Er zeigt eine Vielzahl an Abgrenzungsdystopien von der europäischen Außengrenze bis zur kleinräumigen Segregation durch gated communities. Dass Abgrenzung nicht nur im Offensichtlichen stattfindet, zeigen „kulturelle Communities“ sowie Ausflüge in die virtuelle Welt von Second Life. Auch bei der Eröffnung der Ausstellung gibt es am Eingang Security-Checks und die BesucherInnen der Vernissage können sich sicher sein, zu einem ausgewählten Personenkreis zu gehören.

Als exklusiv kann durchaus auch das Zimmer bezeichnet werden, das in dem Video „Wilder Westen“ des Künstlerinnenduos diekönigin den visuellen Rahmen bildet. Auf der Tonebene bringen die Texte der Telefonabhörprotokolle, die 2005 die Wiener Stadtzeitung „Falter“ veröffentlicht hat, unglaubliches zu Tage: Herren der besseren Wiener Gesellschaft bestellen sich minderjährige (Jung)Frauen aus dem ehemaligen Ostblock. Die monotone Weise auf die die Sprecherin den Text vorträgt steht im krassen Gegensatz zu den menschenverachtenden Praktiken der Mädchenhändler.

HOLY DAMN IT ist ein von KünstlerInnen initiiertes, internationales Kunstprojekt, das im Vorfeld des G 8 Gipfels in Heiligendamm und Rostock entwickelt wurde und über das Medium Plakat weltweite Verbreitung fand. 2007 haben dafür zehn KünstlerInnen und Künstlerkollektive aus vier Kontinenten jeweils ein Plakat gestaltet: bankleer (D), open circle (Indien), Mansour Ciss/Laboratoire Déberlinisation (Senegal), Markus Dorfmüller (D), Petra Gerschner (D), Marina Gržinić (Slowenien), Ibrahim Mozain/Artists Without Walls (Israel/Palästina), Oliver Ressler (A), Walter Seidl (A), Allan Sekula (USA). Die Plakate und Dokumentationsmaterial über das Projekt sind in der Ausstellung zu sehen und am 2. Oktober werden Michael Backmund, Petra Gerschner, Marina Gržinić, Oliver Ressler und Walter Seidl bei dem Vortrag „Kunst und Widerständigkeit, von der Dringlichkeit radikaler Antworten“ auf die Fragen eingehen, welche Rolle KünstlerInnen im Rahmen von Protest- und Widerstandsbewegungen einnehmen, wie sie Stellung nehmen und sich solidarisieren können. www.holy-damn-it.org

PRIVAT/Ute Neuber bringt neun Meter Kreisumfang in Bezug zum eigenen Körper und zum umgebenden Raum. Während des Jahres 2006 hat sie diese Dimension der „umschließenden Form“ bei verschiedenen Vermittlungstätigkeiten wie Workshops mit SchülerInnen und StudentInnen zum Teil im öffentlichen Raum immer wieder ins Spiel gebracht. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts maßen Rocksäume bis zu 10 Meter. Ein Stoffring mit neun Metern Umfang kann eine ganze Gruppe von Menschen zusammenfassen, wenn sie sich gegenseitig ausbalancierend in das „gruppendynamische Stehmöbel“ lehnen. Aus dem Stoffring wird zudem eine Segmentkleiderserie entstehen, die ein weiteres Mal das Verhältnis von Innen und Außen aufgreift. Der Entwicklungsprozess, Archivmaterial und die gesammelten Erfahrungen werden in der Ausstellung als raumgreifender „Doku-Rock“ präsentiert. Ein performativer Vortrag wird bei der Finissage die BesucherInnen ins gruppendynamische Stehmöbel bitten. Kurt heißt der von Niki Passath kreierte Tätowierroboter, der einer Prothese gleich an den Körper geschnallt werden kann und so zu einem technischen Bestandteil desselben wird. Die Maschine errechnet ein Motiv, durchbricht mit Injektionsnadeln die oberen Schichten der Epidermis und sticht mit Tinte ein Symbol in die Haut, das als Sinnbild für die dauerhafte Verbindung von Mensch und Maschine bestehen bleibt und die Person für immer zeichnet.

„Der Wolf – als Räuber – ertarnt sich seine begehrte Beute“ ist der Titel der beiden Schafskulpturen, deren Gesichter die Züge von Wölfen annehmen. Seit Jahren beschäftigt sich Deborah Sengl in ihrer künstlerischen Arbeit mit dem Tarnen und Täuschen, mit Sein und Schein und zumeist nimmt sie dafür Anleihen aus der Tierwelt. „Der Wolf im Schafspelz“ ist eine Redewendung für jemanden oder etwas der/das nur vorgibt völlig harmlos zu sein. Aber handelt es sich hier um einen Wolf in der Verkleidung seines Beutetieres oder schreckt das Schaf allfällige Feinde durch die Raubtiermaske ab? Die Ambivalenz, die diesen Hybridwesen innewohnt, lässt die Grenze zwischen Täter und Opfer verschwimmen. Ingeborg Erhart

„Kunst und Widerständigkeit, von der Dringlichkeit radikaler Antworten“, holy damn it, Dienstag, 02. Oktober um 19.00, Lecture mit Michael Backmund, Markus Dorfmüller, Petra Gerschner, Marina Gržinić, Oliver Ressler, Walter Seidl.

Premierentage 2007 Freitag, 23. November 2007 um 20.30, Finissage „Von Wegen und Säumen“ von PRIVAT/Ute Neuber, ein performativer Vortrag im gruppendynamischen Stehmöbel von und zu 9m Umfang.

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exklusiv
Kurator: Ingeborg Erhart
Ort: Kunstpavillon

Künstler: Emanuel Danesch, diekönigin , holy damn it  , PRIVAT  / Ute Neuber, Niki Passath, Deborah Sengl