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EXPERIMENTAL SETUP
PART I: CHAOS, DESIRE, PAIN, SCAM, GREED & PLEASURE
18.05. - 22.06.2019

Die Manifestation der TOTALEN INSTALLATION und eine sinnliche, poetische, radikale und brachiale Demonstration von Kunst Kunst 

„Wir diagnostizieren der zeitgenössischen Kunst eine pathologische Übertheoretisierung, die eine poetische, sinnliche und haptische Erfahrung von Kunst weitgehend verdrängt hat.“

Das Kollektiv EXPERIMENTAL SETUP verwirft das konventionelle Betriebssystem der zeitgenössischen Kunst und ihrer Ausstellungspraxis durch die Einführung der Totalen Installation. Die theoretische Verankerung hierfür bildet das Manifest der Totalen Installation, welches ein neues ästhetisches Programm und Ausstellungskonzept vorlegt.

Die Botschaft des Manifests der Totalen Installation richtet sich sowohl an Protagonisten der Kunstwelt als auch an Ausstellungsbesucher: Die eingefahrenen und etablierten Strukturen und das Prozedere der Präsentation von Kunst, die institutionellen Bewertungsparameter, die Mechanismen des Kunstmarkts und die zum Ritual verkommenen Aneignungsmodelle des Kunstbetrachters müssen zugunsten einer sinnlichen, poetischen, radikalen und brachialen Demonstration von Kunst überdacht werden! In diesem Kontext wird die Totale Installation als Paradigma in der künstlerischen Arbeit von EXPERIMENTAL SETUP verstanden.

Die Totale Installation ist radikal und brachial:
Die gewohnte Ausstellungspräsentation wird überschrieben, und ihre entsprechenden organisatorischen Abläufe wie Auf- und Abbau, Vernissage, Ausstellungsbetrieb und Finissage werden neu strukturiert. Die Totale Installation ist als offene Erzählung zu verstehen, die sich in Ausstellungen manifestiert und fortschreibt. Durch die Dramatisierung der Ausstellungspräsentation erfolgt eine Demontage der passiven Rolle des Ausstellungsbesuchers zugunsten der Ermächtigung zum wirkenden und tätigen Protagonisten. Die standardisierte und erstarrte Rollenaufteilung zwischen Akteur und Beobachter, Produzent und Konsument wird aufgehoben.

Der White Cube - als Inbegriff des zeitgenössischen Kunstraums - wird in seiner Sterilität gestört und durch die Totale Installation einer Hypermetamorphose unterzogen. Fragen, wie: Was ist (noch) Teil der Ausstellung? Wer ist Besucher, wer Akteur? Und ist die Ausstellung bereits eröffnet oder schon im Abbau? können nicht eindeutig beantwortet werden.

Die Totale Installation ist sinnlich und poetisch:

Die in der Totalen Installation vereinten künstlerischen Arbeiten unterschiedlicher Medien sind Botschafter des im kollektiven Unterbewusstsein und in unserem archaischen Wissen gespeicherten Mythos. Bilder, Objekte, Apparaturen, Filme, Gerüche und Soundtracks werden als Versuchsanordnungen, die von Liebe, Hass, Verlangen, Schmerz, Betrug, Gier, Rache und Vergnügen erzählen, angeordnet. Diese archetypischen menschlichen Grundwidersprüche und Konflikte, Leidenschaften und Verfehlungen zeichnet der Mythos in einer „Sprache der Phantasie“ auf und legt eine Spur zu den ältesten Erzählungen der Menschheit. 


Durch die Besinnung auf die Kunst- und Wunderkammern des Renaissancezeitalters findet sich der Betrachter eingefangen in ein Ordnungssystem, das den Kosmos als Beziehungsnetz interpretiert, in dem alles miteinander verwoben ist. 
In diesem Spiel aus Analogien agiert das Kollektiv EXPERIMENTAL SETUP als Begleiter und Vermittler, der die Ausstellung zur Wirkungsstätte und zum Kommunikationsort emanzipiert.

Das Kollektiv EXPERIMENTAL SETUP formierte sich im Oktober 2018 und hat bisher die beiden Ausstellungen DIE PRAXIS DER UNMÖGLICHKEIT und IM RAUSCH DES UNTERGANGS realisiert. Im Kunstraum Innsbruck wird EXPERIMENTAL SETUP vom 18.05. bis 22.06. 2019 den ersten Teil eines Zyklus vorlegen, der sich dem Thema Mythos verschreibt. EXPERIMENTAL SETUP sind Kata Hinterlechner und Bosko Gastager - sowie für jedes weitere Ausstellungsprojekt engagierte Künstler und Akteure.

Kuratorin: Anna Fliri