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Auch wenn das Datum der Eröffnung auf den Internationalen Frauentag und somit die Titelwahl der Ausstellung um eine Dimension erweitert erscheint, hat das eine mit dem anderen nur bedingt zu tun. Es sind vielleicht die Realitäten und Verwerfungen der konsumistischen Gesellschaft, die sich in den Arbeiten beider Künstler wiederfinden lassen. Dass z.B. die weiterhin unerfüllten Ziele des Internationalen Frauentags vom Schwell des Merci-Schokolade-umsatzstarken Muttertag und seiner Rührseligkeit überspült werden. Alles scheint seinen Weg zu gehen und zeitgleich erscheinen die Zeiten unsicherer als je zuvor. Die Trennung dessen, was individuell und was global betrifft und eben derartige Konsequenzen fordert, wird stoisch aufrechterhalten. Gleichzeitig schwingt sich ein vorgebliches Effizienz- und Qualitätsbewußtsein von Ast zu Ast in mittlerweile schwindelerregenden Höhen. Nach unten schauen, Zögern oder gar das Experiment der Zufälligkeit (ansich dem evolutionären Modell entsprechend) eine gewisse Entscheidungsmacht zukommen zu lassen werden der Unprofessionalität zugesprochen und als Worst Case unserer Welt gilt die gebrochene Zeitleiste im Project Management Tool der Unternehmensplaner - und dabei liegen längst zu viele Aufgaben auf dem roten Faden. Denn Fehler zwängen zur Konsequenz einer Änderung des Kalküls. Den Technokraten packt das Ohrensausen und lässt ihm das Unterlid unkontrolliert zucken. Augen auf! Die System-, Montage- und sogar der profane Rechtschreibfehler kann mehr als nur Irritation und Qualitätsproblem verkörpern.

Der Fehler als Chance ..

Der Leipziger Bildhauer Andreas Grahl (*1964) beschäftigt sich seit jeher mit dem Fehler im System. Seine Arbeiten wirken beim Betrachter durch die Koexistenz von Verstörung und Begeisterung. So zerschlug er bei Galerieausstellungen und auch nach dem Erhalt eines Kunstpreises der Dresdner Bank deren Scheiben, um in den auf Durchzug gestellten Räumen aus den gewonnen Scherben seine Objekte entstehen zu lassen.

Grahl beweist mit seinen Arbeiten großartigen Spielwitz. Auch wenn diese Eigenschaft doch eher im Sportkommentar von professionellen Fußballspielern verlangt wird, liegt das zusammengesetzte Wort recht nahe, wenn man sich die entstandenen Skulpturen der letzten Jahre anschaut. Die Konsistenz von spielerischen Elementen und pointierter Exposition seiner bildhauerischen Arbeit beweisen die in Großmaßstäben gefertigten an Überraschungseifiguren angelehnten Skulpturen, bei denen er durch Neukombination und Fehlstellung der Einzelteile bewusst Montagefehler erzeugt und die entstandene 'Missbildung' auf den Sockel hebt.

Auch wenn man den Arbeiten von Fabian Reimann (*1975) den Humor nicht absprechen kann, bleibt auch im Vordergrund, d.h. in der Präsentationsebene ernster. Der derzeitige Schüler von Heimo Zobernig, nutzt die formale Reduktion um Thematiken die gesellschaftspolitisch und historisch ein besonderes Konfrontationspotenzial in sich tragen. Es geht Reimann augenscheinlich um Fragestellungen zum Umgang mit Konfliktsituationen und deren Lösungsoptionen, Blockbildungsstrategien bishin zu ästhetischen Problemstellungen wie militaristisch durchwebt sich Kultur und Gesellschaft schon durch verwendete Zeichen- und Bildsprache zeigen und führt diese, nennen wir es lapidar Kriegsästhetik, ins Absurde.

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Fabian Reimann & Andreas Grahl
FRAU HÖLLE
Skulptur