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Ferdinand Kriwet ist ein Pionier der Medienkunst. Seiner Zeit voraus, beschäftigte er sich bereits in den 1960er Jahren in Ausstellungen, Bühnenauftritten und Hörspielen mit unseren von der Reizüberflutung der Massenmedien beeinflussten Sehgewohnheiten und analysierte die Sprache von Fernsehen, Werbung und Fotografie. Analog zur bildenden Kunst, die sich seit den 1950er Jahren zunehmend der neuen Medien bedient hat, wurde in der Nachkriegszeit auch in der Literatur nach zeitgemäßen Ausdruckformen gesucht. Für Kriwet, der sich selbst als visuellen Poeten und Schriftsteller beschreibt, ist die Sprache nicht nur Wort, sondern auch Bild. Im Kunstzentrum Rheinland der 1960er bis 1980er Jahre wirkte Kriwet als vielseitiger Mixed-Media-Künstler: Er gestaltete Neonschriften, Wandbemalungen und Leitsysteme im öffentlichen Raum, er produzierte zahlreiche Rundfunkbeiträge und entwarf Kunst-am-Bau-Projekte, bevor er sich Ende der 1980er Jahre allmählich aus dem Kunstbetrieb zurückzog.

Kriwets Wurzeln liegen in der Konkreten Poesie, eine seit etwa 1950 international aufkommende literarische Strömung, bei der die visuellen und akustischen Eigenschaften der Sprache künstlerisch genutzt werden. Zeitgleich mit Kriwets ersten künstlerischen Anfängen, zu denen unter anderem die Werkgruppe der Rundscheiben zählt, in denen Texte ohne Anfang und Ende und ohne vorgegebene Leserichtung zu sehen sind, formierte sich in Österreich die legendäre Wiener Gruppe. Deren Protagonisten H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener setzten ebenfalls Sprache als universales Modell der Wirklichkeitskonstruktion ein und formulierten bereits sehr früh konzeptuelle Positionen, die in radikaler Form den damaligen ästhetischen Konsens überschritten. Die Personale von Ferdinand Kriwet ist nicht nur in Österreich, sondern auch speziell in Innsbruck historisch eingebettet. Denn in Innsbruck wirkte bis zu seinem Tod im letzten Jahr der der Visuellen Poesie nahe stehende Künstler-Theoretiker Heinz Gappmayr, und Ferdinand Kriwet war bereits 1968 in der Ausstellung Visuelle Poesie in der Galerie im Taxispalais vertreten

Die retrospektiv angelegte Ausstellung KRIWET – Yester 'n' Today gibt erstmalig in Österreich einen umfassenden Überblick über Kriwets vielschichtiges Oeuvre. Neben den ersten Rundscheiben und Poem Paintings werden die Hör- und Sprechtexte, Publikationen, Film- und Fernsehbeiträge, Neonarbeiten sowie eine neue und eigens für die Schau konzipierte Mixed-Media-Installation vorgestellt. Damit wird das Werk eines Künstlers präsentiert, der sich bereits zu Beginn der Massenmedialisierung unserer Gesellschaft mit der Bedeutung von Medienkompetenz auseinandersetzte und dessen Arbeiten heute, im Zeitalter des Internets, aktueller sind denn je.

Ferdinand Kriwet Geboren 1942 in Düsseldorf, lebt in Dresden. Zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. 2009 On the Margins of Art. Creation and Political Engagement, MACBA, Barcelona; 2008 5. Berlin Biennale, Berlin; 1977 documenta 6, Kassel; 1962 Lettering by Modern Artists, MoMa, New York.